4. Advent, Bischof Alois Schwarz
Weihnachten - Fest des Lebens und göttlichen Willens
Mit dem vierten Adventsonntag endet der vorweihnachtliche Besinnungsweg. Die Texte der Heiligen Schrift werden uns bereitgestellt als Wegbegleiter und Richtschnur für unser Leben. Gleichsam als würden die Verfasser der Schrifttexte uns mitteilen wollen: Mensch, wenn du dich auf die Suche nach dem Weg des Lebens machst, dann wirst du Frieden erlangen, einen Frieden im Umgang mit den Mitmenschen und einen Frieden im Innersten deiner Seele.
So heißt es im Buch des Propheten Micha: „Und er wird der Friede sein“ (Mi 5,4a). Gemeint ist der Messias, der kommen wird. Noch bevor Jesus geboren wurde, haben die Menschen den Messias erwartet, von dem sie geahnt haben, dass ER der Friedensbringer sein wird. Die Mehrheit im jüdischen Volk lebt heute noch in der Erwartung des kommenden Messias. Wir Christinnen und Christen sind davon überzeugt, dass mit Jesus Christus der Messias bereits in die Welt gekommen ist und mit ihm einer, der den Frieden bringt.
Paulus schreibt dann, das hören und lesen wir in der zweiten Lesung: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Hebr 10,9b). Das ist der tiefe innere Ausdruck des gläubigen Menschen, der sein Leben und seinen Glauben nicht auf Menschen gründet, sondern auf Jesus selbst. Wenn hier von „deinen Willen zu tun“ geschrieben wird, dann geht es hier nicht um den Willen von Menschen. Das Ziel sollte sein, dass der Mensch will, was Gott will. Die Botschaft in diesem Schrifttext heißt: Mensch, wenn du den Willen Gottes tust, dann wird es dir gut ergehen, dann wirst du deinen Frieden und deine Freiheit finden. Das bedeutet nicht, dass der Mensch den Willen eines anderen Menschen erfüllen soll, sondern, dass der Mensch seine Ausrichtung auf Gott hin nicht verlieren möge. Die Christinnen und Christen leben nicht in der Vorstellung, dass sie selbst die Willensgeberinnen und -geber von anderen sind, sondern dass einzig der Wille Gottes das Maß aller Dinge ist.
Zu Weihnachten feiern wir diesen Willen Gottes, der durch die Geburt seines Sohnes Jesus im Stall von Betlehem sich dieser unserer Welt damit schenken wollte. Nicht die Menschen haben ihren Willen kundgetan, dass sie dieses Geschenk haben wollen, sondern Gottes Wille wurde durch Maria Wirklichkeit. SEIN Wille wurde lebendig, weil ER uns in seiner unermesslich großen Liebe durch seinen Willen durch unser Leben begleiten und beschützen will. ER sagt uns damit: Mensch, ich habe dich liebgewonnen und ich will, dass dir dein Leben gelingen möge und du durch Jesus und in Christus einen treuen Begleiter an deiner Seite hast, der dich durch die Schwierigkeiten und Anforderungen deines Lebens begleiten möge.
Das Ziel sollte sein, dass der Mensch will, was Gott will.
Die Geburt Jesu, die wir zu Weihnachten feiern, ist Ausdruck der Freude über Gottes Wille, der geschehen konnte. Übrigens ist die Geburt eines jeden Kindes Ausdruck der Freude über SEINEN Willen, denn nicht der Mensch, weder Mann noch Frau, ist der Schöpfer, die Schöpferin des neuen Lebens, sondern das neue Leben entsteht aus und durch den Willen Gottes.
Wie oft höre ich von Menschen, dass sie sich so sehr ein Kind wünschen und es einfach nicht so sein will. Es gehört zu einer der schwierigsten Aufgaben, darin dennoch SEINEN Willen zu erkennen und anzunehmen, was ist. Es gibt viele solche Beispiele, wo der Wille des Menschen nicht entscheidend ist, sei es der Weg durch eine Krankheit, der Verlust einer Beziehung oder die verlorengegangene Liebe. Hier beten zu können, „Herr, DEIN Wille geschehe“, löst den inneren Leistungsdruck und das Greifen nach dem Nicht-Machbaren. Es geht vielmehr darum, wie es im Evangelium bei Lukas dann über Maria heißt: „Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“ (Lk 1,45). Maria, die uns wie keine andere lehrt, dass sie den Willen Gottes über ihr Leben stellt, gleichsam als Schutzmantel für sich und das Kind, zeigt, wie das Leben gelingen kann.
Weihnachten – als Fest des Lebens – bekommt damit eine viel tiefere Bedeutung, als den Geburtstag Jesu zu feiern. Weihnachten zu erleben meint vor allem auch, den Willen Gottes an uns Menschen zu entdecken, der uns dann letztlich zum Leben führt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, geschätzte Leserinnen und Leser, dass Gottes Wille in Ihrem Leben lebendig werden kann und dass Sie durch seinen Willen zu neuen Lebenskräften an diesem Weihnachtsfest kommen können.
Gesegnete Weihnachten!
Bischof Alois Schwarz
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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