Wort zum Ostersonntag - von Dr. Pichler
Ostern als neue Schöpfung
Das heutige Sonntagsevangelium aus dem Johannesevangelium reiht zwei wunderschöne Ostererzählungen aneinander: Jesus Christus, der Auferstandene, erscheint zunächst allen Jüngern und dann dem Thomas.
Der Auferstandene inmitten der Jünger
Erkennbar gezeichnet von den Spuren seines Sterbens tritt der Auferstandene mit dem Gruß „Der Friede sei mit euch“ in die Mitte der hinter verschlossenen Türen versammelten Jünger – und ihre Furcht wird zur Freude. Angesprochen sind an dieser Stelle alle Schülerinnen und Schüler Jesu; ihnen allen wird zu Ostern der Geist Gottes geschenkt – dieser Beistand, dessen Sendung Jesus bereits in seinen Abschiedsreden angekündigt hat. Der Geist Gottes – Beistand und Helfer – verweist zum einen ganz auf Christus, erinnert bleibend an ihn; zum anderen aber wird deutlich, dass der Beistand eben nicht Christus selbst ist. Damit zeigt seine Sendung auch die bleibende schmerzliche Zäsur an, die mit dem Leiden und Sterben Jesu gegeben ist.
Über diese Erinnerung an die Verheißung hinaus klingt mit dem „Anhauchen“ der Jünger durch Jesus auch die Schöpfungserzählung aus Gen 2,7 an: „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ Wie Gott in Gen 2 seinen Geschöpfen Leben verleiht, so schenkt auch Jesus in den Ostertexten jenen, die von ihm lernen und mit ihm gehen wollen, Leben. So wird Ostern an dieser Stelle als Neuschöpfung beschrieben, die wie am Beginn der Schöpfung alles Leben umfasst.
Und noch ein weiterer alttestamentlicher Text klingt an, nämlich Ez 36,25-27: „Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. … Ich reinige euch … Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Jetzt ist also die Zeit, in der Gott seinen Geist in die Herzen der Menschen sendet. Diesen Aspekt der umfassenden Reinigung und Neuschöpfung drückt das Johannesevangelium mit dem Begriff der „Sündenvergebung“ aus. Ostern verdeutlicht damit nochmals einen Grundzug jesuanischen Wirkens: Es gilt, so befreiend, heilend und tröstend zu wirken wie Jesus selbst es getan hat. Auf diesem Weg geschieht neue Schöpfung! Alle, die das erfahren haben, sind in die Sendung Christi einbezogen und mit dem Heiligen Geist ausgestattet.
Der Auferstandene und Thomas
Nun folgt die Erscheinung des Auferstandenen vor Thomas, den der Volksmund gerne als den „ungläubigen Thomas“ bezeichnet. Doch ein genaueres Hinsehen auf den Text lohnt sich: Da begegnet Thomas als ein Mensch, der von einer – durchaus verständlichen – Skepsis geprägt ist. Er war bei der Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern nicht dabei und hat damit Probleme, das Ostergeheimnis zu verstehen, zu glauben. Sein Rückfragen und sein Wunsch nach Vergewisserung in fundamentalen Glaubensfragen sind demnach höchst plausibel. Er kann das Leiden und Sterben Jesu nicht in seiner Heilsbedeutung für die Menschen verstehen – darauf verweist das Motiv der Male an den Händen und der Seitenwunde Jesu. Doch dann kommt der Auferstandene auch zu ihm. Wieder sind die Türen verschlossen und wieder grüßt der Auferstandene mit dem Friedenswunsch. Dann richtet sich der Fokus der Erzählung auf Thomas: Seine Glaubensfragen finden Gehör – der Auferstan
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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