Hl. Hippolyt: Univ.Prof.Dr. Johann Reikerstorfer
Heilende Gottesnähe

Blick auf den Altarraum im Dom zu St. Pölten: Über dem Altar befinden sich die Kopfreliquien unseres Diözesanpatrons, des heiligen Hippolyt von Rom: Darüber erhebt sich eindrucksvoll das Gemälde „Mariä Himmelfahrt“ von Tobias Pock.        | Foto: Wolfgang Zarl
  • Blick auf den Altarraum im Dom zu St. Pölten: Über dem Altar befinden sich die Kopfreliquien unseres Diözesanpatrons, des heiligen Hippolyt von Rom: Darüber erhebt sich eindrucksvoll das Gemälde „Mariä Himmelfahrt“ von Tobias Pock.
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Die beiden Feste, die wir in dieser Woche liturgisch begehen, sind im Altarraum unserer Domkirche fest verankert. Über dem Hochaltar befinden sich Kopfreliquien unseres Diözesanpatrons, des hl. Hippolyt von Rom. Und darüber erhebt sich eindrucksvoll das Gemälde „Mariä Himmelfahrt“ von Tobias Pock.

Beide Motive bezeugen auf ihre Weise die rettende Heilsnähe Gottes, in der sich seine Treue zur Erde spiegelt. Matthäus skizziert im heutigen Evangelium Grundzüge der christlichen Gemeindeordnung, die streng an Jesus selber orientiert bleibt. Ihr sollt euch nicht „Meister“, nicht „Vater“ oder „Lehrer“ nennen, denn nur einer ist euer Lehrer, der nicht von oben herab „belehrt“, sondern einweist in den praktischen Geist der „Geschwisterlichkeit“, in der Gottes Heilsnähe menschlich in der Kirche weiterlebt. Daran zerbrechen selbstsüchtige Herrschaftsinteressen und Machtansprüche, die bis heute diesen weltlichen Ausdruck der Gnade kaltblütig zu durchkreuzen suchen. Zeigt sich hier nicht auch das Verbindende unserer beiden Feste?

Mit Leib und Seele aufgenommen

„Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen.“ Über dieses Dogma der Kirche zu reden, fällt vielen heute schwer. Schon die Sprache, in die dieser Glaubenssatz gekleidet wurde, ist weithin unverständlich geworden. Was heißt eigentlich „Leib“? Die Bibel unterscheidet zwischen dem Leib, den wir wie ein Objekt an uns haben, und dem Leib, in dem wir da sind, in dem wir leben und uns betätigen. „Leib“ meint eigentlich den ganzen Menschen, der ich bin, der isst und trinkt, der lacht und weint, der anderen begegnet und mit ihnen kommuniziert. Wir spüren unsere Leiblichkeit in der Ausdruckskraft des Lebens und in der Freude, die uns in glücklichen Stunden erfasst und durchstimmt. – Und „Himmel“ ist kein jenseitiger Raum, in den wir entrückt werden. Himmel bedeutet intensive Gemeinschaft mit Gott und seinem heilenden, seinem erlösenden und uns rettenden Leben.

In Jesus wollte Gott bei uns ankommen. Deshalb ist er die persönlich gewordene Nähe Gottes für uns. Und Maria ist die Frau, in der das Heil so greifbare Gestalt angenommen hat. Achten wir doch einmal auf den Klang dieser leiblichen Nähe im Auftreten Jesu: Jesus ist gesandt, den Gefangenen, die in allerlei Ketten von Abhängigkeiten liegen, Befreiung zu bringen; den Blinden die Augen zu öffnen und den Betrübten ihre Erlösung erfahrbar zu machen. Er berührt mit seiner Hand die Kranken, die ihre Sehnsucht nach Rettung mehr verspüren als die Glücklichen. Und gelten die Seligpreisungen der Bergpredigt nicht gerade den Notleidenden, den Durstenden, den Weinenden, die unter den Lasten ihres Lebens stöhnen und ihren Lebenssinn vermissen? Hören wir genauer auf die leibliche Sprache in den großen Verheißungsbildern des Evangeliums: das Gastmahl, die Hochzeit, die ausgestreckten Arme des Vaters, die leuchtende Freude in den Gesichtern der Erlösten oder das große Schlussbild vom neuen Himmel und der neuen Erde, wo es keine Tränen mehr gibt und Gott alles in allem ist. Das sind leibliche Bilder, in denen wir vorkommen, in denen wir selbst mit unseren Lebensgeschichten gemeint und hautnah angesprochen sind.

Und so sagt dieses Fest: Maria hat schon die Rettung erfahren, die jeder Christ auch für sich selbst erhoffen darf. Der Anfang ist also gemacht – in einer Frau unseres Geschlechts, die unter uns gelebt, geweint und gelitten hat. Wir verehren diese Frau, wir preisen sie und beten zu ihr. Ja, selig die Frau, durch deren Ja-Wort Gott Eingang gefunden hat in unsere Welt. Anschaulich und greifbar. Diese konkrete Nähe ist unüberbietbar. Gerade in ländlichen Gegenden segnen wir an diesem Tag Blumen und Kräuter, wie sie sich auf den heimatlichen Wiesen finden. Wir wollen damit sagen: Mariä Himmelfahrt ist ein erdverbundenes Fest. An Maria, die ganz auf unserer Seite steht, erkennen wir, dass unsere Erde wirklich bei Gott Gnade gefunden hat. Jetzt schon und unwiderruflich. Daran sollen wir uns wie an gesunden Kräutern und schönen Blumen erfreuen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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