Wort zum Sonntag - von H. Sebastian Kreit O.Praem.
Er führt uns zu jenem Licht, …

In großer Vielfalt wirken auf uns die Farben des Lichtes, die wir mit dem von Gott geschaffenen Leben verbinden. | Foto: Sebastian Kreit O.Praem
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Die turbulente Szene vom vergangenen Sonntag, die „Tempelreinigung“, dürfte noch nachklingen. Bewusst erinnere ich daran als klares Zeichen Jesu in der Öffentlichkeit. Nun befinden wir uns in einem Vier-
Augen-Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus, der selbst ein angesehener Lehrer Israels und Ratsherr der Juden ist. Als Sympathisant oder bereits als ein anonymer Anhänger Jesu sucht er ihn bei Nacht zum spirituellen Gespräch auf. Man tauscht Lehrmeinungen aus. Wir bemerken dabei den interessanten Aufbau der Gesprächsgänge. Von Nikodemus werden sie eingeleitet und durch Jesus mit ausführlichen Antworten fortgeführt und ausgedeutet.

Wie heißt es so schön: In der Nacht berät man, am Morgen wird entschieden und offenbart. Der Abend und die Nacht stehen hier als Bild der Verborgenheit. Erwartungsvoll ist der werdende Tag, der alles ans Licht bringen soll. Wer weiß, was im Dunkeln außer der Ordnung und hinter das Licht geführt wird? Die Wahrheit hat Zeit und bringt es an den Tag.

Allein durch Glauben

Nikodemus scheut das Licht, denn er will nicht gesehen werden. Gehört er doch zu den sogenannten Rechtgläubigen und Schriftgelehrten, die den Buchstaben des Gesetzes bewahren. Am Beginn von Kapitel 3 liest man heraus, dass Nikodemus nicht der einzige Bekennende unter den Pharisäern ist. Er ist jedoch live dabei, um einen neuen Gottesbezug zu erfahren. Allein durch Glauben an den gesandten Sohn gilt ihm die Botschaft für ein unendliches Leben. In der Nacht vernimmt er die Worte Jesu, vom lebendigen Geist und mit Sinn erfüllt. Er wird quasi von einem Fragenden und Hörenden zu einem neuen Glaubenden.

Seien wir ehrlich: Es dürfte nicht schwer fallen, uns in diesem und im vorherigen Evangelium wieder zu finden. Die „Tempelreinigung“ macht den Weg frei und „schafft das hier weg“, was durch Scham, Angst, bei verfahrenen Situationen und mancher Hilflosigkeit immer noch in Dunkelheit übersehen wird.

Der Nikodemus in uns trete daher bei Tag auf, denn er oder sie kann und soll gesehen werden, aus welchen Gründen und von wem auch immer. Dann wäre der Inhalt noch klarer zu verstehen, was Jesus uns zumutet. Ihm geht es um unsere Sehnsucht nach Leben in Freude und Freiheit. Daher verbindet uns das Motiv des Lichts seit dem Sakrament der Taufe mit dem hellen Licht Christi. Wie menschlich, wenn uns diese österlichen Gedanken vor allem in Krisenzeiten bewegen.

Licht erkennen wir als das Göttliche, ständig in sich verändernder Bewegung. Weil unser Lebensprozess viele, oft unangenehme Fragen aufwirft und wir dadurch zweifelnd ins Stocken geraten, möchte ich dazu ein Goethe-Zitat inErinnerung rufen. In der Tragödie „Faust II“ ruft ein Engelchor dem ehrlich und irrend Suchenden noch Trost zu: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“ So wunderbar der berühmte, zur Lebensweisheit gewordene Satz klingt, fehlt jedoch die Zielrichtung des Strebens. Jesus liefert sie im Nikodemusgespräch.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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