25. Sonntag: P. Leonhard Obex
Jesus stellt uns das Kind vor Augen
Und er stellte ein Kind in ihre Mitte“ – Jesus gibt ein Kind den Jüngern als Vorbild. Auf das Kind sollen die Jünger schauen, am Kind sollen sie sich orientieren, vom Kind sollen sie lernen. Wir wissen alle, dass es normalerweise ja umgekehrt sein sollte. Da gibt man den Kleinen die Großen zum Vorbild: So wie die Erwachsenen müsst ihrs machen, von uns müsst ihr lernen. Aber ganz anders Jesus im Evangelium – wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Reich Gottes kommen!
Aber Jesus muss sich ja etwas dabei gedacht haben, dass er uns Erwachsene auf die Kinder hinordnet. Wenn wir uns einmal ehrlich anschauen und unsere so genannte „Erwachsenenwelt“, unsere ganz aufs Materielle, aufs Haben ausgerichtete Leistungs- und Wohlstandsgesellschaft: Sollen wir im Ernst wünschen, dass die Kinder so werden wie die heutigen Erwachsenen? Nur Haben und Mehrhaben und Profit im Kopf? Geldverdienen und Geldausgeben, Spaß und Konsum als oberstes Ziel im Leben? Sich durchkämpfen – wenn´s sein muss mit unlauteren Methoden und Ellbogentechnik? Auch ohne Gott selig werden? Sollen wir den Kindern wünschen, dass sie auch einmal so werden? Oder sollten nicht lieber wir Großen dazulernen und sehen, was die Kinder uns voraushaben?
Klein sein vor Gott
Aber was haben sie uns jetzt voraus? Was ist das charakteristische am Kind? Naturgemäß ist das Kind einmal klein und es ist abhängig von den Erwachsenen – im Regelfall von Vater und Mutter. Und ein Kind blickt auf zu den Großen: fragend, bittend, vertrauend. Dieser Aufblick nach oben – das ist es, was wir von den Kindern lernen müssen. Nicht immer groß tun und besser sein wollen oder gar von oben auf die anderen herabschauen, sondern klein sein vor Gott – und von Gott, unserem himmlischen Vater, alles erwarten und erhoffen und zu ihm mit felsenfestem Vertrauen aufblicken. Genau das ist es, was die Jünger Jesu lernen mussten. Sie haben diskutiert, „wer von ihnen wohl der größte ist“. Dabei kommt es aber auf das Umgekehrte an: Klein sein vor Gott – wirklich Kind Gottes sein. Und deshalb stellt uns Jesus das Kind vor Augen, als Vorbild, als Leitbild für unser ganzes Leben.
„Jedes Kind bringt die Botschaft, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat!“
„Wer ein solchen Kind aufnimmt um meinetwillen, der nimmt mich auf“, so heißt es weiter in unserem Sonntags-Evangelium. Und das heißt: Wer ein Kind annimmt – nicht nur wenn es ein Wunschkind ist –, sondern weil es der Mutter und dem Vater von Gott anvertraut wurde, der nimmt Jesus selber an. Wie viele Kinder sind heute in unserem Land unerwünscht? Viele dürfen nicht einmal das Licht der Welt erblicken, weil sie nicht in den Lebensplan der Erwachsenen passen oder weil sie gar einen Makel haben, behindert sind. „Wer ein solches Kind aufnimmt um meinetwillen, der nimmt mich auf. Wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern auch den, der mich gesandt hat!“
Wenn das die Menschen wüssten, sie würden ihre unerwünschten Kinder mit anderen Augen betrachten. Als eine Chance, eine vielleicht einmalige Chance, die Gott bietet.
Hoffen wir, dass die Menschen das wieder erkennen, oder vielmehr im Herzen spüren – Kinder sind eine Gabe des Herrn und der indische Dichter Tagore schrieb den Satz: „Jedes Kind bringt die Botschaft, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat!“ Amen!!!
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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