Wort zum Sonntag: Dr. Bernhard Maier
„Selig, ihr Armen, selig, die ihr jetzt weint …“

Hunger geht mit vielen weiteren Konflikten und sozialen Problemen einher. Don Bosco hat – wie Jesus – zur Hilfe für Hungernde und Not Leidende aufge­rufen. Bild: Ein Kind bearbeitet den Boden auf einem Maisfeld in Niamey, Niger. | Foto: KNA
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  • Hunger geht mit vielen weiteren Konflikten und sozialen Problemen einher. Don Bosco hat – wie Jesus – zur Hilfe für Hungernde und Not Leidende aufge­rufen. Bild: Ein Kind bearbeitet den Boden auf einem Maisfeld in Niamey, Niger.
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Eines Tages stieg Jesus auf einen Berg und betete die ganze Nacht zu Gott, seinem Vater. In der Früh rief er seine Jünger zu sich und wählte aus vielen zwölf aus. Er nannte sie auch Apostel (Boten, Gesandte). Sie blieben ab jetzt immer bei ihm, fasziniert von den Worten und Taten ihres Rabbi. Vieles verstanden sie noch nicht. Unten in der Ebene warteten viele Menschen auf Jesus. Sie waren von überallher gekommen und scharten sich um ihn, redeten auf ihn ein, baten um Heilung ihrer schmerzhaften und bedrückenden Krankheiten; Kinder weinten auf den Armen ihrer Mütter. Sie waren hungrig. Alle wussten, dass eine Kraft von ihm ausging. Geduldig ließ er sich auf alle ein. Schließlich rief er, erschüttert und berührt von diesen armen, kranken, hungrigen und ganz für seine Worte offenen Menschen, mit ganzer Kraft: „Selig, ihr Armen, selig, die ihr jetzt Hunger habt und weint. Euch wird es einmal gut gehen. Gott wird euch glücklich, satt und fröhlich machen in seinem Reich.“

Vielleicht hat sich diese Begebenheit so oder so ähnlich zugetragen. „Selig, wenn euch die Menschen hassen und ausstoßen“ – diese Seligpreisung wurde erst nach dem Tode Jesu gebildet, als Trost und Ermutigung für die verfolgte und von der jüdischen Synagogengemeinschaft verstoßene Christengemeinde.

Jesus kritisiert auch immer wieder hart die hartherzig Reichen. Sie kommen um ihren ewigen Lohn, wenn sie nur an sich selbst denken und ungerührt bleiben beim Weinen eines hungrigen Kindes. Die Weherufe Jesu in diesem Kontext sind prophetische Drohrede, die Reiche zur Umkehr bewegen sollen (siehe die Verse 24 und 25). Nur einmal macht Jesus den von Leid ungerührten Reichen etwas Hoffnung. Die Apostel sind zutiefst erschrocken beim Bildwort Jesu: „Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel.“ „Ja, wer kommt dann überhaupt in den Himmel?“, so die Jünger. Und Jesus sagt: „Was für Menschen nicht möglich ist, das kann Gott auch dann noch richten, wenn er ganz große Schuld verzeiht.“ – Wie wichtig ist es, Jesu Worte und Taten immer in ihrem speziellen Kontext zu sehen!

Den Armen helfen –aber wie?

Gott sei Dank gibt es viele gute Menschen, die den Bedürftigen helfen und Hilfe organisieren. Auch Reiche und Wohlhabende sind nicht selten überaus freigebig und glücklich, wenn sie in großer Not helfen konnten. Der heilige Johannes Bosco, dem der Schreiber dieser Zeilen besonders nahe steht, hat angesichts der großen Not so vieler Menschen gesagt: „Wenn ich eine Geldpumpe hätte, würde ich allen armen Menschen dieser Welt helfen.“ Von ihm und vielen anderen Vorbildern können wir lernen, wie man hilft. Zuerst eine unmittelbare Hilfe in Hungersnöten und bei Naturkatastrophen. Dann ist Schul- und Berufsausbildung, verbunden mit einer guten Erziehung, jenes Mittel, das am wirkungsvollsten hilft. Wir können und müssen dafür unseren Beitrag leisten, am besten, wenn wir regelmäßig an eine uns bekannte karitative Organisation mit Spendengütesiegel einen schönen Betrag überweisen. Es gibt mehr als genug Ressourcen auf unserer Erde, so dass alle gut, in Wohlstand und ohne Zerstörung der Umwelt leben können.

Kann es etwas Schöneres geben, als mitzuhelfen an diesem Entwicklungsziel?

Auch Don Bosco scheute sich nicht, zahllose Menschen, auch sehr Begüterte, um Hilfe für Arme, Bedürftige und Waisen in seinem weltweiten Erziehungswerk zu ersuchen. So schrieb er 1886 sogar Bittbriefe an Kaiser Franz Josef, an Kronprinz Rudolf von Habsburg und an Kaiserin Sissi in diesem Anliegen nach Wien. Leider wissen wir nicht, ob dieser Bittgang von Erfolg gekrönt war. Und so nahm sich der Schreiber vor vielen Jahren ein Wort Don Boscos zum Lebensmotto. Sehr pragmatisch hat er das so formuliert: „Was hilft das Weinen über so viele Übel in der Welt? Es ist besser, sich aller Kräfte zu bedienen, um sie zu beheben.“ Und seine Ordensgemeinschaft ermahnt er: „Alles, was ihr zuviel habt, gehört den Armen!“

Mit indirekt göttlichem Selbstbewusstsein verurteilt Jesus Hartherzige. Sie werden es schwer haben, beim himmlischen Festbankett dabeizusein. Und so sieht Martin Luther in frühen Jahren das Gericht Gottes so, dass Gott das Gewissen eines jeden Menschen anerkennt und als Richter so spricht: „Siehe, ich spreche dir nicht das Urteil, sondern ich trete deinem eigenen Urteil über dich bei und bekräftige es; da du über dich selbst nicht anders urteilen kannst, kann ich es auch nicht. Also so wie deine Gedanken und dein Gewissen es als deine Zeugen sagen, bist du, sei es des Himmels, sei es der Hölle, wert.“ (Aus einer Vorlesung über den Römerbrief)
Ob Gott uns in all unseren Gewissensentscheidungen, auch gegenüber Armen, wirklich so konsequent behandelt? Die Antwort darauf darf ich heute dem Leser überlassen.

Hunger geht mit vielen weiteren Konflikten und sozialen Problemen einher. Don Bosco hat – wie Jesus – zur Hilfe für Hungernde und Not Leidende aufge­rufen. Bild: Ein Kind bearbeitet den Boden auf einem Maisfeld in Niamey, Niger. | Foto: KNA
P. Dr. Bernhard Maier SDB | Foto: Wolfgang Zarl
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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