26. Sonntag: Sr. Karina Beneder
Die Welt menschlicher machen
Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“ Dieses Zitat von Freré Roger, dem Gründer der Taizé-Gemeinschaft, kann uns ermutigen, unseren Mitmenschen zu helfen und uns für die Benachteiligten einzusetzen, wie es der heilige Franz von Assisi (Gedenktag am 4. Oktober) gemacht hat.
Das Evangelium meint den Menschen in seiner Ganzheit. Wir sind Wesen, die voneinander abhängig und wertvoll sind. Wir dürfen einander nicht weh tun und uns über andere stellen – und das nirgendwo auf der Welt. Die drastischen Bilder vom „Mühlstein“ oder vom „Feuer“ in der Bibelstelle sind eindeutig. Sie sagen uns ganz klar, dass es nicht erlaubt ist, auch nur dem Kleinsten weh zu tun. Jesus nimmt die Kleinen und Schwachen in Schutz. Wer die Schwachen im Stich lässt, nimmt seine Verantwortung als Christ nicht wahr. Wieso gibt es so viele Kriege und viel Leid in dieser Welt? Wieso werden Kleine, Alte und Arme benachteiligt und ihnen ein Leben in Würde, Frieden und Sicherheit verwehrt?
Wert der kleinen Gesten
Als ein Mensch – der christlich leben will – sollen wir unsere Hände, Füße und Augen zum Wohl unserer Mitmenschen einsetzen. Jeden Tag haben wir genug „Übungsfeld“, um die Welt ein Stückchen menschlicher zu machen. Selbst eine Geste der Freundlichkeit, wie das Geben eines Bechers mit Wasser, wird nicht ohne Lohn bleiben, wenn sie in Jesu Namen getan wird. Dies unterstreicht den Wert der Nächstenliebe in den kleinsten Handlungen. Wir sind frei in unseren Entscheidungen, wie wir einander begegnen.
Wie Sie vielleicht wissen, lebe und arbeite ich als Franziskanerin mit Horizont3000 für „Frieden und Gerechtigkeit“ in Peru. Da staune ich immer wieder, wie „franziskanisch“ die meisten Menschen, mit denen wir arbeiten, leben. Ein paar Holzplatten sind für viele ihr Zuhause. Bad und Toilette sind oft nicht vorhanden. Von den einfachen Menschen kann ich sehr viel lernen, wie z. B. Zufriedenheit und Ausdauer. Wie ich aus den Nachrichten der letzten Wochen erfahren habe, sind nach dem Hochwasser in Niederösterreich viele Menschen in der Heimat einander behilflich. Gott sei Dank haben viele ihre Hände, Füße und Augen genutzt, um Leid zu lindern und Freude zu machen. Es ist wichtig, den Nächsten in seiner Lebenssituation wahrzunehmen und für ihn da zu sein. Die Hilfe kann daher ganz unterschiedlich, aber trotzdem wertvoll sein.
Von den einfachen Menschen kann ich so viel lernen, wie Zufriedenheit und Ausdauer.
In letzter Zeit haben wir mit Jugendlichen in Chorrillos in Perus Hauptstadt Lima einigen Familien einfachste Häuser gebaut, mit deren Kindern Beziehungen geknüpft und ihnen so geholfen, sich im neuen Zuhause ein bisschen wohler zu fühlen. Es ist ein schönes Gefühl, die Dankbarkeit für Dinge, die für die meisten Menschen selbstverständlich sind, zu erleben.
Für Schwache Schutzengel sein
Am 29. September ist der Festtag der Schutzengel. Ich denke, dass wir für die Schwachen wie Schutzengel sein können und wahrscheinlich schon die Erfahrung gemacht haben, selbst einen Schutzengel in bestimmten Lebenssituationen gehabt zu haben. Mit dieser Erfahrung können wir im Vertrauen unser Leben gestalten.
Engel sein, wie:
ENGAGIERT sein
den NÄCHSTEN lieben
GERECHT sein
EHRLICH sein
LIEBENSWÜRDIG sein
„Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen“ (Gebet aus dem 14. Jahrhundert). So lebt das Evangelium – auch im Kleinsten –durch uns in unseren Mitmenschen weiter.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.