4. Adventsonntag: Bischof Alois Schwarz
Für Gott einen Platz richten

Heilige Nacht nennt sich das Gemälde von Antonio da Correggio (1489-1534), das sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden befindet.    | Foto: Gemeinfrei
  • Heilige Nacht nennt sich das Gemälde von Antonio da Correggio (1489-1534), das sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden befindet.
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Der vierte Adventsonntag im heurigen Jahr fällt kalendarisch zusammen mit dem Heiligen Abend. Wenn man aber die Texte der Heiligen Schrift zum vierten Adventsonntag betrachtet, dann könnte man sagen, dass sie hinführen zum Fest von Weihnachten.

Gleich in der ersten Lesung, im zweiten Buch Samuel, heißt es: „Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt“ (2 Sam 2,7,2b). König David stellte fest, dass er in einem Haus aus Zedernholz wohnt, und die Lade Gottes – heute könnte man sagen: Gott selbst, das Heilige oder das große Geheimnis, wie Bruder David Steindl-Rast es einmal geschrieben hat – in einem Zelt wohnen würde. Der König spürte, dass diese Ordnung nicht stimmen kann. Er bemerkte, dass er in einem besseren Haus wohnte als Gott. Er wollte Gott einen Ort bereiten, an dem er ihm näher sein und sich entfalten konnte. Aus der Geschichte vom Heiligen Abend wissen wir, dass das mit dem Platz für Gottes Sohn ein beunruhigendes Thema für Maria und Josef war. Niemand wollte Maria und Josef aufnehmen. Es gab in den Häusern der Stadt keinen Platz für sie.

Gott groß werden lassen

Der vierte Adventsonntag erinnert uns Menschen daran, für Gott einen Platz zu richten, ihn einzuladen in unser Herz zu kommen und mit uns zu leben, ihn – GOTT – groß werden zu lassen. Der letzte Sonntag im Advent führt direkt hinein in das Fest von Weihnachten, zum Stall von Betlehem, dem Ort, an dem Gott in Jesus von Nazareth der Welt sein Gesicht schenkte. Jedes Jahr wieder, ob Krieg, ob Gewalt, ob Zerstörung oder Terror uns umgibt, sind wir dazu eingeladen. Das Angebot, Gott Raum zu schenken und IHN in unser Herz einzulassen, kann jeder und jede von uns annehmen.

Im Gespräch zwischen König David und dem Propheten Natan in der ersten Lesung kommt es in weiterer Folge zu einer Wendung. Da heißt es: „Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen wird“ (2 Sam 7,11b). Wer also Gott Raum gibt, dem verheißt Gott eine Wohnung bei ihm. Wir kennen das, wenn junge Menschen sich überlegen zu heiraten oder ihre Beziehungen miteinander leben wollen. Sie schenken einander Raum. Einer sagt dem anderen: Ich möchte meinen Lebensraum mit dir teilen. Das geht freilich nur, wenn beide das wollen, ansonsten entsteht ein Ungleichgewicht in der Beziehung zwischen den beiden. Unser Gott, der mit uns in Beziehung treten will, erwidert unsere Bereitschaft IHN einzulassen, IHN aufzunehmen und IHM Lebensraum zu schenken, damit, dass er uns verspricht auch für uns eine Wohnung im Himmel zu bereiten. Wir sind gut beraten, wenn wir diesen Weg wählen, denn im ersten Satz der zweiten Lesung wird deutlich, wem wir Raum schenken: „Dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben“ (Röm 16,25a).

Wer also Gott Raum gibt, dem verheißt Gott eine Wohnung bei ihm.

Im Evangelium hören wir dann die Geschichte, als der Engel zu Maria kommt und ihr verkündet, dass sie mit Jesus schwanger werden soll. Auch hier geht es wieder darum, bereit zu sein, Gott aufzunehmen und IHM Raum zu schenken. Das kennen alle Frauen, die schwanger sind oder waren. Es braucht die Bereitschaft, das Kind anzunehmen und dahinter Gottes großen Plan des Lebens zu erkennen. Nicht immer kann dieser Plan Gottes verstanden werden, nicht immer gelingt es, „Ja“ zu sagen zu SEINEM Plan.

Wir Menschen sind gewohnt, unsere eigenen Pläne zu machen. Das endet dann oft mit Zerstörung, Unfrieden, Streit, Eifersucht und einem konfliktreichen Miteinander. Gott aber Raum zu geben heißt, auch darauf zu vertrauen, dass er es gut meint, dass alles so, wie es kommt, für uns gut ist. Jetzt werden manche sagen: Aber es kann doch nicht gut sein, wenn ich einen Menschen verliere, wenn ich unheilbar krank werde, wenn ich nicht mehr weiß, wie ich meine Kinder ernähren soll und vieles mehr. Natürlich ist das nicht gut. Diese Lebensumstände lehren uns aber anzunehmen, was ist, daran nicht zu zerbrechen, sondern Lösungen zu suchen und manchmal auch sich helfen zu lassen – auch im Gebet zu Gott. Das führt dann oft in Situationen, die hätten wir Menschen nicht für möglich gehalten. Wir staunen, dass es dann doch gut ausgegangen ist. Die Begründung dafür hören wir am vierten Adventsonntag im Evangelium: „Denn für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1,37).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, ein von Gottes Geist erfülltes Weihnachtsfest. Ich wünsche Ihnen das Erleben der Freude, wenn Sie sich am Heiligen Abend daran erinnern, wie heilsam es ist, Gott Raum zu geben. Möge es für Sie und für Ihre Familien ein Fest des Friedens und der Versöhnung werden und möge Gott an diesem Weihnachtsfest durch Sie sein Gesicht zeigen.
Ihr Bischof Alois Schwarz

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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