Wort zum Sonntag von Dechant Herbert Schlosser
Heilung für die Herzensblindheit

Jesus heilt die Augen unseres Herzens, damit wir fähig werden, den Nächsten mit den Augen Gottes – Augen der Liebe – zu sehen. 
Bild: Zwei nebeneinanderstehende Plakate werben mit Blindheit – eines für eine Hilfsaktion, das andere für berufliche Weiterbildung. Foto: Schlager
 | Foto: Leopold Schlager
  • Jesus heilt die Augen unseres Herzens, damit wir fähig werden, den Nächsten mit den Augen Gottes – Augen der Liebe – zu sehen.
    Bild: Zwei nebeneinanderstehende Plakate werben mit Blindheit – eines für eine Hilfsaktion, das andere für berufliche Weiterbildung. Foto: Schlager
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Jesus heilt im Evangelium des vierten Fastensonntags einen Blinden. Er hat sicher Mitleid mit ihm gehabt, aber er will uns durch sein Tun auch noch etwas Tieferes zeigen.

Es gibt nämlich nicht nur die körperliche Blindheit, es gibt auch eine geistige, eine Blindheit des Herzens. In unserem Evangelium sind es die Pharisäer, die auf diese Weise blind sind. Sie lehnen Jesus und das, was er sagt und tut, ab. Durch nichts von ihm lassen sie sich beeindrucken. Sie sehen in ihm nicht den Mensch gewordenen Gott. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen von Gott und von dem, was er sagt, denkt und tut. Daran darf niemand rütteln. Und darum erkennen sie nicht, dass Gott ganz in Jesus da ist – sie lehnen ihn ab. Sie sind blind, blind in ihrem Herzen, blinde Führer des Volkes, wie sie Jesus selbst einmal nennt.

Auch den geheilten Blinden stoßen sie hin­aus. Aber der ist zum Glauben an Jesus gekommen – er ist also nicht nur körperlich geheilt, sondern auch in seinem Inneren sehend geworden. Jesus hat ihm auch die Augen seines Herzens geöffnet.

Geistige Blindheit gibt es genauso heute. Viele lehnen Gott ab, um sich Götzenbildern zuzuwenden. Das Geld wird wie Gott verehrt, der Besitz, die Karriere, der Erfolg. Viele Menschen gehen total darin auf und sind blind für den wahren Gott. Man sucht nicht bei ihm Halt und Trost, sondern bei den Sternen – man glaubt an Horoskope; man liest abergläubische und esoterische Bücher, obwohl man andererseits betont, aufgeklärt und modern zu sein.
Allen möglichen Heilsbringern, politischen Verführern und Sektengurus läuft man nach, den haarsträubendsten Lehren wird Glauben geschenkt, nur nicht Jesus!

Ja, Blindheit des Herzens gibt es immer und überall. Man versucht sorgfältig und vernünftig zu leben – Wellness heißt eine der neuen Religionen und Gott und das Christentum schiebt man als nichtssagend beiseite, höchstens noch als Aufputz für ein paar Ereignisse im Jahres- und Lebenslauf dürfen sie ihren Platz haben.
Weil es die geistige Blindheit gibt, geraten auch Werte ins Wanken, ohne die aber unser menschliches Zusammenleben nicht mehr gut funktioniert: Die Achtung vor dem menschlichen Leben geht verloren, vor dem ungeborenen im Mutterleib, dem behinderten und dem sterbenskranken. Wahrhaftigkeit und Treue werden belächelt und als von vorgestern abgestempelt. Wenn Gottes Gebote nicht mehr gelten, darf man sich über die Folgen nicht wundern: Die Jugendkriminalität und die der Erwachsenen nimmt zu, Verrohung und Gewalt, Angriffe auf Person und Eigentum sind im Steigen.

Genügt es, härtere Strafen zu fordern? Sind die Versuche der Resozialisierung straffällig Gewordener allein ausreichend? Müssen wir nicht mindestens genauso fragen, welche Grundwerte wir vermitteln bzw. vorenthalten – in der Familie, in der Schule, in der Politik und in der Gesellschaft?

Herzensblindheit kann jeden treffen

Blindheit des Herzens kann aber auch mich persönlich befallen – selbst wenn ich es ernst meine mit meinem Glauben! Auch ich kann so sehr in meiner Erwartung und Vorstellung von Gott gefangen sein, dass ich nicht erkenne, dass er nie ganz begreifbar ist und dass er Wege mit mir geht, die ich oft nicht verstehen kann und die ich mir total anders vorstelle.

Darum muss ich mir die Augen meines Herzens von Jesus immer wieder heilen lassen.
Er will mir zeigen, dass ich mich Gott vorbehaltlos anvertrauen kann; er will mich für Gottes vorbehaltlose Liebe öffnen.

Der Glaube, den mir Jesus schenkt, will mich auch im Leid nicht verzweifeln lassen; dieser Glaube will mir Licht, Mut und Kraft auch dort schenken, wo ich nur Finsternis, Resignation und Ohnmacht spüre. Dieser Glaube heißt – Gott ist die Liebe!

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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