Verklärung des Herrn
"Gipfelerlebnis" der Verklärung Christi festigt unseren Glauben
Viele Menschen fragen heute nach der richtigen Orientierung: Was gilt eigentlich noch angesichts des raschen, oft abrupten Wandels von Wertvorstellungen, Meinungen, Lebensformen? Worauf ist noch Verlass? Wessen Wort hat Bestand? In der Verklärung Jesu stellt uns Gott selbst die entscheidende Orientierung unseres Lebens vor Augen: „Dieser ist mein geliebter Sohn … auf ihn sollt ihr hören!“
Ein (hoher) Berg ist in der Bibel oftmals ein Ort der Gotteserfahrung oder Gottesbegegnung. Drei Apostel hat Jesus im Evangelium mit sich auf einen hohen Berg genommen. Nur sie konnten von dem Ereignis berichten, das sich jeder natürlichen Erklärung entzieht: Petrus, Jakobus und Johannes sehen Jesus plötzlich in einem unbeschreiblichen Licht. Sie sehen Mose und Elija, zwei große Propheten, die unermüdlich für ihren Gott, den einen wahren Gott, eintraten. Und die drei Zeugen hören eine Stimme, die Jesus als „mein geliebter Sohn“ bezeichnet.
Die drei Apostel sind dem Himmel so nah – und doch erfüllt es sie mit Angst und Schrecken und wirft sie gar zu Boden. Als sie sich wieder aufrichten, ist alles vorbei. Jesus ist alleine mit ihnen. War es nur ein Traum?
Die „Taborstunde“ und die „Ölbergstunde“
Es ist meist erleichternd, wenn man sich mit Vertrauten über außergewöhnliche Ereignisse austauschen kann. Genau das verbietet ihnen aber Jesus: Sie sollen es für sich behalten, „bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist“. Dieser Nachsatz sollte uns hellhörig machen. Die „Taborstunde“ der Verklärung und die „Ölbergstunde“ vor dem Leidensweg liegen nicht weit auseinander. In der nächtlichen Szene auf dem Berg Tabor wird aber schon die Perspektive sichtbar, auf die das Leben Jesu ausgerichtet ist, über Kreuz und Tod hinweg. Und dann, wenn er auferstanden ist, werden die Jünger diese Erfahrung auch mit in ihren Osterjubel hinein-
nehmen.
Was aber drängte Jesus, auf den Berg zu gehen? Im Gebet wollte er Gott seine Wege offenlegen und seinen Willen einholen. Es war ja auch das Paschafest nahe, und er war sich wohl des Risikos bewusst, nach Jerusalem hinaufzugehen, wo sich inzwischen alles so zugespitzt hatte, dass mit einem gewaltsamen Ende seines Lebens zu rechnen war. Jesus musste fast vom Beginn seines Wirkens an erleben, dass er bei den Inhabern der politischen Macht, bei den Pharisäern und Schriftgelehrten auf Widerstand stieß.
Das Gipfelerlebnis der Verklärung Christi festigt unseren Glauben, dass hinter jedem Leiden und nach durchgestandenem Karfreitag ein Ostern wartet.
In diesen Wochen sind wieder viele Menschen als Pilger unterwegs und laden ihren „Rucksack“ voll Anliegen und Sorgen vor einem Marienbild oder bei einem Gipfelkreuz ab, und manche anvertrauen sie in Anliegenbüchern, die in vielen Kirchen aufliegen, dem Gebet anderer. So mühsam der Pilgerweg oder der Anstieg auf den Berg oft auch sind – sie stehen immer unter einem Aspekt der Hoffnung, dass etwas in Erfüllung gehen oder sich zum Besseren wenden möge.
Am Gipfel tun sich neue Perspektiven auf
Wer auf dem Gipfel steht, genießt den Blick in die Ferne. Ein Sonnenaufgang auf einem Berggipfel kann zu einer unvergesslichen Erinnerung werden. Hier tun sich neue Perspektiven auf; vom Gipfel aus relativiert sich auch manches. Gipfel sind aber keine Orte dauernden Bleibens. Das war auch für die Jünger Jesu so. Denn mit dem Abstieg beginnt für sie und für Jesus ein nicht minder schwerer Weg – nach Jerusalem. Das Gipfelerlebnis der Verklärung Christi festigt unseren Glauben, dass hinter jedem Leiden und nach durchgestandenem Karfreitag ein Ostern wartet.
Autor:Leopold Schlager aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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