Wort zum 1. Fastensonntag: Wolfgang Müller (KNA)
Ohne „Durststrecke“ kein Ankommen
Am Beginn der österlichen Bußzeit schenkt der Apostel Lukas einen besonderen Einblick in das Leben Jesu. 40 Tage lässt sich dieser vom Geist Gottes in der Unwirtlichkeit der Wüste umherführen. Ganz bewusst hat Jesus sich zur Einkehr in sein Innerstes dorthin zurückgezogen. Wüste bedeutet: Gefahr, Trockenheit, Hitze, Einsamkeit, Bedrohlichkeit. Er will sich auf sein öffentliches Wirken vorbereiten und nimmt sich dafür eine „Auszeit“ zur Klärung.
Hier ist er bereit, Angriffsfläche für das Böse, den „Diabolos“, zu bieten. Und dieser wittert seine Chance und versucht es immer wieder, Jesus zu Fall und von seinem Weg abzubringen. 40 Tage ohne Nahrung – alle, die einmal gefastet haben, kennen die Erfahrung von freiwillig auferlegtem Hunger, den manchmal euphorischen Zuständen, aber auch der Übelkeit. Der Organismus ist mit sich auf das Höchste beschäftigt, denn es geht ja ums Überleben. In diesen inneren Unruhezustand versucht der Diabolos seinen Keil zu treiben. Jesus widersteht, aber der Böse versucht es wieder.
Macht-Probe für Jesus
Er stellt Jesus auf die Macht-Probe. Wie viele Personen in Politik, Wirtschaft und Kirche sind der Versuchung des Machtstrebens erlegen. Und genau an dieser Schwachstelle versucht der Böse nun seinen Zugriff. Aber Jesus widersteht erneut. Er rückt zurecht, dass der einzige Mächtige Gott selber ist, vor dem man sich niederwerfen soll. Aber der Böse versucht es ein weiteres Mal. Er will seine Gottessohnschaft reizen; Jesus soll alle Engel zu seinem Schutz herbeibefehlen. Einmal mehr widersteht Jesus und weist den „Diabolos“ zurecht.
Nicht vorzustellen, wenn sich Jesus auf seinem Erlösungsweg für uns an irgendeiner Stelle kraftlos ergeben hätte: keine Erlösung der Welt, keine Rettung der Menschheit. Stattdessen: dauerhafter Untergang ins Böse!
Nun ist auch uns eine 40-tägige Zeit geschenkt. Sie ist uns allen zur Verfügung gestellt, um das Beste daraus zu machen. Einkehr könnten die Menschen halten und bewusst und mutig die Wüste aufsuchen. Das muss keine öde, trockene Landschaft sein; auch unsere Städte bieten genügend „Steinwüsten“ mit all ihren Unwirtlichkeiten und Versuchungen. 40 Tage Zeit, sich vom Geist dort herumführen zu lassen. Doch ganz sicher wird uns dort auch immer der Böse wieder versuchen. Er wird in die-se Einkehr einzugreifen versuchen, um als „Diabolos“ alle guten Absichten und Vorsätze durcheinanderzubringen. Sich in der Einkehr seinem Innersten zu stellen, seinem Lebenshunger, seinen Machtbestrebungen, seinen Verfügbarkeiten beinhaltet auch die Gefahr, zu Fall gebracht zu werden. Aber ohne „Durststrecke“ kein Ankommen. Jede vermeintliche Stille kann zu einem inneren Aufschrei werden, weil der Böse es immer wieder versucht.
Umkehr ist die große Chance
Umkehr ist die große Chance dieser 40 Tage. Viele Menschen kreisen schon seit langem wie in einem Kreisverkehr um ihre eigentlichen Probleme und Sorgen und finden keine Kraft, das jammernde Kreisen zu verlassen. Manche stehen an Kreuzungen und Straßengabelungen und halten an, statt sich der eigenen Fehler bewusst zu werden und umzukehren. Hätten sie doch die in der ersten Lesung des Tages beschriebenen Rettungstaten Gottes vor Augen: der aus einer Not begründete Auszug der Aramäer, die Fronarbeit und das Herausführen mit starker Hand seitens des Herrn in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.
Hinkehr ist die entscheidende Kraft. Aber wohin? Gerade zu diesem eben erwähnten, rettenden Gott, der durch seinen Geist durch die Wüste führt und den Menschen Jesus als einen Weggefährten zur Seite stellt, der stützen will. Denn der Böse versucht es immer wieder. Stellen wir uns den Herausforderungen der vor uns liegenden Fastenzeit. Gott wird der Größere sein und uns in die rettende Auferstehung aufnehmen.
Wolfgang Müller (KNA)
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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