PGR-Wahl 2022
Die Pfarre und den Pfarrer nicht allein lassen

Barbara Ziegler, P. Sepp Schachinger und Thomas Schuh im Interview im Pfarrhof von Eggenburg. | Foto: Planitzer
  • Barbara Ziegler, P. Sepp Schachinger und Thomas Schuh im Interview im Pfarrhof von Eggenburg.
  • Foto: Planitzer
  • hochgeladen von Kirche bunt Redaktion

Am 20. März wird der neue Pfarrgemeinderat (PGR) gewählt. Wie aber wird die Arbeit im PGR von Pfarrern und den Pfarrgemeinderäten erlebt? Ein „Kirche bunt“-Interview im Vorfeld – stellvertretend für andere Pfarren – mit Pfarrer P. Sepp Schachinger, der den Pfarrverband Burgschleinitz-Eggenburg-Kattau-Roggendorf leitet, und den Pfarrgemeinderäten Barbara Ziegler (Pfarre Kattau) und Thomas Schuh (Pfarre Eggenburg) über die Funktion im und die Arbeit für den Pfarrgemeinderat.

Wie wichtig ist der PGR aus Sicht des Pfarrers?

Pfarrer P. Sepp Schachinger: Für mich ist er auf verschiedenen Ebenen sehr wichtig. Durch die Pfarrgemeinderäte bekomme ich einfach die Stimmung in der Pfarre mit. Es gibt Dinge, die mir die Leute einfach nicht sagen, aber einer Pfarrgemeinderätin/einem Pfarrgemeinderat sagen sie das vielleicht schon. Der PGR ist auch ein wirklich wichtiger Motivator und Berater. Wenn ich mir oft nicht sicher bin, ob etwas Bestimmtes in der Pfarre gemacht werden soll, dann wird das im PGR besprochen. Oft kommen sehr gute Ideen vom Pfarrgemeinderat – ich erlebe ihn wirklich als eine Arbeitserleichterung.

Und wie wichtig ist der PGR für Sie als Pfarrgemeinderätin bzw. Pfarrgemeinderat?

Thomas Schuh: Bei uns stellt der PGR mit seinen Mitgliedern nur einen kleinen Teil der aktiven Pfarrgemeinde dar. Wenngleich vom PGR Initiativen ausgehen, wird unser kirchliches und pfarrliches Leben in Eggenburg von sehr vielen Menschen getragen. Diese breite Basis zu haben, ist wirklich wertvoll. Unser PGR erfüllt zwar eine Multiplikatorenfunktion zur Pfarrgemeinde, es wäre jedoch vieles nicht möglich, würden wir das kirchliche Leben in der Pfarre nur vom PGR aus steuern.

Barbara Ziegler: Der PGR ist schon wichtig, er ist ein Bindeglied zwischen Pfarrgemeinde und Pfarrer. Man hilft zusammen und hält zusammen. Mit dem PGR unterstützen wir auch den Pfarrer, der ja nicht alles allein machen kann. Auch bei uns in Kattau arbeitet jeder Pfarrgemeinderat dort mit, wo er gebraucht wird.

Was muss man als PGR mitbringen?

Thomas Schuh: Neben dem eigenen Glauben und dem Zugehörigkeitsgefühl zur Pfarre sollte man schon den Wunsch haben, die eigene Pfarre aktiv mitzugestalten. Man sollte auch keine Scheu haben, auf andere Menschen zuzugehen, mit ihnen zu reden und ihnen zuzuhören. Es bringt niemandem etwas, wenn man einfach etwas umsetzt, ohne mitzukriegen, ob das die Menschen eigentlich wollen. Es geht darum, einen guten Mittelweg zu finden zwischen Öffnen und Bewahren und dass man alle Generationen und Menschen in der Pfarre gut unter einen Hut bringt.

Barbara Ziegler: Ich denke, dass man offen sein sollte für alles, auch Neues. Und dass man motiviert sein sollte, in der Pfarre mitzuarbeiten und als Motivator für andere wirken zu wollen. Für uns war es beispielsweise ein wichtiger Punkt im PGR, dass wir die Minis­tranten motivieren können, dass sie mittun und dabei sind.

