2. Adventsonntag: Bischof Alois Schwarz
Die Melodie der Rettung der Welt

Die Texte vom zweiten Adventsonntag sind tröstlich, heilend und verändernd. | Foto: eyetronic-stock.adobe.com
  • Die Texte vom zweiten Adventsonntag sind tröstlich, heilend und verändernd.
  • Foto: eyetronic-stock.adobe.com
  • hochgeladen von Kirche bunt Redaktion

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“ (Jes 40,1). So werden wir am zweiten Adventsonntag im Schrifttext der ersten Lesung begrüßt. Diese Lesung erklingt gleichsam wie eine Fanfare für das kommende bevorstehende Fest Weihnachten. Wir dürfen die Grundmelodie der Geburt Jesu hören: Es ist die Melodie von der Rettung der Welt!
Gerade in unserer Zeit, die die Menschen herausfordert, mit Leid, Krankheit und Tod fertig zu werden, hören wir die Worte des Trostes. Noch bevor der Mensch etwas leistet, noch ehe er sich bemühen muss, spricht Gott uns Trost und Zuversicht zu. Was für ein Geschenk! Der Zuspruch des Trostes befreit uns von den Sorgen des Alltages. Gott macht uns frei von all dem, womit wir Menschen in unseren Lebensgeschichten gefordert sind. Dieser Trost schafft aber auch Rückenfreiheit für das, worauf es ankommt: Die Vorbereitung unserer Seele auf das Fest. Mit der Gewissheit des Trostes können wir ganz anders – nämlich frei von Angst – auf das kommende Weihnachtsfest zugehen. Wer möchte diese Vorbereitungszeit dann nicht nutzen, damit es ein berührendes und gelungenes Fest werden kann?
Gott hält aus, wenn wir
Menschen Lernende sind
Gott zögert nicht, uns diese Freiheit durch den Trost zu schenken. In der zweiten Lesung heißt es im 2. Petrusbrief: „Der Herr der Verheißung zögert nicht, wie einige meinen, die von Verzögerung reden, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle zur Umkehr gelangen“ (2 Petr 3,9).
Auch hier wird noch einmal betont, dass Gott will, dass es dem Menschen, und damit uns, gut geht. Gott ist geduldig. Er hält das Elend dieser Welt aus, weil er ein Gott ist, der dem Menschen Freiheit schenkt. Er lässt dem Menschen Zeit, umzukehren, seine Fehler zu erkennen und neu zu beginnen. Er hält es aus, wenn wir Menschen Lernende sind. Wie ein guter Vater oder eine gute Mutter hat er Verständnis für die Fehler, die die Kinder machen. Er begleitet uns auf unseren Umwegen, Irrwegen, unseren Stürzen und Verzögerungen, denn ER meint es gut mit uns. Was also hindert uns daran, unser Herz auf ihn hin vorzubereiten?

In der heutigen Zeit bekommt man oft den Eindruck, dass die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest sich in Äußerlichkeiten zeigt. Es wird das Haus geschmückt, es wird geputzt, Kekse werden gebacken und Geschenke besorgt, der Christbaum wird aufgestellt und geschmückt und vieles andere mehr. Gewiss, auch diese Tätigkeiten gehören zu einem gelungenen Fest. Wo aber soll dann noch Zeit bleiben für die „unbequemen“ Vorbereitungen des Herzens auf dieses Fest?

Gott ist geduldig. Er hält das Elend dieser Welt aus, weil er ein Gott ist, der dem Menschen Freiheit schenkt.
Wie oft gibt es Streit in Familien, wo der/die eine mit dem/der anderen nicht mehr spricht? Wie schwer fällt es uns da, den ersten Schritt zu setzen? Manchmal sind die Fronten so verhärtet, dass man es gar nicht aushalten könnte, wenn der/die eine dem/der anderen die Hand reichen würde. Deshalb bleiben wir lieber im gewohnten Spannungsverhältnis, das unsere Seele kränkt und in weiterer Folge krank machen kann.

Die Texte aus der Heiligen Schrift zum zweiten Adventsonntag möchten uns bewusst hinführen, unser Herz für den Frieden und die Versöhnung zu bereiten. Es geht nicht darum, uns noch eine Leistung mehr abzuverlangen, sondern es geht um die Heilung der Wunden der Seele. Gott ist einer, der dem Menschen Trost und Heilung zuspricht, um in den alltäglichen Anforderungen, die das Leben bereithält, bestehen zu können.

Dazu haben wir Menschen, die uns begleiten und uns beistehen. Im Evangelium heißt es dazu: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird“ (Mk 1,2b). Gemeint ist damit Johannes der Täufer, dessen Aufgabe es war, die Menschen auf Jesus hin vorzubereiten, zu sensibilisieren, oder anders gesagt: Er war es, der durch sein Leben auf Jesus verwiesen hat.

Unsere Aufgabe ist es, diese menschlichen Wegweiser im Leben zu entdecken. Es gibt sie, diejenigen, die uns aufmerksam machen, wenn etwas im Leben verändert werden sollte. Nicht immer sind solche kritischen Stimmen bequem. Sie sind uns lästig, denn sie fordern eine neue Ausrichtung des Lebens ein. Wir Menschen entwickeln dann gerne Abwehrstrategien, damit diese Stimmen uns nicht zu nahe kommen.

Die Texte vom zweiten Adventsonntag sind tröstlich, heilend und verändernd. Es liegt an uns, dieses göttliche Programm einerseits erkennen und andererseits verändern zu wollen. Möge dieser zweite Adventsonntag Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, die innere Stärke und die Veränderungsbereitschaft schenken, damit Ihre Seele im Zugehen auf Weihnachten eine heilsame Lebenserfahrung sammeln kann.
Bischof Alois Schwarz

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