Wort zum Sonntag: Mag. Jacek Zelek
Den Armen wird das Evangelium verkündet
Die Sprache des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte, dieser beiden Werke nämlich, die mit großer Wahrscheinlichkeit denselben Verfasser haben, steht auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Der Textabschnitt des heutigen Evangeliums und die Szene aus der Apostelgeschichte 17,16-34 zeigen das Bemühen um eine gewählte literariasche Hochsprache, einschließlich der Verwendung von Elementen der Rhetorik. Auffallend ist aber auch die starke Benutzung und teilweise sprachliche Nachahmung der griechischen Bibel, der sogenannten Septuaginta (LXX).
Das Jesaja-Zitat, das Lukas im heute gelesenen Text verwendet, wird wörtlich nach der griechischen Übersetzung des Alten Testaments wiedergegeben. Zweifelsohne geht es dem Evangelisten Lukas darum, durch dieses Zitat Jesus als Heilsbringer in einem umfassenden Sinne darzustellen. Er – Jesus – tritt aus dem Dunkel seiner Jugendjahre vor all seinen Bekannten in ein ungeheures Licht, geradezu in die Rolle des Messias hervor. Seine Sendung ist die Erfüllung aller höchsten Verheißungen Gottes, aber er führt sie aus als der „wahre Gottesknecht“, in dessen Geist die Jesajastelle gesprochen ist.
Durch Jesus und ihn ihm handelt Gott selbst
Wenn Jesus in der Synagoge in Nazaret so handelt, wie es uns Lukas berichtet, dann deshalb, weil Gott selbst durch ihn und in ihm handelt. So wird Jesus durch seine Taten als der legitimiert, der niemanden anders als Gott darstellt. Das Problem besteht nur darin, dass der Messias, wie ihn die jüdische Tradition verstanden hat, kein Wundertäter ist. Doch in Jesus wirkt Gott, Jesus ist Gott.
Bemerkenswert ist dabei, dass die Spitze der Wundertaten etwas ist, das uns gar nicht als wunderbar erscheint, dass nämlich den Armen das Evangelium verkündet wird. Offenbar geht es dabei nicht um eine leere
Formel. Gerade der Evangelist Lukas macht sein ganzes Evangelium in diesem Sinne zur Frohen Botschaft für die Armen. Warum ist Jesu Botschaft nicht leer und umsonst? Er hat die Armen weder zum Aufstand aufgerufen noch hat er sie mit Hinweis auf rein Geistiges vertröstet. Er hat ihnen gesagt, dass sie trotz Schmutz und Hunger, trotz Sorgen und Lumpen von Gott bevorzugt geblieben sind und er will, dass die Gemeinde daraus die praktischen Konsequenzen zieht.
Mutig handeln – auf Jesu Wort hin
Jesus selbst hat mit diesen Menschen gelacht und geweint, gefeiert und getrauert. Hin und wieder richtet Jesus den Blick seiner Leute demonstrativ nach außen, auf die Umwelt, auf die Menschen, die leiden, die auf Antworten warten, die Hunger haben. „Gebt ihr ihnen zu essen!“, heißt es auch bei Lukas. Vergessen wir nicht: In Afrika und Asien ist das Christentum die am stärksten wachsende Religionsgemeinschaft, was weniger mit geschickten Kirchenstrategien als mit dem Mut derer zu tun hat, die im Elend der Bürgerkriege und Flüchtlingslager, der Hungerkatastrophen und Aidsepidemien auf Jesu Wort hin handeln. Oft genug gegen alle Hoffnung.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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