4.Fastensonntag: Dechant Rupert Grill
"Gott hat die Welt so sehr geliebt"

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Wir sind in der Mitte angekommen. In der Mitte der Fastenzeit und in der Mitte des Evangeliums. Am Beginn der Fastenzeit wird uns mit dem Aschenkreuz die Aufforderung „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium“ mitgegeben. Der Abschnitt aus dem Johannesevangelium, der für diesen Sonntag ausgewählt ist, beschreibt uns ganz zentrale Zusagen dieser Frohbotschaft, die einlädt geglaubt und gelebt zu werden.

Gottes Wirken ist von seiner Liebe zu dieser Welt und zu allen Menschen geprägt. Diese Liebe geht so weit, dass er sogar seinen Sohn „hingibt“, d. h. dass er einer von uns wird und die Botschaft der Liebe Gottes nicht nur verkündet, sondern auch bis zur letzten Konsequenz lebt. Der Wille Gottes ist rettende und erlösende Liebe. Es gehört zur Eigenschaft der Liebe, dass sie weiß, nichts erzwingen zu können. Es gehört zum Schicksal Liebender, dass sie die Liebe des Gegenübers nur aus freien Stücken empfangen können. Gott schenkt uns die Freiheit, die eine liebende Beziehung braucht. Er überlässt es uns, ob wir uns darauf einlassen, aber er lässt uns dabei nicht allein.

Den Menschen auf der einen Seite retten zu wollen und ihm auf der anderen Seite die Freiheit der Entscheidung zwischen Glauben oder Nichtglauben zu überlassen, wird in der Rede vom Gericht thematisiert. Dabei geht es hier nicht um ein gottgemachtes oder gar gottgewolltes Gericht, das den Menschen von oben herab verurteilt. Gott will ja retten. Der Mensch ist sich selbst Gericht, je nachdem wonach er sich richtet und wie er ins Tun kommt.

Die Frage, ob wir das Licht mehr lieben als die Finsternis, muss sich praktisch im Leben der Einzelnen und der Kirche zeigen.

Die Liebe Gottes ist dir und der ganzen Welt zugesagt und angeboten. Richtest du deine Glaubensüberzeugungen und dein Tun danach aus, oder nicht? Diese Frage wird uns als Mitte des Evangeliums in aller Deutlichkeit mitgegeben. Willst du im Licht leben und dich in deinem Reden und Tun an der Liebe Gottes ausrichten? Willst du das in Jesus Christus geschenkte Licht eines liebenden Gottes in Freiheit weitergeben? Willst du diesem rettenden Handeln Gottes in der Welt, das sich in Jesus verwirklicht, ähnlich werden?
Als Christinnen und Christen und als Kirche Jesu Christi stehen wir unter dem Anspruch des Evangeliums. Die Frage, ob wir das Licht mehr lieben als die Finsternis, kann nicht theoretisch beantwortet werden. Sie muss sich vielmehr praktisch im Leben der Einzelnen und der Kirche zeigen. Es dürfte in ihr nichts geben, wovon man sagen müsste „Ans Licht der Öffentlichkeit dürfte das nicht kommen!“ Wo das nicht so ist, muss sie schuldbewusst eingestehen, dass auch die Kirche manchmal die Finsternis mehr liebt als das Licht. Die gute Nachricht ist dabei, dass uns das Licht Gottes auch dort offensteht, wo wir in der Finsternis sind. Das Eingeständnis eigener dunkler Seiten angesichts des Liebesangebots Gottes kann jeder Person und jedem System helfen, an Schattenseiten zu wachsen und zu reifen.

Die Zusage der rettenden Liebe Gottes als Kern des Evangeliums ist also mit einem hohen Anspruch an unser menschliches Handeln verbunden. Dabei kann das Gefühl von Überforderung aufkommen. Aber obwohl es von uns abhängt, ob wir unser Leben am Licht Christi ausrichten, so sind wird dabei nicht allein gelassen. Gottes Liebe kann uns dabei auf verschiedene Weise begleiten – im Gebet und durch andere Menschen. Wenn wir in der Mitte der Fastenzeit nach vorne blicken auf Ostern, so sei daran erinnert: Das Licht der Osterkerze wird sich im Dunkel der Nacht und in der Finsternis ausbreiten, um neues Licht und neue Hoffnung zu bringen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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