Wort zum Sonntag von Anna Rosenberger
In der Wüste zur Quelle des Lebens finden

Wüste weckt im Menschen die Sehnsucht nach Wasser, nach der Quelle wahren Lebens. „Wüsten-Zeiten“ können uns helfen, die Verbindung mit Gott als Quelle für Sinn und Erfüllung zu erspüren. Auf dem Foto: Der "Berg der Versuchung" bei Jericho. | Foto: Anna Rosenberger
  • Wüste weckt im Menschen die Sehnsucht nach Wasser, nach der Quelle wahren Lebens. „Wüsten-Zeiten“ können uns helfen, die Verbindung mit Gott als Quelle für Sinn und Erfüllung zu erspüren. Auf dem Foto: Der "Berg der Versuchung" bei Jericho.
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Jedes Jahr zu Beginn der Fastenzeit hören wir das Evangelium von der Versuchung Jesu. Die  Versuchungsgeschichte folgt unmittelbar auf die Taufe Jesu und steht damit am Anfang seines Wirkens. So heißt es „Jesus wird vom Geist in die Wüste geführt und soll dort vom Teufel versucht werden.“ Er tat dies, nachdem ihm zuvor eine Stimme aus dem Himmel die wunderbar Zusage gab: „Dies ist mein geliebter Sohn.“

Jesus geht also nicht zufällig in die Wüste, um zu fasten, er nimmt sich diese „Wüsten-Zeit“, um sich selber nach dieser Zusage neu auf die Spur zu bringen. Er bereitet sich auf etwas vor, das zum Leben, zu unserer Welt dazugehört, nämlich sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen, aber auch den Versuchungen und dem Bösen. Seine Gottverbundenheit, sein Vertrauen in den Vater wird dabei hart auf die Probe gestellt.
Jesu Begegnung mit dem Versucher, dem Teufel, findet in der Wüste statt – einem
Ort, an dem sich die Natur von ihrer lebensfeindlichsten Seite zeigt: Deutlich spürt der Mensch dort Wind, Hitze, Kälte, Alleinsein und Ausgeliefertsein. In genau dieser Kargheit wird Jesus mit existenziellen Fragen konfrontiert und in dieser Zeit der Grenzerfahrungen begegnet er dem Versucher, dem Teufel. Souverän wehrt Jesus die Zumutung mit dem Wort Gottes ab. Er lässt nicht zu, dass einer den Keil des Zweifels zwischen seine persönliche Gottesbeziehung und das biblische Gotteswort treibt.

Echte Sehnsucht versus Versuchung

Welche Sehnsüchte Jesu begegnen uns in dieser Erzählung aus der Wüste?
Die erste Versuchung zielt ab auf die Sehnsucht nach dem, was wir im Leben am nötigsten zu brauchen scheinen: Brot, um den Hunger zu stillen. Der Versucher rät ihm, seine Macht zu gebrauchen („Wenn du Gottes Sohn bist…“) und Steine zu Brot zu verwandeln. Jesus antwortet mit einem Wort der Bibel: „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot…“

Die zweite Versuchung hat mit der Macht zu tun, Realitäten des Lebens auszuhebeln. Stürze dich vom Tempel herab, Gott wird dich doch beschützen. Und alle werden dich bewundern, und du wirst ganz erfolgreich sein!
Die dritte Versuchung provoziert den Wunsch, allen Reichtum der Welt zu besitzen („… wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest“).

Dies sind Grundmuster von Versuchungen, denen auch wir im Leben ausgesetzt sind und gerade die Fastenzeit lädt uns immer wieder neu ein, uns kritisch damit auseinanderzusetzen.
Ja, Brot ist wichtig zum Leben, doch wichtiger noch ist das Wort Gottes.
Ja, Gottes Engel tragen mich durch das Leben, doch das kann ich nicht leichtfertig provozieren.
Ja, es wäre vielleicht schön, vieles zu besitzen, doch der Reichtum der Welt würde mich abhängig machen. Ihm soll ich nicht dienen, sondern Gott.

Auch wir kennen Versuchungen jeglicher Art. Im Wort „Versuchung“ steckt das Wort „Suche“. Wonach suchen wir? Was sind unsere geheimsten Sehn-Süchte? Welchen Versuchungen sind wir heute ausgesetzt? Wer ist unser Versucher, unsere Versucherin im Leben? Was oder wer lockt mich, um Bedürfnisse zu stillen, die ich tief in mir oder auch oberflächlich als ungestillt erlebe?

Wir wissen, dass es das Böse, die Versuchungen gibt im Leben und diese stellen immer wieder große Herausforderungen für uns dar. Die Versuchung kann aber letztlich nur bei jenen ankommen, die einen Mangel in sich spüren.

Der Bibeltext am ersten Fastensonntag lässt uns teilhaben an Jesu tiefer innerer Glaubensstärke. Er ermutigt uns dazu, uns den eigenen Sehnsüchten und innersten Wünschen im Leben zu stellen. Er lädt uns ein, sich immer wieder neu mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen, sogenannte „Wüsten-Zeiten“ im Leben einzuplanen, um wieder klarer zu sehen, zu spüren und wahrzunehmen, worauf es ankommt, was wirklich wichtig ist im Leben.
Wir sind immer wieder neu eingeladen – und die Fastenzeit ist eine gute Zeit dafür –, um sich selbst wieder mehr auf die Spur zu kommen und die Gewissheit zu spüren, dass die Verbindung mit Gott die eigentliche Quelle für Sinn und Erfüllung im Leben ist.

Die Autorin

Anna Rosenberger ist Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Wort-Got­tes-Feier-Leiterin, Pfarrgemeinderätin, Erwachsenenbildnerin, Bibliologin, Mitglied im Diözesan- und Pas­to­ral­rat, PGR-Klausurbegleiterin u. a. Sie ist ver­heiratet, Mutter von drei erwachsenen Töchtern und hat sieben Enkelkinder.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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