Wort zum Sonntag von Patrick Schöder OSB
Ein versöhntes Miteinander
Wenn dein Bruder oder deine Schwester gegen dich sündigt…“ Das Evangelium lässt uns eintauchen in die junge Gemeinde der Urkirche und wir lesen davon, dass es auch hier Spannungen und Konflikte gegeben hat. Irgendwie beruhigend und ein Trost, dass es auch in der Urgemeinde „gemenschelt“ hat.
Der Evangelist Matthäus lässt Jesus zu Wort kommen und wir erhalten ein Lösungsangebot. Die jesuanische Lösung ist ein Stufenplan, den er der jungen Gemeinde vorschlägt, für den Umgang mit Christinnen und Christen, die gegen die Norm gehandelt haben und sich selbst an den Rand der Gemeinschaft gestellt haben. Gewisse Übertretungen und Fehlverhalten betreffen nicht nur den Einzel-nen, sondern auch die ganze Gemeinschaft der Christusglaubenden.
Wie gehen wir mit Schuld und Sünde um? – Die jesuanische Methode als Lösungsansatz. Ein Thema, das uns alle betrifft. Selbst der Gründer des Benediktinerordens, der heilige Benedikt (480-547), greift in seiner Klosterregel auf die jesuanische Methode zurück, wenn er dem Abt vorschlägt, dieser „solle nach der Weisung des Herrn einmal und ein zweites Mal im Geheimen ermahnen. Wenn sich der Bruder nicht bessert, werde er öffentlich vor allen zurechtgewiesen. Wenn er sich aber auch so nicht bessert, treffe ihn die Ausschließung“. (Regula Benedicti 23)
3 Stufen-Plan
Was der hl. Benedikt seinen Mönchen mit auf den Lebensweg geben wollte, deckt sich mit dem Stufenplan des Herrn:
1. Wenn einer sich verfehlt hat, dann soll man mit der Person ein klärendes Gespräch unter vier Augen suchen.
2. Wenn das Gespräch nicht fruchtet, dann sollen zwei oder drei hinzugezogen werden, damit die Ernsthaftigkeit der Sache mehr Gewicht bekommt.
3. Bleibt auch das erfolglos, dann sollen die Verantwortlichen der Gemeinde darüber informiert werden, denn die Einheit und das Gemeinwohl der Gemeinde stehen auf dem Spiel und die Konsequenzen müssen getragen werden.
Verfehlungen und Schuld können wir in unseren Freundschaften, Beziehungen, Familien und auch in der Kirche nicht verleugnen. Wir Menschen brauchen einen geordneten Umgang mit diesen Erfahrungen. Wenn wir wegschauen und nicht handeln, um solche Vorkommnisse zu ordnen, wirkt sich dies negativ auf das Miteinander aus. Dem Evangelium geht es um die Einheit und um die Wahrung des Friedens. Nicht die Bestrafung oder gar Vergeltung oder Rache, sondern die Versöhnung und die Wiedereingliederung in die Gemeinde ist das Ziel.
Als Christinnen und Christen sind wir aufeinander angewiesen. Wir tragen Verantwortung füreinander. Das heißt aber auch, dass wir den Mut aufbringen sollen, wenn es darum geht Verfehlungen, Ungerechtigkeiten etc. beim Namen zu nennen und nach Lösungen zu suchen.
In der Urgemeinde ging es dem Evangelisten auch darum, aufzuzeigen, dass das Miteinander, der gemeinsame Glaube an den Auferstandenen Jesus Christus im Mittelpunkt stehen soll. So unausweichlich es für menschliche Beziehungen ist, Fehler zu begehen, umso wichtiger ist es, dem Schuldigen das Vertrauen auszusprechen und einen Neuanfang zu ermöglichen, um eben negative Langzeitfolgen schwelender Missverständnisse, Verletzungen und Konflikte zu vermeiden.
Als Kirche in der Welt von heute sollen auch wir uns immer wieder bewusst werden, dass wir um ein versöhntes Miteinander bemüht sein sollen, denn der auferstandene Herr lebt in der Mitte seiner ausgesöhnten Gemeinde. Die frohe Botschaft vom heutigen Sonntag ist für uns ein Trostwort, das damals und heute Gültigkeit besitzt für ein gelingendes Miteinander im Geiste des Herrn. Das Herzensanliegen Jesu ist ewig gültig, dass niemand verloren gehen soll. „So will auch euer Vater im Himmel nicht, dass einer von den Kleinen verlorengeht“ (Mt 18,15).
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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