Stift Geras
Wallfahrt verbindet seligen Jakob Kern und Marienverehrung

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Das Prämonstratenserstift Geras lädt seit 1984 zur Monatswallfahrt, die der Gottesmutter Maria gewidmet ist, in die Stiftskirche. Prälat Conrad Müller kündigte jetzt eine Änderung an: Diese Wallfahrt findet künftig nicht mehr an jedem 13. des Monats statt, sondern immer am 20. Die nächste Monatswallfahrt ist also am 20. Mai. Beim Gottesdienst ist die Verehrung der Gottesmutter Maria zentral, dabei vertrauen sich Menschen der Fürsprache Unserer Lieben Frau von Geras an. Künftig rückt auch der selige Jakob Kern stärker in den Blickpunkt, betont der Geraser Obere. Hintergrund ist ein doppeltes Jubiläum: Heuer jährt sich zum 25. Mal die Seligsprechung Kerns und im kommenden Jahr gedenkt man am 20. Oktober dessen 100. Todestages. Das Motto der Wallfahrt lautet künftig „Mit Jakob zu Maria“.

Vizepostulator H. Benedikt

Conrad Müller teilt auch mit, dass es mit H. Benedikt Felsinger – der vielen als Kräuterpfarrer bekannt ist – einen neuen Vizepostulator für den Heiligsprechungsprozess von Jakob Kern gibt. Er ist damit auch Ansprechperson für die Verehrung, Reliquien oder etwaige Wunder, derer es für den Heiligsprechungsprozess bedarf. Generalpostulator ist Gabriel Wolf von der bayerischen Prämonstratenser-Abtei Windberg.

H. Benedikt zeigt sich im Gespräch mit „Kirche bunt“ beeindruckt vom Leben und Wirken Kerns: „Er hilft mir, Christus besser zu verstehen. Durch ihn erschließt sich mir der Weg vom Kreuz zur Auferstehung noch mehr.“

Der Vizepostulator ist überzeugt, dass der Selige ein guter Fürsprecher und Lebensbegleiter ist, der sich ganz Jesus hingegeben hat. Felsinger stellt Jakob Kern in eine Reihe großer zeitgenössischer Christinnen und Christen, die ebenfalls den Horror des Ersten oder Zweiten Weltkriegs erlebten: etwa Charles de Foucauld sowie Maximilian Kolbe und Edith Stein (beide wurden von den Nazis umgebracht). Auch sie hätten ihr Leben stellvertretend für andere gegeben.

Jakob Kern habe weiters große Bedeutung für die Einheit der Kirche, für das Priesteramt, für Versöhnung und für den Frieden. Felsinger erinnert daran, dass der Selige sowohl in Österreich als auch in Tschechien sehr verehrt werde und somit über Grenzen wirke.

Biographie von Jakob Kern

Jakob Kern wurde 1897 in Wien geboren. 1915 rückte er als Einjährig-Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg ein. Am 11. September 1916 wurde er im Bereich des Pasubio, südlich von Rovereto, durch einen Lungen- und Leberdurchschuss schwer verwundet und schwebte monatelang in Lebensgefahr. Da Kern felduntauglich war, konnte er 1917 in das Wiener Priesterseminar eintreten und das Theologiestudium beginnen. Bald wurde er Mitglied der K.Ö.H.V. Amelungia Wien.

1920 wurde Kern im Stift Geras eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Jakob. 1922 empfing er im Wiener Stephansdom die Priesterweihe. Wegen seiner Verwundung hatte er immer wieder Hustenanfälle und spuckte Blut. Trotzdem begann er in Geras und den Stiftspfarren mit der Seelsorge. Leidgeprüft durch seine Militärzeit und seine Verletzung nahm er das Ordensleben sehr ernst. Am 23. Juli 1922 ging sein Lebenswunsch in Erfüllung: Er wurde zum Priester geweiht. Er ahnte aber, dass „diesem Palmsonntag die Passion folgen werde“. Seine Predigten ka­men von Herzen und trafen die Herzen der Zu­hörer.

1923 verschlechterte sich die Gesundheit des Herrn Jakob erneut: Aufgrund der Kriegsverletzung wurden ihm mehrere Rip­pen entfernt. Wegen seiner allgemeinen Schwäche musste die Operation ohne Narkose durchgeführt werden. Sein Kreuzweg begann, sein Zustand verschlimmerte sich weiter. An dem Tag, für den die Feier seiner Gelübde auf Lebenszeit geplant war, musste er wieder operiert werden. Ruhig und gelassen, ja mit christlicher Vorfreude sagte er: „Morgen werde ich die Got­tesmutter und meinen Schutzengel gesehen haben.“ Jakob Kern starb am 20. Oktober 1924, gerade einmal 27 Jahre alt.

Die Gläubigen vergaßen den „guten Herrn Jakob“ nicht. Sie kamen zu seinem Grab nach Geras, um zu beten und seine Fürsprache anzurufen. „Im Kleinen, auf seinem Platz, ging er den Weg der Versöhnung über Staatsgrenzen hinweg. Dadurch wurde er zu einem echten Europäer im heutigen Sinn“, so H. Benedikt Felsinger. 1998 wurde Kern von Papst Johannes Paul II. auf dem Heldenplatz in Wien seliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 20. Oktober. Am 20. Mai können Gläubige den seligen Jakob Kern und die Gottesmutter in der Stiftskirche ehren.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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