Wort zum Sonntag von Prälat Mag. Maximilian Fürnsinn
Christus ist alles für uns
In den Abschiedsreden vor seinem Tod sagt Jesus den denkwürdigen Satz: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!“ Das gehört zum Vermächtnis Jesu.
„Ich bin der Weg!“
Der Mensch ist ein Wanderer, der immer auf dem Weg ist, der nicht stehenbleiben darf. Heute sagen viele: „Der Weg ist das Ziel!“ – Was aber die großen Fragen unseres Lebens betrifft, ist nicht der Weg das Ziel, sondern das Ziel das Ziel. Das Leben des Menschen ist zielgerichtet, denn es entstammt nicht einem blinden Zufall. Jeder Mensch hat eine liebende Zusage von Ewigkeit her: „Ich will, dass du bist! Eingeschrieben ist dein Name in meine Hand!“ Ziel des Weges ist Gott, der Vater, das Haus des Vaters, wo der Mensch voll und ganz sein „Zuhause“ findet. – Jesus ist der Weg zum Vater. Wir sind eingeladen, mit IHM eine geheimnisvolle Einheit zu finden: in IHM sein, IHM nachfolgen, sich seinem Leben anzugleichen – das ist der sichere Weg „nach Hause“.
„Ich bin die Wahrheit!“
So lautet das zweite Jesus-Wort. „Ich bin mir selber immer mehr zur Frage geworden“, sagt der heilige Augustinus über sich selbst. Jeder Mensch ist eine Frage, jeder ist ein „Warum, Woher, Wohin“. Wir können diese Fragen aus eigener Kraft nur schwer beantworten. Aber wir Menschen sind auf Wahrheit angelegt. Der Bund Gottes mit den Menschen manifestiert sich endgültig im Geschenk des Sohnes. ER ist die Liebe des Vaters zu uns. ER ist die transparent gewordene Liebe des Vaters. In diese Beziehung der Liebe Gottes hineingenommen zu sein ist die Wahrheit, auf die unser Leben angelegt ist. Jeder Mensch ist ein Gedanke Gottes, in jedem Menschen gibt es seine Liebe. Wir leben immer schon in Gott, sind Teil seines liebenden Gesprächs. Jesus als Wahrheit bedeutet für uns, dass der Schleier von uns weggezogen wird – und wir blicken durch: Wir schauen auf den Grund, wie er von Gott her ist. Wir kommen in Berührung mit dem Urgrund unseres Seins. – Freilich führt uns Jesus aber auch zu unserer eigenen Wahrheit; da wird auch meine ganz persönliche Wirklichkeit sichtbar – und das kann wehtun. Aber davor dürfen wir uns nicht verstecken.
„Ich bin das Leben!“
So lautet das dritte Jesus-Wort; es ist das stärkste, auf das die anderen Bezeichnungen Jesu zulaufen. Nach Leben sehnen wir uns alle. Doch jeder versteht etwas anderes unter Leben: möglichst viel erleben; für andere besteht Leben in der Lebendigkeit, in einer neuen Qualität von Leben. Jesus nennt sich selbst das Leben. ER nimmt für sich in Anspruch, dass ER unsere Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit erfüllt. Was Leben ist, das – so sagt ER – erfahren wir erst durch IHN. Im Johannesevangelium kommt kein Begriff so oft vor wie „Leben“. Ich zitiere nur:
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!“ (Joh 10,10).
„In IHM war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“. (Joh 1,4).
Die Jünger haben Jesus offensichtlich als einen Menschen erfahren, von dem Leben ausging. In seiner Nähe blüht Leben auf. Der Apostel Paulus bekennt: „In IHM leben wir, bewegen wir uns und sind wir!“ Das göttliche Leben, das Jesus uns bringt, ist etwas in uns, das größer ist als wir selbst und das uns zugleich umschließt.
Das bestätigt der heilige Augustinus mit dem provokanten Satz: „Gott ist uns näher, als wir uns selbst nahe sind!“ Leben lebt von diesem Leben. Für das Johannesevangelium kann in uns das Leben nur fließen, wenn es teil hat am Geheimnis des Lebens schlechthin, am göttlichen Leben.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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