Wort zum 3. Fastensonntag: P. Clemens Hainzl OSB
Gottes nie ermüdende Barmherzigkeit

Oft scheint es einfach, „Hau ihn um!“ zu fordern, wäre da nicht die andere Stimme: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen!“
Gott öffnet uns in seiner nie ermüdenden Barmherzigkeit den Blick für das Hoffnungsvolle und Lebensbejahende. | Foto: Leopold Schlager
  • Oft scheint es einfach, „Hau ihn um!“ zu fordern, wäre da nicht die andere Stimme: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen!“
    Gott öffnet uns in seiner nie ermüdenden Barmherzigkeit den Blick für das Hoffnungsvolle und Lebensbejahende.
  • Foto: Leopold Schlager
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Ich erinnere mich an den uralten Marillenbaum im Garten unseres Nachbarn. Als Kinder haben wir dort oft gespielt und nicht selten wurde die eine oder andere Marille Opfer unseres Fußballes. Überraschenderweise kam ein Jahr, wo er keine Früchte trug. Gefolgt vom nächsten. Und ich höre noch unsere alte Nachbarin sagen: Wir schneiden ihn um, damit wir die Silage erweitern können. Ihr Mann war nicht erfreut davon und setzte sich durch. Ich weiß nicht mehr, wie lang es dauerte, aber nach einiger Zeit trug er unendlich viele Früchte.

„Hau ihn um!“ – wie oft erscheint uns im Leben vieles hoffnungslos? Manchmal haben wir den Eindruck, dass es keine Rettung mehr gibt. Wir sind verzweifelt und sehen keinen Ausweg, wir ringen nach Lösungen und Antworten und finden doch keinen Strohhalm der Zuversicht. In den unterschiedlichen Lebenslagen, aber auch im Hinblick auf unsere Gesellschaft und Kirche sind wir schnell in der Gefahr, manches umzuhauen. Die Krisenzeit zeigt uns eher die Kahlheit des Lebens als die vollen Früchte zum Ernten. Wir sind eher in der Versuchung, das Negative und Abgestorbene zu sehen als das, was wächst und aufkeimt. Die Spirale von Pessimismus und Hoffnungslosigkeit lähmt uns und macht uns resignativ.

„Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen!“ – gibt es doch noch Grund zur Hoffnung? Es ist Gottes nie ermüdende Barmherzigkeit, die uns den Blick für das Hoffnungsvolle und Lebensbejahende öffnet. Gott wird nicht müde, mit uns Menschen barmherzig zu sein. Gott gibt diese Welt und uns Menschen nicht auf. Gott schenkt mir die Chance auf Umkehr und Neubeginn. Gott hat Hoffnung für mich, auch wenn meine Jahres- oder gar Lebensernte nicht so berauschend ist. Gott hat Hoffnung für mich, auch wenn ich nicht immer leistungsstark und erfolgreich bin. Gott hat Hoffnung für mich, auch wenn mir oft der Mut für Veränderung fehlt. Gott schreibt mich nicht ab. Er gibt mich nicht auf. Gefragt ist aber unsere Bereitschaft, Gottes verzeihende Liebe anzunehmen. Bin ich zu einer echten Bekehrung meines Herzens bereit? Bin ich offen für einen Frühjahrsputz meiner Seele? Bin ich hellhörig für Gottes Ruf zu einer zweiten oder gar dritten Chance?

Die Fastenzeit lädt uns ein, dass wir unsere Ohren des Herzens öffnen für den Ruf Gottes zur Umkehr. Die vierzig Tage der Buße bieten die Chance auf Neubeginn und die Gnade der Bekehrung. Der Herr selbst gibt uns ein Leben lang Zeit, immer wieder umzukehren und uns hinzukehren zu seinem Licht der Gnade. Gott hat unendlich viel Geduld mit uns Menschen und zeigt uns seine Liebe, auch wenn wir versagen und keine Früchte bringen. Er ist der, der neunundneunzig Schafe zurück lässt und das eine Verlorengegangene zurückholt. Er ist der, der das geknickte Rohr nicht bricht und den glimmenden Docht nicht löscht.

Gott ist präsent in unserer Welt

Nein, Gott erweist sich immer wieder als der „Ich-bin-da“. Gott ist da für mich in den Höhepunkten und Tiefgängen meines Lebens. Gott ist da für mich in der Auseinandersetzung mit Schuld und Versagen. Gott ist präsent in unserer Welt, auch wenn es Hass und Krieg, Krankheit und Leid gibt. Gott wird einfach nicht müde, uns seine liebende Gegenwart zu beweisen. Lassen wir uns von diesem Gott einladen und wenden wir uns Ihm zu, der uns Leben in Fülle verheißt.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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