20. Sonntag: Caritasdirektor Ziselsberger
Wem gilt meine Hilfe
Jesus ist im Evangelium von heute vorerst unwirsch, so scheint es durch die Zeilen zu klingen. Da wendet sich eine Frau an ihn und bittet ihn um Hilfe. Aber er weist sie ab und verweigert seine Zuwendung. Sie bleibt hartnäckig und nach einem kurzen, aber intensiven Dialog wendet sich Jesus ihr zu und wirkt heilend.
Wem gilt die Zuwendung Jesu? Für wen ist er da und zu wem schickt er seine Jüngerinnen und Jünger aus? Wem gilt unsere Hilfe heute? Diese Frage ist eine zeitlose Frage, die jede Generation neu für sich beantworten muss. Im Matthäusevangelium gibt es dazu verschiedene Hinweise. Bei der Sendung der Jünger (Mt 10 5-6: Evangelium vom 18.6.2023) steht: „Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Heute wendet sich Jesus selbst der kanaanäischen Frau zu und heilt. Ihr sagt er schließlich: „Dein Glaube ist groß. Was du willst soll geschehen.“ Und später im Matthäusevangelium (Mt 28,19) – nach der Erfahrung der Auferstehung – sagt Jesus: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Wem gilt unsere Hilfe heute? Diese Frage ist eine zeitlose Frage, die jede Generation neu für sich beantworten muss.
Die Zuwendung Jesu und der Auftrag an die Jüngerinnen und Jünger gilt allen Menschen. Das Matthäusevangelium wird einer judenchristlichen Gemeinde zugeschrieben. In dieser Gemeinde gab es vermutlich Konflikte um die Frage, wie mit den Heidenchristen umgegangen werden soll, wie diese Christen sein können, welche Gesetze für sie gelten. Im Konflikt mit den Schriftgelehrten findet sich regelmäßig ein Disput über das Einhalten der strengen jüdischen Gesetze. Die Pharisäer stellen die Einhaltung der Gesetze über die Bedürfnisse der Menschen. Jesus ordnet die Gesetze den Menschen unter. Er hebt sie nicht auf, aber er blickt zuerst auf die Menschen. Dabei ist es nicht bedeutend, ob diese Menschen Juden sind oder nicht. Die Frohe Botschaft ist für alle Völker und Menschen gedacht. Im Evangelium von heute macht Jesus selbst diesen Schritt über die eigene Gemeinschaft hinaus und wendet sich der kanaanäischen Frau zu, die nicht zu den „Schafen des Hauses Israel“ gehört. Vielleicht ist es auch bewusst eine Frau, bei der Jesus lernt, dass sein „Gesandt-sein“ viel weiter geht. Es sind oft die Frauen, die durch ihren Glauben zu einer Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse beitragen.
Die Caritas ist für alle Menschen in Not da
Als Caritasdirektor ist dieses Evangelium wegweisend für mein Handeln. Für wen ist die Caritas heute da? Wem gilt unsere Unterstützung, wem gilt unsere Zuwendung? Es sind alle Menschen in Not, für die wir da sind. Oft ist ein wesentlicher Teil der Hilfe, den betroffenen Menschen wieder den Glauben an sich selbst zu ermöglichen. Wer wieder an sich und seine Kraft glauben kann, der kann auch Veränderung in seinem Leben bewirken. So wie der Glaube der Frau die Heilung durch Jesus ermöglicht hat. Wir wissen, dass diese neue Hoffnung und Zuversicht nicht immer mit der ersten Unterstützungsleistung erreicht wird. Oft braucht es mehrere Anläufe, um verfestigte Lebensmuster aufzubrechen oder gesellschaftliche Missverhältnisse zu verbessern. Und oft ist die Situation auch so, dass aus eigener Kraft eine Veränderung schwer möglich ist. Aber es ist unser Ziel, den Glauben der Menschen an ihre Veränderungskraft zu stärken.
Wir helfen Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie Lebensmittel, Heizmaterial oder Miete bezahlen können. Wir helfen Menschen, die durch Krankheit oder Behinderung auf Unterstützung angewiesen sind und stehen mit Beratung oder Therapie zur Verfügung. Wir sind für weit über zehntausend Menschen in der Diözese helfend und heilend tätig.
Jetzt, im August, steht die Hilfe für Menschen im Ausland im Mittelpunkt. Weltweit hilft die Caritas Menschen an einer Verbesserung ihres Lebens zu arbeiten. Wo Menschen ernsthaft die Veränderung ihrer Lebensverhältnisse verbessern wollen, dort setzen wir gezielt jene Spenden ein, die wir sammeln und die uns anvertraut sind. Dort, wo der Glaube an Veränderung groß genug ist, können wir helfen, dass das geschieht, was sich die Menschen vornehmen. Dort können wir heute Zuwendung schenken und heilend wirken.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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