Wort zum Sonntag von Dr. Veronika Prüller-Jagenteufel
Licht der Kranken?
Der Welttag der Kranken und der 5. Sonntag im Jahreskreis – wie passen sie zusammen? In der ersten Lesung und im Evangelium geht es um gute Taten und um Licht. Bei Jesaja entsteht das Licht durch die Hinwendung zu Armen und Bedürftigen. Erst die Hilfe macht es hell zwischen den Menschen. Der Abschnitt gehört zur prophetischen Kritik an all jenen, die sich nur äußerlich an Frömmigkeitsregeln halten, sich aber weder in der Seele noch in ihrem alltäglichen Handeln davon berühren und bewegen lassen. Jesaja erinnert daran, dass sich Glaube im Tun realisiert, im Tun der Nächstenliebe und der Sorge um Bedürftige. Erst diese Hinwendung zu anderen, die Not leiden und Hilfe brauchen, führt dazu, dass im Gebet die Nähe Gottes erfahren wird.
Im Evangelium ist es andersherum: Da ist zuerst die Zusage, Licht zu sein, und dann die Erkenntnis, dass dieses Licht dazu dient, dass andere die guten Taten der Jüngerinnen und Jünger Jesu sehen. Aber nicht, damit die, die gut handeln, sich darauf etwas einbilden könnten. Nein, nicht menschliches Handeln wird beweihräuchert, sondern es wird auf Gott selbst zurückgeführt: „damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Wieder sind es Taten der Nächstenliebe, die in den Dialog mit Gott, in den Lobpreis führen.
Ob die verschiedenen Richtungen, die ins selbe Zentrum führen, womöglich damit zu tun haben, dass verschiedene Gruppen von Menschen angesprochen sind? Jesaja scheint zu Menschen zu sprechen, die Einfluss haben, die Unterdrückung beenden können und ein Haus haben, in das sie Obdachlose aufnehmen können. Sie nimmt er in die Verantwortung und sagt ihnen zu, dass mit ihrem Einsatz für Gerechtigkeit die bergende Nähe Gottes einhergeht.
Wirksam sein wie Licht und Salz
Jesus hat die vielen Armen vor Augen, die ihm zuhören kommen. Genau die sind für ihn das Licht der Welt. Ihre guten Werke sind schon da und müssen nur noch zum Leuchten gebracht werden. Und wie beim Licht ein Funke genügt, um die Finsternis zu brechen, genügen beim Salz ein paar wenige Körner, um eine Speise schmackhaft und haltbar zu machen. Jesus sagt den kleinen Leuten, mit denen er umherzieht: So seid ihr – wie Salz und wie Licht: Ihr seid wirksam. Ihr bringt andere Menschen mit Gott in Berührung.
Und die Kranken? Sind die am Ende nur als Objekte der Helfenden im Bild? Sie sind hier nicht einmal ausdrücklich erwähnt. Klarerweise sind die meisten Kranken nicht so krank, dass nicht auch sie noch Mittel und Möglichkeiten hätten, für andere positiv wirksam zu sein. Aber gibt es vielleicht auch ein Licht und ein Salz, das Kranke als Kranke einbringen, durch und in ihrem Kranksein?
Da hilft der Blick auf die zweite Lesung: Paulus rühmt sich seiner Schwachheit, denn erst dadurch kann Gottes Wirken an ihm erkennbar werden: Weil nicht er der Starke ist, sondern Gott. Darauf könnten vielleicht Kranke ihr Licht werfen: dass im Angewiesen-sein auf die Hilfe anderer auch Segen liegen kann, weil es ein Abbild ist der allgemeinen Abhängigkeit der Menschen voneinander und letztlich von Gott und weil Gott sich denen, die ihn brauchen, liebevoll zuwendet. Damit diese das nicht erst im Jenseits erfahren, sondern schon hier, braucht es viele, die anpacken und Licht machen und Licht sind und die Gott loben, weil sein Heil wirkt. Wo ordne ich mich heute ein? Unter die, die anderen helfen, oder unter die, die Hilfe brauchen? Die biblischen Texte sagen uns zu, dass alle erfahren können: Gott ist da. Dafür bereiten wir den Weg als Salz und Licht für einander und für die Welt.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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