Pfingsten: P. Alois Köberl
Gott nahe kommen lassen
I mmer wieder frage ich mich: Wen bzw. was lasse ich an mich heran? Wie viel Nähe und Begegnung lasse ich dabei gezielt zu? Was nimmt mich andererseits aber auch „einfach in Beschlag“, weil ich zu wenig achtsam mit meinen eigenen Ressourcen umgegangen bin?
Erneut bewusst wurde mir das vergangene Woche, in der ein intensives Ereignis auf das nächste folgte: Konvent-Nachmittag, Bittgang, Schulfirmung, Wallfahrten der Benediktinerkongregation und der Pfarren, Benefizkonzert, eine Trauung, ein Todesfall, Besuch von Freunden aus dem Ausland, dazwischen die Schulstunden, Sonntags- und Feiertagsmessen und die tägliche Routine.
Damit verbunden waren viele Begegnungen, letztlich viele „Berührungen“ mit unterschiedlichsten Menschen.
Und ich frage mich: Wie sehr öffne ich mich jeweils den anderen? Wie werde ich meiner Rollen als Lehrer, als Benediktiner, als Seelsorger, Wegbegleiter, als Freund, etc. gerecht? Und was braucht es zu dieser Offenheit?
Eine mögliche Antwort auf diese Fragen finde ich im heutigen Evangelium, das mir noch als erster Teil der Frohbotschaft des Weißen Sonntags (Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit) in Erinnerung ist.
Maria Magdalena geht am Ostermorgen zum Grab, findet aber den Leichnam nicht. Sie informiert Petrus und den Lieblingsjünger. Diese eilen zum Grab, stellen fest, dass Jesus wirklich nicht da ist und gehen wieder nach Hause. Berührt wird Maria Magdalena von der persönlichen, intensiven Begegnung mit dem Auferstandenen: „Maria!“ – „Rabbuni!“, kombiniert mit dem Auftrag, Verkünderin der Auferstehung zu sein. Maria Magdalena tut, wie ihr gesagt – trotzdem verschließen die Jünger aus Angst die Türen, womit wir beim heutigen Evangelium sind.
Jesus durchbricht aber diese Verschlossenheit. Und er begegnet den Jüngern nicht mit einem Vorwurf, etwa: „Warum habt ihr nicht geglaubt?“, oder „Warum habt ihr noch immer Angst“, sondern er spricht den Friedensgruß! Und auch hier kommt es zur persönlichen, intensiven Begegnung: Er haucht sie an und spricht: „Empfangt den Heiligen Geist!“, kombiniert mit dem Auftrag bzw. der Vollmacht, Sünden zu vergeben.
Weitere persönliche Begegnungen folgen: Mit Thomas, der Jesus intensiv berühren muss, um ganz glauben zu können. Und schließlich am See von Tiberias, beim reichen Fischfang, dem gemeinsamen Essen und der dreimaligen Frage an Petrus: „Liebst du mich?“. Und auch hier kombiniert mit einem, dem Auftrag schlechthin: „Folge mir nach!“
Pfingsten, Sendung des Heiligen Geistes, das ist für mich dieses Hereinlassen Gottes in mein Leben, in mein Herz.
Diese Berichte über die Begegnungen des Auferstandenen mit seinen engsten Freunden geben mir persönlich sehr viel Mut bzw. schenken sie mir viel Trost:
Auch wenn ich mich immer wieder verschließe, in meinen Ängsten und Zweifeln gefangen bin: Gott kommt mir immer wieder nahe, ganz nahe, wenn ich es nur zulasse, ich mich auf ihn verlasse.
Er sagt auch zu mir: „Friede sei mit dir!“, „Empfange den Heiligen Geist!“, „Vergib!“, „Auf, erzähle den Menschen, dass das Leben über den Tod siegt!“, „Liebst du mich?“ und letztlich „Folge mir nach!“
Pfingsten, Sendung des Heiligen Geistes, das ist für mich: Dieses Heranlassen, dieses Hereinlassen Gottes in mein Leben, in mein Herz. Gott will mich berühren und will durch mich berühren und so dauerhaft in unserer Welt wirken.
Du, Gott, sendest deinen Geist aus – und du erneuerst das Antlitz der Erde
(vgl. Ps 104,30).
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.