6. Sonntag 2023: P. Jacobus Tisch OSB
Die größere Gerechtigkeit

Jesus sieht den tieferen Sinn des Gesetzes: nicht bloß den Nächsten lieben, sondern auch die Feinde, aktiv Frieden schließen!  | Foto: Bild von Walter auf Pixabay
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  • Jesus sieht den tieferen Sinn des Gesetzes: nicht bloß den Nächsten lieben, sondern auch die Feinde, aktiv Frieden schließen!
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Letzten Sonntag hat uns Jesus im Evangelium aufgefordert, Positives in unserer Umgebung zu bewirken, Salz der Erde und Licht der Welt sollen wir sein. An diesem Sonntag macht er an konkreten Beispielen deutlich, wie er zu den Geboten des Alten Testamentes steht: Jesus ist nicht gekommen ist, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Diese beiden Abschnitte des Evangeliums gehören inhaltlich zusammen. Sie zeigen verschiedene Punkte, in denen sich Jesus deutlich vom Denken seiner Zeitgenossen unterscheidet. Dabei geht es ihm nicht darum, das Denken der anderen schlecht zu machen, sondern es – um eines tieferen Menschseins willen – weiterzuentwickeln. Jesus möchte uns sagen: Wenn du auf dein Herz hörst, dann kannst du wesentlich mehr, als die geltenden Gesetze vorschreiben.

Mit Texten im Alten Testament haben manche ihre Schwierigkeiten. Grausame Kriege und ein Gesetz, das nicht zimperlich ist. Übeltäter sollen umgebracht werden, Ehebrecher gesteinigt. Zu Recht sind wir froh, dass Jesus uns das neue, befreiende Evangelium gebracht hat, wo es heißt: Leistet dem, der euch Böses tut, keinen Widerstand. Schlägt euch jemand auf die rechte Wange, haltet auch die linke hin. Liebet eure Feinde. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn werdet ihr haben? Tun das Gleiche nicht auch die Zöllner? (Mt 5,46).

Wenn wir immer nur auf unser Recht schauen, dann wird Friede schwer zu verwirklichen sein.

Wir sind froh, diese dunklen Zeiten überwunden zu haben. Und da sagt Jesus: Ich bin (gar) nicht gekommen aufzuheben, sondern zu erfüllen. Es geht ihm nicht nur um die schweren Sünden, sondern um Heiligkeit und Vollkommenheit. Nicht nur Töten ist Sünde, auch das Zürnen, auch schon der Zorn ist schlecht und sündhaft und zieht seine Strafe nach sich. Nicht nur Ehebruch ist Sünde, auch in Gedanken kann man Ehebruch begehen. Nicht nur Meineid sollen wir unterlassen, sondern unser Ja sei ein Ja und das Nein ein Nein, Lüge soll für uns ein Fremdwort sein. Das mag uns erschrecken, aber es kann nicht anders sein, wenn Gott die Liebe und wenn der Mitmensch mein Bruder, meine Schwester ist.

Das Auge ausreißen, die Hand weghauen sind natürlich Bildworte, die nicht wörtlich zu verstehen sind. Jesus meint damit, dass wir die Gebote radikal leben sollen. Laue Katholiken gibt es genug, denen nicht nur der Sonntagsgottesdienst egal ist. Wenn wir wahre Jünger Christi sein wollen, müssen wir jeden Tag neu den Kampf gegen die Sünde aufnehmen. Jeder Tag ist eine Herausforderung, zum Kampf im eigenen Herzen.

Erfüllt Jesus das Gesetz des Mose?

Ich bin nicht gekommen aufzuheben, sondern zu erfüllen. Aber hat sich nicht Jesus selbst über verschiedene Vorschriften hinweggesetzt? Hat er nicht den Sabbat gebrochen, Fastengebote übertreten und sich nicht an die levitischen Reinheitsgebote gehalten?

Wenn Jesus Gottes Ordnungen scheinbar übertritt, dann erfüllt er sie in Wahrheit, denn er bringt ihren eigentlichen Sinn und damit den ursprünglichen Willen Gottes neu ins Bewusstsein. Es gilt nicht mehr äußere Gesetzesgerechtigkeit, sondern die innere Annahme dessen, was Gott mit diesem Gesetz ursprünglich will. So ist das Neue, das Jesus bringt, nicht etwas völlig anderes, aber die Vollendung des Alten.

Wir aber bleiben oft im Alten stecken: wenn etwa über uns jemand abfällig spricht und wir ihn daraufhin nicht mehr anschauen, oder wenn wir nur die grüßen, die auch uns grüßen. Jesus rät uns da völlig anderes. Schließ Frieden mit deinem Gegner ohne Zögern. Warte nicht, bis der andere zu dir kommt, sorge du für Frieden. Wenn wir immer nur auf unser Recht schauen, dann wird Friede schwer zu verwirklichen sein. Feindschaft können wir nur dann lösen, wenn wir aufeinander zugehen.

Jesus sieht den tieferen Sinn des Gesetzes: nicht bloß den Nächsten lieben, sondern auch die Feinde, aktiv Frieden schließen!  | Foto: Bild von Walter auf Pixabay
P. Jacobus Tisch OSB | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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