Gastkommentar von Caritasdirektor Hannes Ziselsberger
Ein Auftrag, der bleibt!
Neun Kundinnen der Hauskrankenpflege und eine Bewohnerin des Pflegehauses St. Elisabeth der Caritas der Diözese St. Pölten werden heuer 100 Jahre alt. Sie sind damit genauso alt, wie die Caritas, deren 100. Geburtstag wir am 14. Februar 2020 mit einem Festgottesdienst feiern. Diese zehn Frauen sind in eine Welt des Umbruchs geboren. Der erste Weltkrieg war zu Ende, Österreich wurde eine Republik, die Landkarte Europas vollkommen neu gezeichnet. Engagierte Christinnen und Christen haben in dieser Zeit der Veränderung unter Führung des damaligen Dompfarrers Michael Memelauer die Caritas gegründet, um gegen die herrschende Not aufzutreten. Sie haben diese Not gesehen und gehandelt. Sie haben
Nächstenliebe gelebt und wurden aktiv.
Seither hat sich die Welt massiv verändert. Der Zweite Weltkrieg war ein furchtbares Ereignis und der nun schon als Bischof tätige Michael Memelauer ist in der Silvesterpredigt 1941 gegen Euthanasie und Mord an kranken Menschen aufgetreten. „Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben!“ Dieser mutige Satz passt zum Gründer der Caritas der Diözese St. Pölten. Dieser Satz klingt auch heute nach, wenn über Wert und Würde von Leben gesprochen wird. Hier gilt es keine Abstriche zu machen, dieser Satz ist zeitlos gültig.
Heute ist die Caritas der Diözese St. Pölten vor allem für Menschen mit Behinderungen, mit psychischen Erkrankungen oder mit Pflegebedarf oder Demenz tätig. Die Caritas unterstützt Familien und fördert Inklusion jedes Menschen. Die Not hat sich in den 100 Jahren verändert, sie hat ein anderes Gesicht erhalten. Heute ist Einsamkeit eine Not, es sind Hoffnungslosigkeit oder Überforderung Not. Und natürlich ist Armut immer noch eine Not der Menschen. Immer wenn die Caritas Not sieht, handelt sie. Nicht nur auf Ebene der diözesanen Caritas, oft auch auf Ebene der PfarrCaritas: durch Besuchsdienste, durch Unterstützung von Flüchtlingen, durch Sammlungen oder durch Zeitspenden.
Die Welt wird sich weiterhin verändern. Daher wird sich auch die Caritas immer wieder verändern müssen, sich auf die Gegebenheiten der Zeit einstellen. Im Jubiläumsjahr möchten wir daher auch darauf achten, welche neuen Anforderungen auf die Caritas zukommen. Wir möchten das bisher Erreichte würdigen und offen sein für das, was neu kommen wird. Wir möchten den Mitarbeiterinne und Mitarbeitern der letzten 100 Jahre danken und offen sein für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der nächsten 100 Jahre. Wir sind dankbar, 100 Jahre die Gesellschaft mitgestaltet zu haben und werden nicht nachlassen, das auch in den nächsten 100 Jahren zu tun. Denn Nächstenliebe und Solidarität sind zu jeder Zeit wichtige Bindemittel unserer Gesellschaft.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.