Viele Einsätze und Übungen
Auf Gott und auf die Feuerwehr vertrauen

St. Agatha-Filialkirche in Amstetten. | Foto: Wolfgang Zarl
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"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“: Oft genug kam es in den letzten Jahrhunderten zu teils verheerenden Bränden in Kirchen in der Diözese St. Pölten, zu denen die Feuerwehren ausrücken mussten. Die Ursachen dafür waren unterschiedlich: von Blitzeinschlägen über fahrlässige Handhabung von Feuer bis hin zu Brandstiftung, Vandalismus oder Zerstörungen durch Kampfhandlungen. Manch Unglück geschah auch bei Bauarbeiten.

Viele betroffene Kirchen

Karl Kollermann, Leiter des Diözesanarchivs, erinnert an mehrere Großbrände in Kirchen: Ein großer Schock war sicherlich der Brand des Turms des St. Pöltner Doms im Jahr 1962. Auch andere Katastrophen haben sich in das Gedächtnis der Bevölkerung eingeprägt: etwa der Brand der Pfarrkirche Mendling zu Lassing am 10. September 1896, das Feuer am 16. Juni 1948 in der Haager Stadtpfarrkirche, der Brand des Turms der Wallfahrtskirche Maria Langegg am 5. April 1966 oder der Einsatz bei der Filialkirche Fuglau (Pfarre Altenburg) im Jahr 2002.

Auch der berühmteste Wallfahrtsort der Diözese St. Pölten, Maria Taferl, blieb nicht verschont. 1755 gab es einen Kirchenbrand und 1870 brannte praktisch der ganze Ort ab. Brände trafen auch schon Pfarrhöfe, 1993 wurde jener von Rappoltenkirchen schwer in Mitleidenschaft gezogen.

In schmerzhafter Erinnerung ist bei vielen noch der Kirchenbrand in Amstetten am 23. Dezember 2013. Die Herz Jesu- und die Stephanskirche wurden von einem unbekannten Brandstifter kaum, aber die Klosterkirche der Franziskanerinnen wurde schwer beschädigt.

Feuerwehr-Chronisten und -Historiker geben gute Einblicke, wie sich die Rettung von Gotteshäusern im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte gewandelt hat: einst waren Pferdefuhrwerke im Einsatz, heute sind es hochmoderne Tanklöschfahrzeuge. Im Jahr 1875 musste zum Beispiel die Feuerwehr von St. Pölten noch per Eisenbahn in das weit entfernte Blindenmarkt ausrücken, um bei der Brandbekämpfung mitzuhelfen. Dutzende Häuser brannten ab, das Kirchengebäude konnte gerettet werden.

Sonntagberg-Brand erforscht

Hervorragend dokumentiert ist der Brand bei der Basilika Sonntagberg vom 24. Juli 1913. Trotz rascher Hilfe durch insgesamt neun Feuerwehren und den strömenden Regen fiel das große Gebäude neben der Kirche den Flammen zum Opfer. Der rechte Kirchturm wurde ebenfalls von den Flammen ergriffen, doch konnte das Feuer dort rasch gelöscht werden. Feuerwehrhistoriker Peter Greßl weiß einige Details zu erzählen: So mussten Pferdegespanne das Löschwasser hinauftransportieren; auch das tatkräftige Einschreiten eines Landwirtes bewahrte die Basilika, das Wahrzeichen des Mostviertels, vor größerem Schaden.

Landesfeuerwehrkurat Pater Stephan Holpfer, Benediktiner vom Stift Melk, weiß aus nächster Nähe, wie gefährlich Feuer für Kirchen sein können.

1947 brannte die Kuppel der Stiftskirche, mit Leitern verschafften sich die Feuerwehrleute Zugang zum Brandherd. Ein damals beschädigtes Fresko ist noch heute deutlich dunkler zu sehen. Pater Stephan würdigt die Arbeit der Florianis: „Die Feuerwehren kommen bei Alarmierungen rasch, egal zu welcher Uhrzeit, egal wer anruft.“

„Sie werden gut geschult und Kommandanten gehen sehr sensibel bei der Brandbekämpfung vor.“ Denn „einfach nur reinspritzen würde Kulturgüter zerstören“.

Vielerorts gibt es Begehungen von Kirchen, damit Feuerwehrleute ganz genau wissen, wo der nächste Hydrant oder Sicherungskasten ist – oder um im Fall der Fälle besonders bedeutsame Objekte wie Gemälde oder Statuen zu retten. Immer wieder werden Kirchen auch für teils spektakuläre Übungen genutzt, bei denen Personen aus vernebelten Kirchen geholt und Löschangriffe außen vorgenommen werden, oder bei denen sich Atemschutztrupps mühsam durch enge Gänge oder hohe Kirchtürme mühen.

Tipps für Brandschutzmaßnahmen

Brandschutzexperten bieten viele Hinweise zu möglichen Gefahren. So sollten Kerzen nicht auf brennbarem Material stehen, Altarkerzen verlässlich ausgelöscht und Elektroinstallationen von konzessionierten Unternehmen regelmäßig überprüft werden; Feuerlöscher sollten greifbar sein – diese müssen übrigens gesetzlich alle zwei Jahre überprüft werden. Ein Gefahrenpotenzial gibt es auch bei Erstkommunion-Feiern, weil die Erstkommunion-Kleider von Taufkerzen leicht entzündet werden können. Hier empfiehlt es sich, eine Löschdecke bereitzuhalten. Diese sollte generell in Kirchenbänken zu finden sein.

Präventions-Fachleute appellieren, beim Umgang mit Kerzen in der Liturgie vorsichtig zu sein und auf Gluten und herabtropfendes Wachs zu achten. Ordentliches Auslöschen ist also ratsam.

Zu Brandschutztüren und anderen technischen Fragen gibt die Abteilung Bau der Diözese St. Pölten Auskunft, auch die jeweiligen Feuerwehren stehen stets mit Rat und Tat bereit.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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