32. Sonntag: Helene Renner
Auferstehen?
Alles, was möglich ist, ins Leben hineinpacken, weil doch danach sowieso alles vorbei ist …“ In der gegenwärtigen Zeit gibt es nicht wenige Menschen, die nach diesem Motto leben, weil sie an eine Auferstehung nicht glauben können oder wollen. Sie haben wie die Sadduzäer zur Zeit Jesu, die die Auferstehung leugnen, viele Argumente, auch wenn diese wie damals abenteuerlich konstruiert sind, ja manchmal sogar mit Zitaten aus der Bibel untermauert werden.
Es ist modern geworden, sich aus anderen Religionen oder Weltanschauungen das herauszunehmen, was dem eigenen Denken, der eigenen Vorstellung entgegenkommt.
Im heutigen Evangelium wird uns von einem Streitgespräch zu diesem Thema berichtet. Schriftgelehrte argumentieren mit einem Fall, wo eine Frau nacheinander mit sieben Brüdern verheiratet war. Sie fragen, wem denn nun im Himmel diese Frau gehört?
Eigentlich möchten sie damit beweisen, dass es eben kein Leben nach dem Tod geben kann, denn es würde nur Ungerechtigkeit und Streit im Jenseits herrschen.
Jesus verweist auf die ganz andere Wirklichkeit der kommenden Welt. Es wird nicht eine Fortsetzung des irdischen Lebens, wie wir es kennen, nicht eine Weiterführung unserer menschlichen Gewohnheiten und auch nicht der weltlichen Gesetze sein. Die Gerechtigkeit Gottes hat andere Maßstäbe.
„Seht, ich mache alles neu“, spricht die Stimme aus dem Himmel in der Offenbarung des Johannes. Uns Christinnen und Christen ist der Glaube an ein Leben nach dem Tod in einer ganz neuen Wirklichkeit geschenkt.
„Kein Auge hat es gesehen …“
Wir können mit unserem menschlichen Verstand nicht erfassen, was es heißt, auferstehen und ewig zu leben. Wir versuchen es, sprechen von der Herrlichkeit des Himmels, von ewigem Frieden, ewiger Ruhe. Doch das alles sind nur Facetten, das ganze Große bleibt unseren Sinnen verborgen. Aber wir dürfen glaubend hoffen, dass es unvorstellbar gut sein wird, denn Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten, sagt Jesus, der selbst am Kreuz von dieser Hoffnung erfüllt ist.
Auch der Apostel Paulus redet von dieser Hoffnung, wenn er schreibt: „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet, die ihn lieben, ihm vertrauen und auf ihn ihre Hoffnung setzen.“ (1 Kor 2,9)
Oft wird das Sterben mit der Geburt eines Kindes verglichen. Es lebt gut und sicher im Mutterleib, doch wenn die Zeit gekommen ist, muss es diesen verlassen, ohne zu wissen, was es erwartet. Geboren werden ist schmerzhaft, was das Kind jedoch nach der Geburt erleben darf, ist davor unvorstellbar.
Ich stelle mir vor, dass es ähnlich sein wird bei der Geburt für den Himmel, schmerzhaft der Übergang, doch unbeschreiblich schön danach.
Wir dürfen uns freuen auf das, was uns einmal erwartet. Doch so lange wir hier in dieser Welt sind, ist es unsere Aufgabe, uns als hoffnungsvolle Menschen zu erweisen, lebensfrohe Menschen, die zuversichtlich jeden Tag beginnen und vollenden. Wir können unsere Sorgen und Ängste, die uns immer wieder einholen, gerade in diesen Krisenzeiten, getrost Gott in die Hand legen, denn er ist ein Gott des Lebens, ihm können wir vertrauen.
Und ja!, wir dürfen und sollen unser Leben genießen;
wir sollen uns freuen an allem, was uns geschenkt ist;
wir dürfen lachen und fröhlich sein, denn wir wissen uns in Gottes Hand.
Wenn unsere Tage auf Erden zu Ende sind, erwartet uns neues Leben in Fülle.
Diese unsere Hoffnung wollen wir weitertragen und weitersagen, wir werden auferstehen!
auferstehen
aus allem Dunkel
in das Licht des gütigen
Angesichts Gottes
auferstehen
aus jeder Angst
in den Mantel des liebenden
göttlichen Erbarmens
auferstehen
aus aller Einsamkeit
in die Geborgenheit der
zärtlichen Umarmung Gottes
auferstehen
aus allen Wunden des Lebens
in den Herzschlag der heilenden Nähe Gottes
auferstehen
aus den Todesschatten
in die Verheißung
der Leben spendenden Fülle bei Gott
Helene Renner
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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