Kommentar zum Sonntagsevangelium (5. Jänner 2025)
Weihnachten: Friede geht vom menschgewordenen Wort aus
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Das sind die ersten Worte der Heiligen Schrift aus dem Buch Genesis. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.“ So schreibt Johannes zu Beginn seines Evangeliums. Mit diesen Worten stellt er bewusst eine Verbindung zwischen dem Anfang seines Evangeliums und dem Anfang der Bibel her.
Ein paar Zeilen später schreibt er: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Dieses Wort ist Mensch geworden und hat durch Jesus vor 2000 Jahren zu uns gesprochen. Johannes der Täufer bezeichnete sich selbst demütig als „die Stimme eines Rufers in der Wüste“. Diese Stimme verstummte, doch das Wort (Jesus), das er verkündete, blieb. Es lebte weiter, besonders in den Herzen der Menschen.
Gott spricht immer wieder zu uns. Wenn Gott spricht, ist das natürlich etwas Besonderes. Von Anfang an hat sein Wort Schöpfungskraft besessen. Am Anfang sprach er und schuf die Welt: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Die zweite göttliche Person, die ewig ist und Gott ist, hat hier mitgesprochen. Diese zweite göttliche Person ist dann Mensch geworden und hat als Mensch in seinen 33 Lebensjahren zu uns Menschen gesprochen. Durch sein Wort brachte er nicht nur Botschaften, sondern auch Heilung und Hoffnung.
Seine Worte haben den Menschen geholfen. Jesus sprach: „Ich sage dir: Steh auf!“ Und der Gelähmte konnte wieder gehen. Nach dem Wort „Effata!“ konnte der Taubstumme wieder hören und sprechen. Er sagte zum toten Mädchen: „Talita kum!“ – „Mädchen, ich sage dir: Steh auf!“ – und das Mädchen kehrte ins Leben zurück.
Auch wir beten bei jeder heiligen Messe vor der Kommunion: „Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!“ Wir vertrauen diesem Wort. Wir wissen, dass sein Wort voller Kraft und Gnade ist. Es kann unsere Wunden heilen, unsere Sünden vergeben und uns Trost spenden.
Auch wir Menschen können sprechen – eine Gabe, die uns von Gott verliehen wurde. Tiere können das nicht. Sie können nur Laute von sich geben. Aber wir Menschen können denken und unsere Gedanken aussprechen. Das ist ein Privileg und eine Verantwortung zugleich. Unsere Zunge soll ein Werkzeug Gottes sein. Sie ist nicht dazu da, zu verletzen, zu lügen oder zu sündigen, sondern dazu, Gutes zu tun. Sie soll trösten, ermutigen und aufbauen. Mit unseren Worten können wir Frieden stiften, Freude schenken und Hoffnung verbreiten. Denken wir daran: Unsere Zunge ist ein Werkzeug, mit dem wir Gott ehren und unseren Mitmenschen Mut zusprechen können.
Gib mir die richtigen Worte
Ein Lied bringt diese Bitte an Gott treffend zum Ausdruck: „Gib mir die richtigen Worte. Gib mir den richtigen Ton. Worte, die deutlich für jeden von dir reden. Gib mir genug davon. Worte, die klären, Worte, die stören…“
Wie wahr: Es braucht die richtigen Worte. Manchmal fehlen sie uns. Manchmal sind wir sprachlos. Es gibt Momente, in denen Schweigen angebracht ist, aber oft sollen wir die Gabe des Sprechens nutzen, um auf das Wort Gottes hinzuweisen – das Wort, das Fleisch geworden ist.
In Afrika gibt es einen einzigen von der Kirche anerkannten Marienerscheinungsort: Kibeho in Ruanda. Dort offenbarte sich die Muttergottes in den 1980er-Jahren den Seherkindern als die „Mutter des Wortes“.
Bitten wir die Muttergottes, die Mutter des Wortes, um ihre Fürsprache: Dass sie uns lehrt, friedliche Worte zu wählen und Streit, Feindseligkeit und Konflikte zu vermeiden. Weihnachten, das Fest des Friedens, erinnert uns daran, dass dieser Friede vom menschgewordenen Wort ausgeht. Möge dieser Friede auf der ganzen Welt spürbar sein. Amen.
Autor
Mag. Christian Poschenrieder stammt aus Bayern und ist eines der ersten vier Mitglieder der Gemeinschaft vom heiligen Josef, die am 29. Juni 1996 im St. Pöltner Dom zu Priestern geweiht wurden. Er war zunächst Provisor, dann Pfarrer von Rappoltenkirchen, späater Pfarrer in Maria Laach am Jauerling. Seit 1. Oktober ist Christian Poschenrieder für die Ybbstaler Pfarren Waidhofen/Ybbs, Zell, Böhlerwerk, Konradsheim und St. Leonhard/Walde zuständig. Zudem wirkt er als Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke, kurz Missio. Foto: zVg
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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