Buchvorstellung
„Arbeiterpriester erfüllen den missionarischen Auftrag Jesu“

Arbeiterpriester Franz Sieder.  | Foto: Wolfgang Zarl

Papst Franziskus hat die Kirche nachdrücklich aufgerufen, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. Arbeiterpriester tun dies seit Jahrzehnten: Sie suchen eine Lebenswelt auf, zu der Kirche oft keinen Zugang hat. Und sie leben in der Welt der Arbeiterschaft mit. Eva Pipan und der langjährige Amstettner Betriebsseelsorger Franz Sieder geben in ihrem Buch „Arbeiterpriester. Symbol für eine andere Kirche“ Einblicke in diese Welt. Sie stellen deren Wirken vor allem in Frankreich sowie in der Diözese St. Pölten vor, aber auch Gebete dieser Seelsorge finden sich im Buch wieder.

Franz Sieder bestätigt das, was der Papst einfordert: „Die Arbeiterpriester erfüllen den missionarischen Auftrag von Jesus. Sie gingen an die Ränder unserer Gesellschaft. Dieser missionarische Auftrag gilt auch heute.“ Heute sei, so Sieder, nicht nur die Arbeitswelt ein Missionsfeld, sondern die ganze Gesellschaft. „Die Arbeiterpriester sind für mich besonders dadurch ein Vorbild, dass wir den Menschen den Glauben nicht nur durch Worte verkündigen.“ Das „glaubwürdige Zeugnis unseres Lebens“ sei von großer Bedeutung, so der langjährige Betriebsseelsorger Sieder.

Diözesane Arbeiterpriester

Er und Eva Pipan erinnern an die Arbeit der diözesanen Arbeiterpriester Rudolf Wimhofer (1926-2020) und Josef Gaupmann (geb. 1945), aber auch an Ordensleute aus der Diözese St. Pölten, die in der Arbeitswelt leben: etwa der Melker Benediktiner P. Karl Helmreich (geb. 1939) oder die Ordensgemeinschaft Kleine Brüder Jesu. Diese leben ihr kontemplatives Leben unter einfachen Verhältnissen und verdienen ihren Lebensunterhalt als Arbeiter in Fabriken, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Eine Niederlassung in St. Pölten gibt es seit 1987. Ihre Arbeitsstätten: Vom Schichtbetrieb der Glanz-stoff über ein Taxiunternehmen bis hin zu McDonalds.

Das Buch stellt faszinierende Zeugnisse von Arbeiterpriestern vor, die oft das einzige Bindeglied zwischen dem Arbeitermilieu und der Kirche sind. Sie wissen, was es heißt, zu schuften und kennen prekäre Arbeitsverhältnisse, Ausbeutung und Ungerechtigkeit. Gleichzeitig erreichten sie und ihre Gemeinschaften mit ihrer vorbildhaften Spiritualität viele – heute sind sie selten geworden.

Geschichtlicher Abriss

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden u. a. in Frankreich und Belgien zahlreiche katholische Bewegungen, die der Entfremdung der Arbeiterschaft von der Kirche entgegen wirken wollten. Darunter war auch die Arbeiterpriester-Bewegung. Ihr gehörten Ordens- und Weltpriester an. Zunächst begrüßten und förderten Bischöfe, Orden und die römische Kurie das Projekt.

Doch es kam die Befürchtung auf, die kommunistische Partei könnte über die Gewerkschaften die Arbeiterpriester indoktrinieren. 1954 erklärte Papst Pius XII. diese Mission für beendet. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil hob Papst Paul VI. das Verbot auf. 1979 sollen allein in Frankreich tausend Priester in Fabriken gearbeitet haben. Zu den prägendsten Persönlichkeiten zählt der belgische Kardinal Joseph Cardijn (1882-1967).
Pipan, Eva; Sieder, Franz (Hrsg.): „Arbeiterpriester. Symbol für eine andere Kirche“. Eigenverlag, 2024. Bestellung: Tel. 0676/6857104,
E-Mail: regenbogen56@gmx.at.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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