Wort zum Ostersonntag - von Dr. Pichler
Ostern - ein Geschenk der Liebe
Drei Schlüsselpersonen des Johannesevangeliums stehen heute im Fokus: Maria von Magdala, Simon Petrus und der geliebte Jünger. Sie alle sind Jesus und seiner Botschaft in besonderer Weise zugetan, sie alle haben sein öffentliches Wirken intensiv begleitet und mitgestaltet, sie alle suchen nun – nach den je eigenen Möglichkeiten, mit den je eigenen Grenzen –, einen Weg, Jesu Sterben und Tod zu begreifen. Dafür gehen oder laufen sie zum Grab: zu unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten; sie fragen und erzählen sich das, was sie meinen begriffen zu haben. In diesem Prozess eröffnet sich für jede der drei Personen schrittweise die Möglichkeit, sich dem unvorstellbaren Heilsgeschehen von Tod und Auferstehung Jesu anzunähern. Der Rahmen der Erzählung ist ein Hinweis für das Verständnis von Ostern: Der Sinngehalt von Ostern ist so groß, dass er sich nur sukzessive, in Kommunikation mit anderen und in Auseinandersetzung mit Jesus und seinem Schicksal erschließt.
Maria Magdalena
Da ist zunächst Maria von Magdala, die unter all jenen, die Jesus begleiteten, durch alle Evangelien hindurch eine herausragende Stellung innehat. Von Liebe und Begeisterung zu Jesus und seiner Botschaft erfüllt, trifft auf sie die Wendung aus dem Hohenlied 3,1-4 zu, wo es heißt: „Des Nachts auf meinem Lager suchte ich, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ich nicht. Ich will aufstehen und die Stadt durchstreifen, die Straßen und die Plätze, will suchen, den meine Seele liebt.“ Und so macht sie sich frühmorgens, als es noch dunkel ist, als erste auf die Suche nach Jesus, kommt zum Grab, sieht, dass der Stein weggewälzt wurde – läuft zu Simon Petrus und zum Jünger, den Jesus liebte, und überbringt die Nachricht: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen.
Petrus und der geliebte Jünger
Auf die Nachricht von Maria Magdalena hin laufen der geliebte Jünger und Petrus zum Grab. Der geliebte Jünger ist schneller und damit als erster beim Grab, wirft einen Blick in das Grab hinein, sieht die Leinenbinden liegen, geht jedoch nicht in das Grab hinein. Es ist Simon Petrus, der – zuerst dem anderen Jünger folgend – als erster in das Grab hineingeht. Auch er sieht die Leinenbinden liegen und das zusammengebundene Schweißtuch „an einer besonderen Stelle“: Hier klingt das Motiv von Ordnung an, das Motiv einer neuen Schöpfungsordnung, in der der Auferstandene das Chaos der Welt überwunden hat. Nun betritt auch der geliebte Jünger das leere Grab, „er sah und glaubte“. In dieser Hinwendung zum Glauben verwirklicht sich die Grundintention des gesamten Johannesevangeliums, das Menschen zum Glauben an Jesus Christus ermutigen möchte.
Im Unterschied zum geliebten Jünger braucht Petrus noch Zeit, um im Glauben und in der Liebe das Ostergeheimnis zu begreifen. Erst ein Kapitel später wird Simon Petrus dem Auferstandenen drei Mal zusagen: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“
Und nochmals: Maria Magdalena
Maria von Magdala schließlich ist die erste, die dem Auferstandenen in einer berührend-intensiven Begegnungsszene gegenüber steht: „Maria!“ – „Rabbuni“. Ihr liebendes Suchen und ihr hoffendes Fragen führt dazu, dass sie der Auferstandene persönlich anspricht und bei ihrem Namen nennt. Und sie antwortet – mit ihrem persönlichen Glaubenszeugnis.
Das Osterereignis wird von jenen begriffen, die Jesus in inniger Weise zugetan sind, ihr Leben existenziell auf ihn ausrichten und seine Worte in der Dynamik ihres Lebens beherzigen möchten. Ostern, das Geheimnis der neuen Schöpfung, ist den Menschen, die lieben, zugänglich. Darum hat die Liebe bei Johannes so hohen Stellenwert: Sie verbindet die Menschen untereinander und mit Gott.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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