Wort zum Sonntag - von Helene Renner
Er konnte RICHTIG reden
Ich finde keine Worte, da verschlägt es mir die Rede… Man verstummt oftmals vor falschen Argumenten, vor Anschuldigungen und Meinungen, die einen niederreden… Gerade in diesen Tagen ist man damit immer wieder konfrontiert.
Die Sehnsucht richtig reden zu können, sich gewählt auszudrücken, verstanden zu werden, das rechte Wort zur rechten Zeit zu finden, nichts Falsches zu sagen – diese Sehnsucht kennen wir doch alle. Doch um ein gutes Gespräch zu führen braucht es nicht nur das richtige Reden, es braucht vor allem auch das gegenseitige Zuhören. Vielfach haben wir verlernt zu hören und können deshalb auch nicht wirklich antworten. Wir sind taub und stumm geworden – und es fällt im „alltäglichen Lärm“, der einen umgibt, oft gar nicht auf.
Markus erzählt von Menschen, denen sehr wohl auffällt, dass da einer ist, der taub und stumm ist, und sie bringen ihn zu Jesus in der Hoffnung auf Hilfe. Jesus sieht die Not, nimmt diesen Menschen heraus aus der Menge, um ihm ganz nahe zu kommen. Liebevoll, ja zärtlich berührt ihn Jesus: „Effata, öffne dich,“ sagt er, nachdem er zum Himmel aufgeblickt hat.
Ohren und Mund kann der Mann nun nutzen, er kann hören und richtig reden. Was für ein Wunder! Gott löst das Erstarrte, Unbewegliche, er rettet damit aus Ausgrenzung und Einsamkeit. Er stellt damit diesen Menschen wieder in die Gemeinschaft, aus der er durch seine Beeinträchtigung ausgeschlossen war.
Mit diesem Wunder will Jesus keinesfalls die Wundergläubigkeit fördern, er setzt ein Zeichen. Er will diesem Menschen helfen, Gottes Wort aufnehmen zu können, zu hören und darüber zu reden, Zeugnis abzulegen über die Wohltat, die ihm zuteil geworden ist. Ob er diese Fähigkeit genutzt hat, ob er gläubig wurde, wissen wir nicht. Jesus gab ihm aber die Möglichkeit dazu.
Auch jeder und jedem von uns wurde in der Taufe, dieses „Effata, öffne dich“ gesagt. Wir wurden liebevoll und zärtlich berührt durch die Hand des Priesters, der uns damit die Fähigkeit zusagte, Gottes Wort zu hören und darauf in unserem Leben Antwort zu geben. Auch uns wurde damit der Weg zum Glauben eröffnet, doch die Entscheidung dafür müssen wir selbst immer wieder treffen. Wir müssen immer wieder überprüfen, ob wir noch hören auf das, was Gott uns sagen will, und ob wir die richtigen Worte finden, um zu bezeugen, wie sehr uns Gott begleitet und hilft, dort wo wir menschlich verstummen.
Wir können aber auch „Paten“ sein: Wir können anderen, die von Jesus noch nichts wissen oder vergessen haben, dass sie Christen waren, den Taub- und Stumm-Gewordenen, den Weg zum Glauben zeigen und sie auf diesem Weg begleiten. Dabei geht es nicht um viele Worte, sondern um das richtige Wort und die richtige Tat zur rechten Zeit.
Gott,
öffne mir die Ohren,
mach mich hellhörig und aufmerksam,
damit ich hören kann,
was ich noch nicht verstehe.
Öffne meinen Mund,
lass mich die richtigen Worte finden
damit ich reden kann
da, wo ich sprachlos bin.
Gib mir ein vertrauensvolles Herz,
das sich deiner Führung überlässt
und zu tun wagt,
was es noch nicht getan hat.
Gib mir Mut und Zuversicht,
dass ich mich von dir rufen lasse,
damit ich mit anderen den Weg finde
zu dir.Aus: H. Renner, „still werden und beten“, Kommuniongedanken Lesejahr B.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.