Wort zum 2. Adventsonntag - von Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz
„Tröstet, tröstet mein Volk"
In der Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja wird eindringlich gesagt: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. (Jes 40,1)
Es gibt viel zu tun, dort, wo der Mensch ein geglücktes Leben führen will. Gleich am Beginn heißt es: Tröstet! Wir sind eingeladen, einander im Leid, in der Niedergeschlagenheit, in der Krankheit oder in der Trauer um einen geliebten Menschen tröstend beizustehen. Dieser Text des Aufbruchs und Neuanfanges könnte aktuell passender nicht sein. Die Zeit, in der wir uns befinden, braucht einmal mehr den gegenseitigen Zuspruch und Trost. Trösten wir einander, wenn wir traurig darüber sind, dass wir unsere sozialen Kontakte einschränken müssen. Trösten wir einander auch, wenn wir nicht wissen, wie es finanziell weitergehen soll. Helfen wir einander über die schwere Zeit unserer Wüste hinweg, denn damit helfen wir nicht nur unseren Mitmenschen, sondern wir schaffen auch in uns selbst das Gefühl der Freude, der Zufriedenheit und der Dankbarkeit.
Denn es heißt weiter: „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!“ (Jes 40, 3). Der Auftrag, der dabei an uns Menschen ergeht, ist radikal und verändernd. Da bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Es ändert sich – nicht ein wenig, sondern grundsätzlich. Wer diesen Auftrag ernst nimmt, nämlich dem Herrn den Weg durch die Wüste zu bahnen, der hält nicht mehr fest an Feindschaft, Ablehnung, Unzufriedenheit oder der Lieblosigkeit. Wer diesen radikalen Weg dem Herrn bahnen möchte, der lässt sich ein – mutig und zielsicher, weil er mit Gottes Gnade unterwegs ist und aus seiner Liebe heraus handelt.
Und dann kommen Bilder von den Hügeln und den Bergen, den Tälern und der Steppe. Nach jedem der Sätze möchte man beim Lesen durchatmen und schauen: „Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.“ (Jes 40,4). Wer aus der Liebe Gottes heraus handelt, der oder die kann im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen.
Johannes der Täufer will wachrütteln, vorbereiten,
eine neue Sehnsucht wecken.
Im Evangelium wird Jesus gleich am Beginn „Gottes Sohn“ genannt. Dieser Jesus von Nazaret, an dem wir uns orientieren dürfen, ist einer von uns und gleichzeitig Gott. Das ist etwas ganz Besonderes und noch nie Dagewesenes. Am Ende des Evangeliums nach Markus wird der römische Hauptmann unter dem Kreuz
Jesu diese Bezeichnung Jesu wiederholen und so alles zusammenfassen. „Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mk 15,39).
Um diesen Jesus, den Sohn Gottes, geht es im Evangelium zum 2. Adventsonntag. Um
dafür sensibel zu werden und sein Programm richtig zu verstehen, erinnert Markus an den Propheten Jesaja und die Ankündigung eines Boten, der dem Herrn den Weg bereiten wird.
Johannes der Täufer ist dieser Bote. Er ist die große Gestalt des Advents – nämlich der Bahnbrecher für Jesus. Er hat Worte für Wartende, Worte für Suchende. Er hilft zu hoffen und zu glauben, dass das Wesentliche noch kommt und – dass sich die wartende Sehnsucht lohnt.
Das ist das große Anliegen von Johannes dem Täufer. Er will wachrütteln, vorbereiten, eine neue Sehnsucht wecken. Er will Gott wieder eine Chance geben. Und da verkündete er „eine Taufe der Umkehr“. Er sagt: „Setzt ein Zeichen des Neuanfangs!“. Wie kann das gehen? Lassen wir aufblühen, was seit unseren Kindertagen noch in uns schlummert. Was ist alles in unser Herz gesät, das noch nicht wächst? Manches haben wir nicht gelernt, weil wir zu früh resigniert haben. Bei manchen Entwicklungen hat uns vielleicht auch die Gewohnheit müde gemacht.
Ich lade Sie ein, liebe Leserin, lieber Leser, sich ganz neu auf die bahnbrechende Veränderung in diesem Advent einzulassen und Sie werden überrascht sein, was Gott für Sie und Ihren Weg alles bereithält.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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