P. Sepp Schachinger: Für mich ist es wichtig, dass man im PGR alles aussprechen darf – da kommt man dann oft auch zu einem Ergebnis, auf das man sonst nicht gekommen wäre. Das Miteinander-Reden ist so wichtig – nämlich mit allen Leuten in der Pfarre, auch mit jenen, die nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. Und dann ergeben sich Dinge, dass jemand, der eigentlich gar keine so große Nähe zur Kirche hat, plötzlich mitarbeiten will.

Gibt es etwas, wofür Sie in der letzten Periode besonders dankbar sind?

Barbara Ziegler: Sehr schön war es, wenn man etwas bewirken konnte und man die Dankbarkeit der Leute gespürt hat. In der Pfarre Kattau konnten wir einiges mit den Ministranten umsetzen, wie z. B. die Gestaltung der Muttertagsmessen. Ein größeres Projekt war die Errichtung des barrierefreien Zugangs zum Pfarrhof und wir haben damit begonnen, das Erkerzimmer im Pfarrhof zu renovieren.

Thomas Schuh: Für drei Dinge bin ich besonders dankbar: Jahr für Jahr kommen neue Ministranten dazu, so auch meine beiden Töchter. Unsere Minis sind toll organisiert, gestalten die Gottesdienste mit und erleben eine wunderbare Gemeinschaft. Zweitens haben wir in den letzten Jahren den Pfarrhof umfassend renoviert. Das war ein großes Projekt, wo Jung und Alt Seite an Seite mitgearbeitet haben. Und drittens: Während der Lockdowns, als keine Gottesdienste möglich waren, haben wir als Pfarre – auch mit Behelfen – sehr zur Hauskirche ermutigt. Das haben viele Menschen gerne angenommen. Dankbar bin ich auch für die vielen Gespräche und berührenden Momente in den PGR-Sitzungen, wo so mancher sein Herz geöffnet hat. Hier ist das Schöne, dass uns unser Glaube so stark zusammenhält und unsere gemeinsame Religionsausübung etwas sehr Verbindendes ist.

P. Sepp Schachinger: Ich bin allen dankbar, die in der Pfarre mitarbeiten – wo immer das auch ist. Der PGR ist zwar ein Kernbereich in der Pfarre – aber da gibt es ja viel mehr und ich sage: Nicht alles muss der PGR machen. Mir ist lieber, dass viele wenig machen, als dass wenige viel machen.

Wie viel Zeit braucht man als Pfarrgemeinderat?

Barbara Ziegler und Thomas Schuh sind sich einig: Das ist schwer zu beantworten, weil vieles, was wir für die Pfarre tun, wir sowieso tun würden – und nicht alles ist unbedingt unserer Aufgabe als PGR zuzurechnen.

P. Sepp Schachinger: Das ist eine Frage, die viele stellen, wenn sie sich als Kandidaten für den PGR aufstellen lassen. Das ist verständlich, weil das Engagement ja auch mit dem Beruf, der Familie und anderen Aufgaben im Alltag vereinbar sein muss. Natürlich gibt es eine gewisse Anzahl von PGR-Sitzungen, aber grundsätzlich kann jede und jeder selber festlegen, wie viel Zeit sie oder er einbringen kann und mag. Und wie schon gesagt: Bei uns sind die Pfarrgemeinderäte nicht für alles zuständig, da wird vieles auch ausgelagert.

Wie wichtig ist, dass der Pfarrer im Pfarrgemeinderat auch etwas „zulässt“?

P. Sepp Schachinger: Das ist für mich ganz wichtig! Wenn man als Pfarrer etwas zulässt, dann entstehen viele Dinge von selber. Ich denke da z. B. an Wortgottesfeiern, die wir im ganzen Pfarrverband „im Radl“ haben. Oder wenn ich jemandem eine Aufgabe übertrage, dann muss ich zulassen, dass dieser Mensch das auf seine Weise macht. Natürlich müssen gewisse Dinge oder Grenzen im Vorfeld abgeklärt werden, aber ich kann nicht jemanden etwas vorbereiten lassen und dann sage ich am Ende, dass mir das nicht passt.

Barbara Ziegler: Ich erlebe unseren P. Sepp als einen Pfarrer, der unterstützend wirkt und vieles zulässt! Man hat im PGR die Freiheit, dass man alles besprechen und gewisse Dinge sagen darf. Das ist ganz wichtig, dass das möglich ist und dass man nicht gleich abgeblockt wird.

