33. Sonntag: H. Sebastian Schmölz
Nimm teil an der Freude des Herrn
Die Evangelienperikope aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums berichtet von einem Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern erzählt, um ihnen das Himmelreich näher zu bringen. Es gibt einen Herrn und drei Sklaven, denen der Herr sein Vermögen aufteilt.
Jeder bekommt eine beträchtliche Geldsumme, die in Talenten angegeben wird. Wie viel ein Talent war, ist nicht endgültig geklärt. Laut dem Theologen Klaus Berger (1940-2020) ist Talent eine Gewichtsangabe und entspricht ca. 30 Kilo Silber. Für uns können wir uns für ein Talent zum Beispiel eine Million Euro vorstellen, also wirklich eine ansehnliche Summe.
Die beiden ersten können ihre Talente verdoppeln, der dritte vergräbt sein einziges Talent in der Erde. Er wirtschaftet nicht damit, er macht nichts daraus, teils aus Furcht vor dem Herrn, teils weil er sich anderen Sachen und Angelegenheiten lieber zugewendet hat (so sieht es Gregor der Große). Am Ende müssen die drei Sklaven nicht zum Herrn, sondern der Herr kommt zu ihnen, um von ihnen Rechenschaft zu verlangen. Wie wohltuend ist es, den Ausruf des Herrn „Sehr gut“ zu vernehmen. Es ist ein Ausruf der Freude. Der Herr zeigt uns dadurch, wie er sich freut, wenn er den tüchtigen Knecht zur ewigen Freude laden darf. Im Buch der Psalmen wird schon darauf hingewiesen: „Durch dein Antlitz erfüllst du uns mit Freude“ (Psalm 21,7).
Wir sind aufgerufen, Christus in den Armen zu entdecken, uns zu Wortführern ihrer
Interessen zu machen.
Auch der zweite Knecht wird gelobt. Der Herr schaut nicht auf den Gewinn, den beide gemacht haben, sondern auf den guten Willen und auf ihr Bemühen. So kann er sie mit der gleichen Freude aufnehmen. Der heilige Augustinus sagt: „Unsere Freude ist dann vollkommen, wenn wir uns an der Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott, nach dessen Bild wir geschaffen sind, erfreuen.“
Der dritte Sklave hat anders reagiert, er hat sein Talent vergraben. Er wird streng dafür bestraft, obwohl – und das möchte man vielleicht noch anfügen –: Er hat nicht betrogen mit dem Talent und den Herrn auch nicht angelogen; trotzdem ist die Strafe hart, Dieses Gleichnis möchte sehr stark der Zuhörerschaft mitteilen: So geht es nicht.
Gedenken an heilige Elisabeth
Anhand dieses Gleichnisses können wir auf unsere heutige Tagespatronin, die heilige Elisabeth von Thüringen, schauen. Die Heilige aus dem 13. Jahrhundert wurde nicht älter als 24 Jahre, galt aber lange Zeit als Nationalheilige Deutschlands und vor allem als Heilige der Nächstenliebe. Zu ihrem 750. Todestag verfassten der Erfurter Theologe Claus-Peter März und der Leipziger Kirchenmusiker Kurt Grahl das Lied: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“ (Gotteslob 470).
Das Rosenwunder, das auch in dem genannten Lied besungen wird, ist sicher eine sehr bekannte Überlieferung zur heiligen Elisabeth. Geboren in Sarospatak (Ungarn), wird sie schon mit vier Jahren zur Erziehung nach Thüringen gebracht, in Eisenach heiratet sie Ludwig IV., Landgraf von Thüringen. Gemeinsam mit ihrem Mann gründet sie in Gotha das erste Hospital und stattet es mit reichlichem Besitz aus. Nachdem sie Witfrau wird, widmet sie ihr Leben der Sorge für die Armen und Kranken. Aus ihrem Witwenerbe konnte sie in Marburg noch ein Hospital gründen, ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in der Pflege der Leprakranken. Die heilige Elisabeth hat ihr Talent nicht vergraben, sie hat es eingesetzt zum Dienst an den Armen und Entrechteten.
Armut nicht aus Augen verlieren
Unseren Dienst an den Armen fordert auch Papst Franziskus. An diesem Sonntag ist auch der siebente Welttag der Armen. Unser Heiliger Vater motiviert uns, die Armut der Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. „Unsere Aufmerksamkeit für die Armen soll immer von einem evangeliumsgemäßen Realismus geprägt sein (…) Wir sind aufgerufen, Christus in ihnen (den Armen) zu entdecken, uns zu Wortführern ihrer Interessen zu machen und die geheimnisvolle Weisheit anzunehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will“, so Papst Franziskus am 13. Juni 2023 in seiner Botschaft zum Welttag der Armen.
Jeder von uns hat Talente bekommen: graben wir sie gerade ein oder aus oder nutzen wir sie schon?
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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