Wort zum Sonntag von Dechant P. Georg Haumer OSB
Vertrauen in den göttlichen Sämann
Was einmal ausgesprochen ist, kann man gar nicht oder nur schwer wieder zuGenauso anschaulich redet Jesus zu den Menschen, wenn er vom Sämann und dem Samen spricht. Vieles von dem, was aufwendig gesät wird, bringt nicht die erwarteten Früchte, anderes wieder vermehrt sich hundertfach. Ich stelle mir vor, wie die Menschen im Gras sitzen und den Worten Jesu lauschen. Vielleicht sind sogar Getreideähren greifbar und der eine oder andere meditiert so eine Ähre, indem er mit seinen Fingern drüber streift und für ihn das Wort Jesu plötzlich so angreifbar wird. Ein einziges Samenkorn kann sich so stark vermehren und wie von selbst beginnt die Hand des Zuhörers die einzelnen Körner zu zählen, als Jesus von der zig-fachen Vermehrung spricht.
Beim Hören auf die Worte Jesu wird einem bewusst, wie nahe Erfolg und Misserfolg beieinander liegen, was nur oberflächlich und schnelllebig ist, aber keinen Bestand hat. Der Sämann im Gleichnis gibt sich Mühe, das wertvolle Korn bei der Aussaat nicht zu vergeuden, aber auch er muss erkennen, dass es nicht an ihm allein liegt, was aus den Körnern letztlich wird. „Was wird aus diesem Kinde werden?“ heißt es bei der Geburt Johannes des Täufers. Dieselbe Frage wird auch uns manches Mal in den Sinn kommen, wenn wir uns über den Werdegang der Kinder Gedanken machen. Diese Einsicht der eigenen Unvollkommenheit mag ärgerlich sein und am eigenen Ego nagen, sie kann aber auch sehr entlastend sein, wenn ich all mein Denken, Reden und Tun dem göttlichen Sämann Jesus Christus anvertraue. Er möge meine Augen, Ohren und den Mund heiligen, dass in mir und durch mich das Reich Gottes wachsen und gedeihen kann. Ein dem heiligen Martin zugeschriebenes Gebet drückt diesen Wunsch treffend aus:
Herr, segne meine Augen,
dass sie Bedürftigkeit wahrnehmen,
dass sie das Unscheinbare nicht übersehen,
dass sie hindurchschauen durch das Vordergründige,
dass andere sich wohlfühlen können unter meinem Blick.
Herr, segne meine Ohren, dass sie deine Stimme zu erhorchen vermögen,
dass sie hellhörig seien für die Stimme in der Not,
dass sie verschlossen seien für Lärm und Geschwätz,
dass sie das Unbequeme nicht überhören.
Herr, segne meinen Mund,
dass er Dich bezeuge,
dass nichts von ihm ausgehe, was verletzt und zerstört,
dass er heilende Worte spreche, dass er Anvertrautes bewahre.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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