3. Advent: Bischof Alois Schwarz
Worüber sollen wir uns freuen?

Die Natur erinnert uns in dieser Jahreszeit daran, mit unseren Kräften sparsam umzugehen. Eine Spur der Hoffnung liegt darin, auf das zu schauen, was unser Herz erfreut.
Bild: Vereiste Hagebutten nach einem Eisregen.  | Foto: Leopold Schlager
  • Die Natur erinnert uns in dieser Jahreszeit daran, mit unseren Kräften sparsam umzugehen. Eine Spur der Hoffnung liegt darin, auf das zu schauen, was unser Herz erfreut.
    Bild: Vereiste Hagebutten nach einem Eisregen.
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Der dritte Adventsonntag hebt sich heraus aus der Vorbereitungszeit auf Weihnachten durch die besondere Aufmerksamkeit für das Erleben der Freude. Gaudete! Freuet euch, heißt es an diesem Sonntag. An den Adventkränzen wird dies durch die rosa Kerze zum Ausdruck gebracht.

Doch worüber sollen wir uns denn freuen, werden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, fragen. Unser Alltag zeigt sich zumeist alles andere als erfreulich. Viele Menschen leben in der täglichen Sorge um ihre Existenz. Sie haben keine Möglichkeit, die hohen Kosten, die auf sie zukommen, zu bezahlen. Viele Alleinerziehende wissen manchmal nicht, wie sie ihren Kindern essen kaufen geschweige denn die nächste Stromrechnung begleichen können.

Andere Menschen leiden entweder selbst an einer unheilbaren Krankheit oder begleiten einen geliebten Menschen durch eine schwere Krankheit und wissen nicht, ob dieser Mensch das kommende Weihnachtsfest noch erleben wird können.
Dann gibt es auch Menschen, die manchmal schon jahrelang im Unfrieden mit einem oder mehreren Menschen leben. Das drückt auf ihr Herz und belastet ihre Lebensqualität.
Zuletzt gibt es auch mit dem Blick auf unsere Welt kaum einen Grund zur Freude. Der Krieg in der Ukraine, die vielen Menschen, die auf der Flucht sind, die Bedrohung unserer Erde durch den Klimawandel, deren Folgen dann oft Erdbeben, Überschwemmungen, Unwetter und Stürme sind, bringen uns nur schwer in ein befreites Gefühl der Freude.
Wenn wir nun aber die Texte aus der Hei­ligen Schrift betrachten, dann können wir schon gleich beim Propheten Jesaja lesen:
Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie. Sie wird prächtig blühen und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken.“ (Jes 35,1-2)

Eine Spur der Hoffnung

Wenn alles um uns herum in eine äußere Traurigkeit eintaucht, dann gibt uns die Bibel eine Spur der Hoffnung. Sie erinnert uns Menschen, auf das zu schauen, was unser Herz erfreut: die Natur in ihrer jahreszeitlichen Veränderung. Gerade jetzt im Winter lernen wir Menschen, uns, wie die Natur es auch tut, zurückzuziehen. Wir werden erinnert, mit unseren Kräften sparsam umzugehen, uns nicht zu verausgaben und uns nicht in die Tretmühlen des Stresses und der Geschäf­tigkeit hineinziehen zu lassen. Die Freude kommt dann, wenn wir dankbar sein können für das, was an Gutem in unserem Leben Tag für Tag auch passiert, wie beispielsweise die Dankbarkeit für die Natur, die un­ermüdlich ihre Schönheit und Pracht unabhängig von der Jahreszeit auf die Erde legt.

Im Jakobusbrief erfahren wir, dass es auch Zeiten gibt, die unsere Geduld einfordern:
„Siehe, auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde, er wartet geduldig auf sie, bis Frühregen oder Spätregen fällt.“ (Jak 5,7b) Diese Wartezeit in Geduld gelingt besser, wenn wir die kleinen „Geschenke der Herzensfreude“ am Wegesrand unseres Lebens wahrnehmen: ein freundlicher Blick, ein liebevolles Wort, ein herzerfrischendes Lachen, der Raureif auf einem Grashalm und/oder die Rosenblüte, die von einer zart-gefrorenen Wasserschicht geborgen wird. Auch das Berühren der Hand eines Schwerkranken kann zum Moment der Freude werden, wenn wir in Dankbarkeit mit ihm verbunden sein können. Der Sonntag der Freude erinnert uns daran, dass wir die Spuren Gottes in den verschiedensten Facetten unseres Lebens wahrnehmen. Wer sich auf Gottes Spurensuche begibt, wird zum Boten/zur Botin Gottes für andere. Das ist es auch, wenn Jesus über Johannes sagt:
„Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bahnen wird.“ (Mt 11,10)

„Freuet euch!“

Begeben wir uns auf die göttliche Spurensuche, denn dann bereiten wir den Boden der Freude trotz aller äußeren Traurigkeiten und Missstände in unserer Welt. Lassen wir uns ein auf die Momente der Freude und des Glücks, die wir durch die Dankbarkeit, Güte und Menschenfreundlichkeit in dieser Welt entdecken können. Deshalb spreche ich Ihnen, ganz besonders für diesen Sonntag, zu: Freuet euch!

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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