Mein Kraftort_3: Niederösterreich
Durch das Kamptal zum Stift Altenburg
Die Wachau, das üppige Mostviertel mit dem Sonntagberg und Maria Taferl im Zentrum, das Pielach- oder Traisental – in der Diözese St. Pölten gibt es viele Orte, die für das Leben und den Glauben Kraft geben können. In dieser Folge fahren wir durch das romantische Kamptal – bis zum „Barockstift des Waldviertels“, Stift Altenburg.
Nach rund vier Stunden Radfahrt haben wir unser Ziel erreicht: Stift Altenburg. Prächtig liegt es vor uns, eingebettet in eine vielfältige Gartenanlage und umrahmt von den Wäldern des Waldviertels. Es gilt als das „Trogerstift“, denn der Südtiroler Maler Paul Troger schuf in der Benediktinerabtei gleich zehn großartige Kuppelfresken.
In der Hitze des Tages freuen wir uns auf kühlende Momente in der Stiftskirche. Auch wenn wir diese kennen, ist es immer wieder beeindruckend, den Kirchen-Innenraum zu betreten: Hier schuf Paul Troger die Gewölbefelder über der Orgelempore und dem Presbyterium sowie sein eindrucksvollstes Werk in Altenburg: die mit mehr als 700 m2 wahrhaft monumentale Fläche der großen Hauptkuppel. In der Kühle der Kirche gehen wir in die Knie. Dankbar für so vieles im Leben – und in diesem Moment auch für die schöne Radtour durch eine von Gott besonders gesegnete Gegend Niederösterreichs: das Kamptal.
Mit einer Länge von 153 Kilometern ist der Kamp der längste Fluss des Waldviertels. In teilweise mäanderförmigen Biegungen hat er sich über die Jahrtausende tief in das Urgestein gegraben und die Vielfalt der Landschaft geprägt: Rund um den Kamp findet man im Norden ein Hochland mit Granitfelsen und Mooren, östlich von Zwettl entstand in den 1950er-Jahren durch die Errichtung von drei Kraftwerken eine künstliche Seenlandschaft mit fjordartigem Charakter, flussabwärts prägen Schluchten und Naturwälder und im unteren Kamptal weinbewachsene Hügel die Landschaft.
Dort im unteren Teil des Tales sind wir – mein Mann und ich – an diesem Tag frühmorgens losgeradelt. Vom schönen Weinstädtchen Langenlois geht es durch beschauliche Gassen und sonnendurchflutete Weingärten nach Zöbing, wo der Radweg auf den Kamp trifft und von diesem fast durchgehend bis zu unserem nächsten Ziel – Gars am Kamp – begleitet wird. Stetig leicht bergan geht es Richtung Norden: Vorbei an den zauberhaften Weinorten Schönberg und Stiefern. Hier liegt eine der ältesten Weinkulturen Österreichs, wo heute noch hervorragender Wein gekeltert wird. Für den späteren Nachmittag haben wir uns vorgenommen, in einem der Heurigen auf eine zünftige Jause und ein gutes Glas Wein einzukehren.
Sieben Kamptalpfarren sind seit einem Jahrzehnt – von Schönberg bis Gars – zu einem gut funktionierenden Pfarrverband zusammengeschlossen. Jede einzelne Kirche ist ein „Schmuckkästchen“ und einen Besuch wert, wobei die meisten außerhalb der Gottesdienstzeiten nur teilweise zugänglich sind und es sich lohnt, sich vorab zu informieren.
Die meisten Kirchen im Tal blicken auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück: So haben bauhistorische Analysen ergeben, dass die malerisch auf einer Anhöhe gelegene Pfarrkirche Stiefern vor oder um 1150 entstanden ist.
Ein Hauch alter Zeiten
Das gesamte Kamptal mit dem Hauptort Gars am Kamp war schon in der Monarchie ein beliebtes Ziel für die Sommerfrische. Auch heute laden die Flussbäder in Plank, Stiefern oder Gars zum erfrischenden Bad ein. Einen Hauch alter Zeiten merkt man auch in Gars: Weithin sichtbar thront über dem Ort die Burg. Im Juli ist sie üblicherweise einer der vielen Schauplätze des niederösterreichischen Kultursommers – nur heuer, in Coronazeiten, wurden in Gars die Opernaufführungen abgesagt. Das Hinaufgehen zur Burg lohnt sich aber allemal – nicht nur wegen der Aussicht, sondern vor allem auch wegen der berühmten Gertrudkirche, die um 1100 erstmals als Kapelle urkundlich erwähnt wurde und gemeinsam mit der Pfarrkirche im Ort zu den Urpfarren des Waldviertels zählt. Bekannt ist die Gertrudkirche für ihre Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und für die erstaunliche Ausstattung mit figürlichen Grabmälern und Totenschildern.
Nach einer Einkehr in der Konditorei Ehrenberger, wo wir einen der bekannten Waldviertler Mohnzelten verkosten, führt uns der Radweg weiter flussaufwärts nach Rosenburg, dort thront auf einem 100 Meter steil aufragenden Felsenhang eine aus dem 12. Jahrhundert stammende Burg, Schauplatz vieler Veranstaltungen während des ganzen Jahres: von Ritterturnieren bis zu den Komödienspielen im Sommer, die heuer ebenfalls coronabedingt abgesagt werden mussten.
Weiter geht es für uns Richtung Altenburg. Wälder und Felder wechseln sich entlang der Strecke ab. Nach einem gut zwei Kilometer langen Anstieg erreichen wir eine Anhöhe und sehen von weitem das Benediktinerstift Altenburg, das als Barockjuwel des Waldviertels gilt. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung zu unserem Ziel.
Rund um den Kamp
Der Kamp entspringt an der niederösterreichisch-oberösterreichischen Grenze in 920 Meter Seehöhe und mündet bei einer Seehöhe von 180 Metern vor Altenwörth in die Donau. Sein Name ist keltischen Ursprungs und geht auf das Wort „kamb“ (krumm) zurück. Die dunkle Färbung des Kampwassers stammt vom Eisengehalt im Granit. Heute ist das mittlere Kamptal als Europaschutzgebiet ausgewiesen und in den Katalog der sogenannten „Flussheiligtümer“ aufgenommen.
Die Kamptalbahn: Entlang des Kamps führt seit 1889 die Kamptalbahn. Zusteigen kann man in Krems a. d. Donau. In Hadersdorf am Kamp gibt es eine direkte Anschlussmöglichkeit zur Franz-Josefs-Bahn nach Wien. Nähere Infos unter: www.kamptalbahn.at/fahrplan-2/
Der Kamptalradweg begleitet den Kamp auf seinem Weg durch das Waldviertel bis zu seiner Mündung in die Donau. Gesamtstrecke: 135,77 km. Alle Infos unter: www.waldviertel.at/a-kamptal-radweg
Autor:Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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