Wort zum 4. Adventsonntag - von Bischof Alois Schwarz
Weihnachten ist das Du-Wort Gottes an uns Menschen
Zu Weihnachten erinnern wir uns an die Geschichte, dass Maria, die mit Josef verlobt war, ein Kind erwartet. Bald wird es zur Welt kommen und wir werden seine Geburt feiern. Der jungen Frau wurde von einem Engel gesagt: „Du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben.“ (Lk 51,31). Gott möchte Mensch werden. In Jesus Christus wird ER einer von uns, weil ER den Menschen so sehr liebt, dass ihm nichts Menschliches fremd sein möchte. ER taucht ein in die Dunkelheit dieser Welt als das Licht, das uns Menschen die Hoffnung schenkt.
Die Versöhnungsgeschichte Gottes mit seinem Volk Israel geht also weiter.
Mit der Erinnerung an die Geburt Jesu geht es um einen Neuanfang Gottes mit den Menschen. Wenn wir tief in unser Innerstes blicken, spüren wir eine Sehnsucht, das Eine oder Andere neu anfangen zu dürfen. Wir kennen auch das Verlangen, mit etwas, das uns nicht recht gelingen will, neu zu beginnen. Für Eltern ist sicher die Geburt eines Kindes so etwas wie ein familiärer Neuanfang. Freilich sind damit auch Ängste verbunden und Sorgen, ob es recht wird. Wie bei jedem Veränderungsprozess gibt es auch Widerstand und Gegenargumente. Man muss sich ja immer wieder auf Neues einstellen und das beharrliche Festhalten an gewohnten Alltäglichkeiten ist dabei oft sehr ausgeprägt.
Von Maria lernen, Dinge „geschehen zu lassen“
Maria ist der Mensch, in dem Gott mit seiner heilenden und aufrichtenden Weise als Kind zu leben beginnt. An ihr dürfen wir lernen, Dinge „geschehen zu lassen“, auch Schwierigkeiten und Probleme auszuhalten. Maria reagiert mit dem „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38). Magd des Herrn meint hier, dass sie eine Horchende ist, die bereit ist, sich sagen zu lassen, was Gott mit ihr vorhat. Der Theologe und Priester Wilhelm Bruners erklärt die Bedeutung der „Magd des Herrn“, wenn er schreibt: „Das ist nicht die Magd aus dem Stall, das ist die Schwester des Gottesknechtes […] Wahrhaft eine göttlich-menschliche Karriere.“
Gott möchte aber auch in meiner Welt geboren werden. Ich kann im Gebet auch ganz konkret fragen: Gott, was hast du mit mir vor? Manche Menschen haben vielleicht die Sprache verloren, mit Gott zu reden. Manche haben nicht mehr die Kraft, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen. Wieder andere können ihrem Gott nicht verzeihen, denn sie meinen, dass er ihnen dieses oder jenes hat zustoßen lassen.
Gerade die vertrauende Haltung Mariens kann ein Vorbild für uns Menschen im Advent sein. Es ergeht an uns die Einladung, im Zugehen auf Weihnachten vertrauter mit der Art Gottes zu werden, aber auch mit der Art, wie Gott mit uns umgeht. Rechnen wir überhaupt mit seinem Kommen in unser Leben? Oder stellen wir, in bloß nostalgischer Manier, eine Krippe auf, weil es eben Tradition ist und weil wir uns eines lediglich geschichtlichen Ereignisses erinnern wollen?
Die letzten Tage im Advent wollen dazu ermutigen, wieder neu mit der rettenden Liebe Gottes zu rechnen. Wir dürfen vertrauen, dass im Leben Rettendes geschehen kann. Wir können das Vertrauen wagen, denn Gott hat noch Größeres gewagt: Er vertraut sich den Menschen an. Er bietet der jungen Frau von Nazaret – und damit uns Menschen – das Du-Wort an und vertraut darauf, dass wir die Einladung seiner Freundschaft annehmen. Er riskiert seine Zuwendung zu den Menschen in einer bisher noch nie da gewesenen Weise.
Ich lade Sie ein, liebe Leserin, lieber Leser, die letzten Tage vor dem Heiligen Abend dazu zu nutzen, die Stimme Ihres Herzens zu hören und nicht nur Ihre Wohnungen und Häuser, sondern auch Ihre Seele für das Kind in der Krippe, für das Kommen Gottes in unserer Welt vorzubereiten.
Gesegnete
Weihnachten!
Diözesanbischof
Dr. Alois Schwarz
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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