26. Sonntag: P. Antonio Sargadoy
Arm und Reich vor der Himmelstür
Arme und Reiche gehören zum Bild unserer Gesellschaft. Die Reichen und Gesunden glaubten nach jüdischer Auffassung zu den von Gott Gesegneten zu gehören, während Armut und Krankheit an Sünde erinnerten, denn auf Dauer – so dachten die Menschen – wird der Fromme den Segen, der Sünder aber die Strafe erhalten.
Ausgleichende Gerechtigkeit, Umkehrung der Verhältnisse?
Vor diesem Hintergrund lesen wir das Gleichnis im Evangelium dieses Sonntags: Jesus verurteilt nicht Besitz oder Freude im Leben und sagt auch nicht: Wer hier reich war, wird dort arm sein, oder: Wer hier arm war, wird dort reich sein. Jesus verurteilt die Herzlosigkeit gegenüber den leidenden Mitmenschen.
Ich denke, dass dieses Gleichnis ein Mahnungswort ist, damit wir im Leben mit all dem richtig umgehen, was Gott uns gegeben hat. Nicht so sehr das Geld und der Besitz, sondern der Umgang damit steht im Vordergrund. Vor uns steht eine Frage, der wir nicht ausweichen dürfen: Machen uns Geld und Macht sensibel für die Not der Mitmenschen oder isolieren sie uns und machen uns eher herzlos und ichbezogen?
Die Unterlassungssünde, von der hier die Rede ist – „du hast das Gute nicht getan“ – begehen wir oft in unserer Wohlstandsgesellschaft. Der Prophet Amos sagt, dass Gott nicht indifferent ist dem Schicksal der Armen gegenüber, und im Gleichnis des armen Lazarus identifiziert sich Jesus mit dem Nächsten: Was du für ihn getan hast, hast du für mich getan, was du für ihn nicht getan hast, hast du für mich nicht getan. Ein Wort, das wir nicht vergessen wollen.
Heute hören wir von einem Menschen, der reich ist – der es aber versäumt, mit seinem Geld Gutes zu tun. Er erlebt eine Blütezeit, besitzt Geld, sein Herz ist aber nicht offen für die Not des Armen, der vor seiner Türe liegt. Im Gleichnis erinnert uns Jesus an jenes Wort aus dem Lukasevangelium: Selig die Armen, weh euch, ihr Reichen. Es wird eine Kluft zwischen arm und reich betont. Diese Kluft existiert nicht nur auf Erden, denn nach dem Leben werden wir die unüberwindbare Distanz zwischen dem Schoße Abrahams und dem Ort der Qual entdecken. Interessant für manche religiöse Haltungen ist die Kluft zwischen der von dem Reichen geforderten Sendung des toten Lazarus und der Predigt von Moses und den Propheten.
Würden sich die Menschen bekehren, wenn einer von den Toten zu ihnen kommt? Das Gleichnis, wissend, dass manche Menschen außergewöhnliche Phänomene und Sensationen als Weg zum Glauben bevorzugen, unterstreicht, dass wir der Botschaft Jesu im Alltag den Vorrang geben sollen. Jesus zeigt uns den Weg zum Vater.
Beim Meditieren – in der Stille meldet sich oft die innere Stimme – habe ich mich gefragt, ob die Gestalt des Lazarus nicht ein prophetisches Bild für uns Menschen ist: Wir alle sind arm – auch jene, die Geld haben; wir alle sind angewiesen – auch jene, die Macht haben; wir alle erleben unsere Grenzen – auch jene, die Selbstsicherheit und Selbstverwirklichung predigen … Vielleicht hören wir dieses prophetische Wort nicht. Was sagt mir meine eigene Armut (ich meine nicht die materielle) in der Beziehung zu Gott und in der Beziehung zu den Mitmenschen, in der Beziehung zu mir selbst?
Wie können wir das Gute tun?
Das Gleichnis macht uns auf mehrere Punkte aufmerksam: Gott hat uns Gaben gegeben und erwartet, dass wir mit ihnen das Gute tun. Im Leben ist es wichtig, nicht nur offene Augen, sondern ein offenes Herz füreinander zu haben.Das Geld kann uns eine Möglichkeit bieten, Menschen in Not zu helfen. Viele Dinge spielen eine Rolle im Leben, am Ende aber wird der Herr uns fragen, ob wir mit unserer Zeit, mit unseren Gaben und mit unserem Geld die Liebe verwirklicht haben.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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