4. Advent: Bischof Alois Schwarz
Wie Gott in unserem Leben gegenwärtig ist

Gott zeigt sich uns in immer wieder neuen Facetten, in allem, was dem Menschen zum Leben verhilft.
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Am vierten Adventsonntag werden wir erneut daran erinnert, dass Gott an der Seite des Menschen sein will. Er möchte dem Menschen sagen: Mensch, ich verlasse dich nicht. Ich will bei dir sein – auch dann, wenn dein Alltag zur Last und Mühe geworden ist. Wir Menschen neigen dazu, zu denken, dass Gott uns verlassen hat, wenn es uns nicht gut geht. Warum lässt Gott den Krieg in der Ukraine zu? Warum greift Gott nicht ein, wenn Menschen Gewalt und Unrecht geschieht? Warum müssen kleine Kinder sterben? Wo ist Gott?

Warum
etwas so oder so geschieht, lässt sich nicht beantworten. Manchmal ist es hilfreich zu fragen: Wozu soll dieses oder jenes geschehen?

Sehr schnell fordern Menschen in Zeiten der Unruhe, des Krieges und der Not von Gott ein Zeichen, denn der Mensch möchte glauben können, dass es Gott gibt. Gott lässt sich aber dafür nicht verwenden. Im Gegenteil: Er möchte, dass der Mensch eine andere, eine neue Wahrnehmung bekommt.

Warum von Gott Zeichen fordern?

Da heißt es beim Propheten Jesaja: „Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott.“ (Jes 7,11) Hier, an dieser Stelle, wird deutlich, dass es nicht darum geht, immer neue Zeichen von Gott einzufordern, sondern wahrzunehmen, was ist. Es heißt nämlich weiter unten im Text: „Die Jungfrau hat empfangen.“ (Jes 14,6) Das bedeutet, das Zeichen ist schon da. Wir Menschen sind eingeladen, die Zeichen und Spuren Gottes in unserer – manchmal so dunklen – Zeit wahrzunehmen und zu er­kennen.

Gott zeigt sich uns in immer wieder neuen Facetten, in der liebevollen Begegnung mit einem Menschen, im freundlichen Blick, in der Hilfsbereitschaft, in der Fürsorge für andere, in der Schöpfung, also in allem, was dem Menschen zum Leben verhilft. Wenn wir „die Jungfrau hat empfangen“ zugesprochen bekommen, dann dürfen wir davon ausgehen, dass Gott mit uns ist und Er will, dass wir das auch erkennen.

Gleichzeitig ist mit dieser Wahrnehmung aber auch ein Auftrag verbunden, nämlich, so wie Paulus es im Brief an die Römer schreibt: „Unter ihnen lebt auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid.“ (Röm 1,6) Der/die Erkennende/n, diejenigen, die die Spur Gottes wahrnehmen, sind aufgefordert, das auch auszusprechen. Diese Nachricht der Hoffnung und Zuversicht, dass Gott mit uns ist, die gilt es einander weiter zu schenken.

Es ist eine große Gnade, wenn es Menschen gibt, die diese Wahrnehmung mit anderen teilen, denn sie verbreiten Hoffnung, Zuversicht, Liebe und Menschenfreundlichkeit. Diese Gnade spricht Paulus in der zweiten Lesung den Menschen zu, wenn er schreibt: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus
Christus.“
(Röm 1,7b) Das ist das Programm, aus dem wir leben könnten. Doch leider wissen wir auch, dass uns auf unserem Weg – so herausfordernd er auch sein mag – diese Hoffnung immer wieder abhanden kommt. Das sehen wir auch bei Josef, der seine Frau Maria verlassen wollte. Der Evangelist Matthäus schreibt: „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“ (Mt 1,19) Was für eine Blamage für einen Mann in der damaligen Zeit! Weil er Maria aber liebte und „gerecht“ war, wollte er keinen großen Wirbel darum machen, sondern still davon gehen. Er wollte sich dem Gerede der Leute nicht stellen. Er hatte Angst. Deshalb zog er es vor, still und heimlich sich aus der Affäre zu ziehen. Josef hat aus menschlichem Ermessen richtig gehandelt. Niemand könnte ihm dafür einen Vorwurf machen.

An das Dasein Gottes glauben

Die Logik Gottes aber ist eine andere. Dort nämlich, wo die menschliche Denkweise an ihre Grenzen stößt, setzt Gott ein Zeichen – bei Josef durch den Traum. Matthäus beschreibt die Begegnung mit dem Engel so: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht.“ (Mt 1,20b) Weil Josef an Gottes Dasein geglaubt hat, kann er das Zeichen auch wahrnehmen und deuten. Deshalb weiß er, was zu tun ist. Der vierte Adventsonntag lädt uns ein, wahrzunehmen, wo Gott in unserem Alltag bei uns ist. Mögen Sie diese Spuren Gottes im Zugehen auf Weihnachten entdecken!

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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