10. Sonntag 2024: P. Patrick Schöder
In Gottes Nähe dürfen wir uns frei fühlen
Am Ende wird alles gut“ – das waren die letzten Worte von unserem verstorbenen Abt Clemens Lashofer OSB (+2009), den ich in den letzten Wochen seines Lebens begleiten durfte. Das sind für mich sehr österliche Worte, denn seit Ostern wissen wir, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Trotzdem leben wir in sehr spannenden Zeiten, in denen vieles im Umbruch ist – sei es geopolitisch oder kirchlich.
Die liturgischen Texte zum heutigen Sonntag greifen ein Thema auf, das genauso alt ist wie die Menschheitsgeschichte selbst und uns bis heute beschäftigt: das Böse in der Welt und der Widerstand des Bösen gegen das Gute.
Das Böse und der Böse
Es gibt das Böse, und es gibt den Bösen. Diese Unterscheidung ist wichtig, um die komplexe Realität des Bösen richtig zu verstehen. Das Böse manifestiert sich in verschiedenen Formen in unserem Leben – in Ungerechtigkeit, Gewalt, Krieg, Korruption, Lügen und Leid. Und dann der Böse, der Satan, der die Ordnung Gottes in der Welt durcheinanderbringen will, arbeitet aktiv gegen Gott und gegen das Gute.
Die biblische Lesung vom Sündenfall beschreibt den scheinbar kurzen und doch ungeheuren Weg von der Unschuld zur Schuld, von der Schuld zur Angst und von der Angst zur Entfremdung. Der Mensch wurde von Gott erschaffen und lebt zunächst in Harmonie. Adam und Eva lebten in der ursprünglichen Unschuld und Gemeinschaft mit Gott. Doch durch den Sündenfall wurde die göttliche Harmonie gestört und sie wurden aus dieser Gemeinschaft herausgerissen und die ursprüngliche Ordnung wird zerstört.
Zerrissenheit bis in unsere Tage
Das führt sie zu einer für sie neuen Erkenntnis. Sie erleben in sich die Gefühle von Schuld und Scham. Damit tritt Angst und Entfremdung in ihr Leben. Diese Zerrissenheit zieht sich von nun an durch die ganze Menschheitsgeschichte bis hinauf in unsere Tage.
Gott sieht uns so, wie wir sind, mit allem Plus und Minus unseres Lebens. Solange wir versuchen, in Einklang mit ihm zu leben und zu handeln, müssen wir uns nicht verstecken. Wir dürfen so sein, wie wir sind. In seiner Nähe dürfen wir uns frei fühlen. Ihm dürfen wir uns anvertrauen und zuversichtlich sein, dass sich auf seinen Wegen unsere Existenz weitet, reift und immer weiterentwickelt. In der Auferweckung Jesu ist endgültig die Macht des Bösen, das mitten unter uns ist, und des Todes gebrochen. An die Auferstehung glauben heißt, daran glauben, dass Gott in seiner Macht das und den Bösen begrenzt und besiegt hat.
Durch die Taufe sind wir in die Familie Gottes aufgenommen. Jesus und der Heilige Geist begleiten und bestärken uns auf unserem Lebensweg als Christin und Christ. Es gilt, danach unser Leben auszurichten. Durch Verweigerung seiner Botschaft und Ablehnung der uns geschenkten Gnaden stellen wir uns selbst außerhalb der Beziehung zu Gott und seiner Gemeinschaft. Da siegt das Böse, da ist Sünde, da trennen wir uns von Gott, den Menschen um uns und unserem eigenen und eigentlichen Selbst.
Zwischen Gut und Böse wählen
Die Schuld dafür suchen wir meist nur allzu gerne bei den anderen, wie Adam bei Eva und Eva bei der Schlange. Wie die beiden kommen aber auch wir bei Gott damit nicht durch. Es bleibt eine billige Ausrede, denn wir sind es selbst, die in der uns von Gott geschenkten Freiheit zwischen gut und böse wählen können.
Hoffen: Am Ende wird alles gut
Jesu Botschaft und der Heilige Geist sind uns als Orientierung gegeben. Sie begleiten uns, stärken uns und sind in uns, solange wir uns nicht selbst von ihnen trennen im Leben und, so dürfen wir zuversichtlich hoffen, auch im Sterben. In dieser Hoffnung dürfen auch wir daran festhalten, dass „am Ende alles gut wird“.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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