Thomas Schuh: Für mich ist das eine Grundvoraussetzung für die Arbeit im PGR, dass der Pfarrer etwas zulässt. Ich möchte in keinem Pfarrgemeinderat sein, der bloß ein rein repräsentatives Gremium ist, wo man nur ab und zu die Hand hebt, dann wieder nach Hause geht und absolut nichts gestalten kann. Ich bin froh, dass wir in der Pfarre ein so offenes Klima haben und dass es absolut keine Denkverbote in irgendeine Richtung gibt.

Kandidieren Sie wieder für den PGR und würden Sie jemandem empfehlen, im PGR tätig zu werden?

Thomas Schuh: Ja, ich habe mich wieder aufstellen lassen und ich kann absolut jedem empfehlen, im PGR tätig zu werden. Wir haben so ein gutes und gedeihliches Miteinander, das ist auch ein persönlicher Gewinn. Man arbeitet ja auch für den Pfarrer und die ganze Gemeinschaft. Wir wissen: Wir haben nur einen Pfarrer und einen weiteren Priester, den P. Alfons. Zwei Priester für vier Pfarren, das ist ein großer Balanceakt für die beiden. Ohne Unterstützung für den Pfarrer und das gesamte Pfarrteam könnte das alles in dieser Vielfalt gar nicht funktionieren. Deswegen ist das Engagement jedes Einzelnen so wichtig.

Barbara Ziegler: Ich kandidiere auch wieder und würde das auch anderen empfehlen. Im Pfarrgemeinderat ist man nicht falsch am Platz, sondern einfach gut aufgehoben. Man kann aktiv in der Pfarre mitreden und die Pfarre mitgestalten.

P. Sepp Schachinger: Ich bin froh, was da bei uns in den Pfarren wächst und möglich ist. Das könnten wir zwei Priester allein gar nicht leis­ten, da braucht man gute Mitarbeiter.

Hat sich durch Ihre Arbeit im PGR Ihr Glaube verändert?

Barbara Ziegler: Durch die intensive Arbeit für die Pfarre, durch die Sitzungen und die Treffen hat sich mein Glaube auf alle Fälle vertieft – vor allem auch durch die Ausbildung zur Wortgottesfeierleiterin. Man beschäftigt sich einfach mehr mit dem Glauben und das vertieft diesen.

Thomas Schuh: Ich sehe das genauso. Das Engagement für den Pfarrgemeinderat und die Pfarre – das macht schon etwas mit einem. Es ist ja auch so, dass wir bei jeder Pfarrgemeinderatssitzung oder auch sonst bei den Treffen immer eine geistliche Einstimmung haben. Da wird einem bewusst, wie schön unsere Gemeinschaft ist und das vertieft den Glauben.

Haben Sie Sorge um die Zukunft Ihrer Pfarre und insgesamt um die Kirche?

Thomas Schuh: Wir werden in den nächsten Jahren wahrscheinlich keine zwei, drei neuen Priester nach Eggenburg bekommen. Insofern müssen wir als Pfarrgemeinde unseren Beitrag leisten. Die Wortgottesfeier ist da ein Weg – und die Leute verstehen das. Wir müssen das aber auch gut erklären. Das ist der Zug der Zeit.

Barbara Ziegler: Ich bin Wortgottesdienstleiterin und habe diese Ausbildung gemacht, weil ich darum gebeten wurde. Jetzt während der Pandemie hat man gesehen, dass es gut ist, dass wir in Kattau drei Wortgottesdienstleiter haben. So gibt es die Sicherheit, dass es in unserer Pfarre zumindest eine Wortgottesfeier gibt.

P. Sepp Schachinger: Für die Wortgottesfeiern bin ich sehr dankbar, weil sie gut angenommen werden – und das hängt damit zusammen, dass sich unsere Feierleiter einfach gut vorbereiten und das gut machen. Auch viele, die Wortgottesfeiern anfangs höchstens als Notlösung akzeptiert haben, sind jetzt sogar für die Wortgottesfeier dankbar. Was die Zukunft der Kirche betrifft, da bin ich Optimist. Ich habe Vertrauen nach oben und denke mir, dass es seinen Sinn haben wird, dass es so ist wie es ist. Vielleicht braucht es das, dass sich manches entwickeln kann. Manches muss offenbar weiter runtergehen, damit etwas neu aufblühen kann. Ich denke: Der Herrgott wird es schon wissen.

Autor:

Sonja Planitzer aus Niederösterreich | Kirche bunt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