32. Sonntag: H. Sebastian Schmölz
Prüfen, ob die Lampen noch brennen

Hauptportal des Münsters mit den "klugen Jungfrauen", Bern, Schweiz. | Foto: tauav - stock.adobe.com
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Ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“, dieser Spruch wurde gerne unter barocken oder barockisierenden Sonnenuhren gemalt. Bei jedem Blick auf die Uhr und nach der Zeit, sollte eindrücklich hingewiesen werden: Sei bereit, vergeude nicht deine Zeit.

Der Spruch ist ein Vers aus dem Matthäus-Evangelium und gehört zur Perikope des heutigen Sonntags, bekannt als das Evangelium der klugen und törichten Jungfrauen.
Auch wenn diese Evangelienstelle für die Zuhörerschaft manche befremdliche Momente enthält, hat doch der Text Musik und Kunst stark beeinflusst: Das Lied „Wachet auf ruft uns die Stimme“ von Philipp Nicolai wurde von eben diesem Text inspiriert (Gotteslob 554). Der Sohn Gottes mahnt zur Wachsamkeit, den Blick auf unser Lebensziel zu richten und sich nicht treiben zu lassen in den Gefühlseskapaden und Stimmungsschwankungen des Alltags.

Kommt nicht zu spät

Es ist eine Mahnrede, die uns Zuhörer warnen möchte: Kommt nicht zu spät. Die Einladung zum himmlischen Hochzeitsmahl ist an uns alle ergangen. Denken wir nur an die Festlichkeit einer Hochzeit, wie sehr spüren wir dann die Freude, am himmlischen Hochzeitsmahl teilnehmen zu können.

Lasst die Lampen der guten Werke (Augustinus) und das Öl der Freude (Psalmen) nicht ausgehen – das ist der Zuruf an uns heute. Nicht die törichten (naiven – vgl. Bibel in gerechter Sprache) Jungfrauen sollen als Beispiel für unser Leben dienen, sondern die klugen Jungfrauen. Der Herr schenkt uns seine unendliche Liebe und wir dürfen antworten und ihm so entgegen gehen. Erinnert sei bei dieser Gelegenheit an die Kardinaltugenden und besonders an die Tugend der Klugheit.

„Und die Antwort geht durch die wahre Liebe, die Selbsthingabe, den Dienst. Dienen kostet etwas, weil es ein Sich-Verzehren, ein Sich-Verbrauchen bedeutet“, so Papst Franziskus bei der Papstmesse am 3. November 2018. „Ein schales, routinemäßiges Leben, das sich damit begnügt, seine Pflicht zu tun, ohne sich zu verschenken, ist des Bräutigams nicht wert“, so der Papst weiter. Das ist Ansporn für uns, immer wieder unser Leben zu prüfen, ob die Lampen noch brennen und das Öl noch vorhanden ist.

Kluges Handeln des hl. Leopold

In den kommenden Tagen feiern wir einen großen Heiligen, in dessen Leben auch die Lampe hellauf gebrannt hat und dessen Öl nicht ausging: den heiligen Markgrafen Leopold III, mit dem Beinamen „der Fromme“ (1073 bis 1136). Dieser unser Landespatron war es, der durch sein kluges Handeln die Marcha Austria – Ostarrichi (Mark Österreich) in eine Zeit des Friedens führte und der Aufschwung in Kunst, Kultur und Wissenschaft brachte. Besonders erwähnt sei sein Einsatz für die christliche Religion (Gründung von Pfarren) und die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg und später dann auch des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz. Er hat sich um eine dauerhafte und effiziente kirchliche Organisation bemüht. Leopold gilt als Symbol für unser Land, für eine gerechte und friedensorientierte Herrschaft, der sich auch für die Versöhnung von Gegensätzen eingesetzt.

Die Verbindung von Imperium und Sacerdotium ließen ihn auch seinen Amtssitz ins Stift Klosterneuburg verlegen, wo er sich auch das „feste Haus“ erbauen ließ, die Burg Leopolds III., im heutigen Leopoldihof, wo das Stiftsarchiv untergebracht ist. Leopold verfügte, dass er und seine Frau Agnes im Kapitelsaal des Stiftes Klosterneuburg bestattet werden sollten. Somit machte der heilige Leopold das Stift Klosterneuburg zum Landesheiligtum von Niederösterreich, wo jährlich zum Festtag des heiligen Leopold, am 15. November, nicht nur viele Gläubige, sondern auch die niederösterreichische Landesregierung zum Mitfeiern der Festmesse kommt. Markgraf Leopold III. war den klugen Jungfrauen gleich in seinem Leben des Glaubens. Am 15. November 1136 verlor er sein Leben bei einem Jagdunfall. Sein Licht brannte noch und er hatte noch Öl, bereit seinem Herrn, unserem Gott, Jesus Christus, entgegen zu eilen. Sind auch wir bereit?

Hauptportal des Münsters mit den "klugen Jungfrauen", Bern, Schweiz. | Foto: tauav - stock.adobe.com
H. Sebastian Schmölz | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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