3. Sonntag d. Osterzeit: Pater Jakob H. Deibl
Gottes schöpferische Kraft

Hochaltar mit der Darstellung des auferstandenen Jesus in der österlich geschmückten Pfarrkirche in Höhenberg. | Foto: Gerhard Breinhölder
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  • Hochaltar mit der Darstellung des auferstandenen Jesus in der österlich geschmückten Pfarrkirche in Höhenberg.
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Wer die Liturgie von der Osternacht an mitgefeiert hat, ist auf mehrere Auferstehungserzählungen, die als Evangelium gelesen wurden, getroffen. Was dabei auffällt, sind nicht zuletzt deren große Unterschiede: Zwar berichten alle vier Evangelien von Begegnungen mit dem Auferstandenen, an keiner anderen Stelle unterscheiden sie sich jedoch so stark voneinander wie hier. So variiert die Anzahl der Frauen, die zum Grab kommen; von den eindrucksvollen Dialogen der Maria von Magdala und des Thomas mit dem Auferstandenen erzählt nur Johannes, vom Emmausgang nur Lukas etc. Sicherlich gibt es auch Gemeinsamkeiten: Immer erfahren Frauen als erste, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Immer ist Maria von Magdala dabei. Immer ereignet sich das Geschehen am ersten Tag der Woche.

Dennoch ist die Unterschiedlichkeit der Erzählungen nicht zu überhören. Spricht sie gegen die Glaubhaftigkeit der Erzählung oder eher für sie? Eine erste intuitive Antwort muss wohl lauten, dass dies gegen die Erzählungen spricht. Freilich haben wir gelernt, dass nicht alle biblischen Texte wie historische Berichte zu lesen sind, diese Antwort scheint mir aber zu wenig. Auch wenn die Texte keine historischen Berichte sind, sollten sie doch so weit aufeinander abgestimmt sein, dass sie einander zumindest nicht widersprechen. Wenden wir uns diesem Thema ausgehend vom heutigen Evangelium in zwei Anläufen zu.

Aus Finsternis geht Licht hervor

Erstens: Das heutige Evangelium setzt ein, als die beiden Schüler Jesu, die nach Emmaus gegangen waren, wieder zurück in Jerusalem sind. Wir befinden uns folglich am späten Abend oder in der schon angebrochenen Nacht des Auferstehungstages. Es ist der Tag, den Lukas mit den Worten einleitet: „Am ersten der Woche, tief in der Morgendämmerung, kamen sie zum Grab …“

Der erste Tag ist der Auferstehungstag schlechthin. Es ist der erste Tag der Woche, der an den Tag eins der Schöpfungserzählung in Genesis 1 erinnert. An diesem Tag zeigt sich in unvergleichlicher Dichte Gottes schöpferische Kraft – aus der Finsternis geht wieder Licht hervor: „Es ward Abend und es ward Morgen.“ Der Tag, der für die Kreativität Gottes steht, lässt uns auch erkennen, dass der Tod verwandelt werden kann.
Wie aber können Texte dieser schöpferischen Kraft Gottes zu entsprechen suchen? Vielleicht gerade dadurch, dass sie selbst in ganz neuer Weise eine Kreativität der Darstellung entdecken? Die Texte brechen aus dem weitgehend gemeinsamen Erzählschema, welches zumindest drei der Evangelien haben, aus. Darin hören wir ein Echo der Erfahrung der schöpferischen Kraft Gottes, welche die Schülerinnen und Schüler Jesu gemacht haben.

Der Auferstandene öffnet

Zweitens stellt Lukas den Auferstanden mehrmals – zweimal in der Emmauserzählung (Lk 24,31f), einmal im Evangelium von heute – als den dar, der etwas öffnet: die Augen, die Schriften und den Sinn. Jesus, der selbst ganz in und aus den heiligen Schriften Israels lebte, öffnet diese seinen Schülerinnen und Schülern in einer bestimmten Weise. Jede Form der Nachfolge muss einen solchen Akt der Eröffnung widerspiegeln und darf gerade nicht zu einem Verschließen und einem ängstlichen Festhalten führen. Die Evangelien zeigen an ihrem Ende, wo sie von der Auferstehung erzählen, selbst eine solche Öffnung. Immer neu erzählen sie dasselbe Ereignis in anderer Weise. Der Text selbst muss sich an dieser Stelle öffnen und vervielfältigen – ebenso auch unsere Auslegungen, Interpretation und Versuche, dem Text in unserem Leben einen Ausdruck zu geben. Aber das verweist schon auf Pfingsten voraus und trägt den Namen „Heiliger Geist“. Es scheint mir, als spricht die Vielfalt der Auferstehungserzählungen mit all ihren Unterschieden eher für als gegen ihre Glaubhaftigkeit.

Hochaltar mit der Darstellung des auferstandenen Jesus in der österlich geschmückten Pfarrkirche in Höhenberg. | Foto: Gerhard Breinhölder
Pater Jakob Helmut Deibl | Foto: Stift Melk
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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