Wort zum 4. Fastensonntag: Pfarrer Josef Balteanu
Der barmherzige Vater und seine ungleichen Söhne

Die Heimkehr des „verlorenen Sohnes“. Beichtstuhlaufsatz von Mathias Mark (um1730) in der Stiftskirche Zwettl. Die Inschrift besagt: „Was hab ich doch getan / durch meine Schwenderei / Sieh mich, o Vater, an / in meiner tiefen Reu'.“ | Foto: Leopold Schlager
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  • Die Heimkehr des „verlorenen Sohnes“. Beichtstuhlaufsatz von Mathias Mark (um1730) in der Stiftskirche Zwettl. Die Inschrift besagt: „Was hab ich doch getan / durch meine Schwenderei / Sieh mich, o Vater, an / in meiner tiefen Reu'.“
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Ohne die Rückkehr zu Gott können wir nicht für das Osterfest bereit sein. Ich denke, die ungerechteste Anklage gegen Gott ist, dass er den gefallenen Menschen nicht liebt. Wenn wir uns dem Gleichnis im Sonntagsevangelium nähern, werden wir zunächst von der Haltung des Vaters beeindruckt sein, der ein Abbild unseres Gottes ist. Wir sehen die bewegende und liebevolle Seite seines Herzens von Anfang an, als er auf Wunsch sein Erbe mit dem jüngeren Sohn teilt. Aktualisiert bedeutet dieses Erbe, dass jeder von uns vom Schöpfer das Dasein mit allem erhält: Geist, Verstand, Gesundheit, Willen. Es sind Geschenke, die nicht in Geld oder anderen Gütern berechnet werden können. Ein Vater, der sein Kind in Freiheit entlässt, dessen Herz schmerzt, wenn der Sohn das Haus verlässt. Und es schmerzt ihn, wenn er Neuig­keiten darüber erhält, was für ein Leben er führt. Alles ist im Ausdruck verdichtet: Er tat ihm leid. Im Haus und im Herzen Gottes bricht Freude aus, wenn einer von uns zu seiner Liebe zurückkehrt.

Welcher Sohn bin ich?

Das Evangelium lädt uns ein, uns zumindest ein wenig in dem einen oder anderen dieser Söhne wiederzu­erkennen, sonst geht das Wort Gottes an uns vorbei. Überrascht sind wir auch von der Haltung des älteren Sohnes. Er musste nach Hause zurückkehren, um Frieden in seiner Seele zu finden, die Freude, wirklich im Haus seines Vaters zu sein. Diese fehlten ihm. Er war neidisch und sein Herz war verschlossen. Wir können wie der ältere Sohn aussehen. Vielleicht sind wir selbstgerecht und wir glauben nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Wir können uns als den älteren Sohn erkennen: Wir haben, wie die Leute sagen, klare Prin­zipien und wir befolgen sie und doch ertragen wir nicht den Nächsten. Es ist möglich, dass unser Herz voller Bosheit ist und wir sind sogar hart mit denen aus unserem Haus. Der ältere Sohn, Menschen ohne Liebe, Selbstgenügsame, die die Bedürfnisse anderer nicht sehen, die nur kritisieren müssen, um das Böse in ihnen zu sehen, aber nicht das Gute. Wir glauben nicht, dass diejenigen, die gefallen sind, wieder auferstehen können.

Vergebung schenkt inneren Frieden

Das Evangelium betont das erste Gut des jüngeren Sohnes; er spricht mit sich selbst. Er setzt sich vor sein eigenes Gewissen und sieht, dass es nicht in Ordnung ist. Dann wächst in seinem Herzen die Entscheidung, nach Hause zurückzukehren. Wir sind auch Menschen, denen vergeben wurde, die die Vergangenheit bereuen und jetzt Gottes Gegenwart genießen. Der barm­herzige Vater hat uns wieder inneren Frieden und Gleichgewicht geschenkt. Wenn wir lange nicht versöhnt sind, merken wir vielleicht, dass der Vater auf uns wartet. Ja, wir können uns in ihm wiedererkennen, in seiner Rückkehr oder im ersten Teil seiner Verschwendung.

Der rumänische Philosoph Constantin Noica kommentierte dieses Evan­gelium so: „Es gibt zwei Arten der Verschwendung. Es gibt die Verschwendung dessen, der genau wie der kleine Bruder sich ausgibt, ohne gesammelt zu haben, denn alles, was der kleine Sohn hatte, war ein Geschenk seines Vaters. Aber es gibt auch die Verschwendung dessen, der wie sein älterer Bruder sammelt, ohne sammeln zu können. Der ältere Bruder sammelte Gehorsam um Gehorsam und gute Tat um gute Tat, und in der letzten Stunde, weil er die Liebe seines Vaters zu seinem zerstreuten Bruder nicht verstehen und nicht vergeben konnte, verlor er selbst alles, was er gesammelt hatte. Was nützt so viel Gehorsam und so viel Güte, wenn die Liebe seines Vaters nicht in sein Herz eindringen konnte?“ Dieser Sohn ist das Ebenbild vieler Christen, die zwar Religion, aber keine Spiritualität prak­tizieren. Für sie ist Glaube tadelloses Verhalten. Wenn der Christ nicht die Verkörperung der Liebe ist, bezweifeln wir, dass der Christ jemals Gott begegnet ist und dass er in und mit Gott lebt.

Die Heimkehr des „verlorenen Sohnes“. Beichtstuhlaufsatz von Mathias Mark (um1730) in der Stiftskirche Zwettl. Die Inschrift besagt: „Was hab ich doch getan / durch meine Schwenderei / Sieh mich, o Vater, an / in meiner tiefen Reu'.“ | Foto: Leopold Schlager
Pfarrer Lic. Josef Balteanu | Foto: zVg
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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