Kunst & Kirche
Votivgaben - Kunstwerke gelebter Frömmigkeit

Votivbild zur Abwendung der Pest 1680 in Hadersdorf | Foto: Museum am Dom
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  • Votivbild zur Abwendung der Pest 1680 in Hadersdorf
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„Kirche bunt“ stellt in dieser Serie in Zusammenarbeit mit dem Museum am Dom besondere Stücke aus der Sammlung des ältesten diözesanen Museums Österreichs vor.

Schon seit der Spätantike drücken Christinnen und Christen ihren Dank an Gott auf vielfältige Weise aus. Ein wichtiges Zeugnis solch einer bis heute praktizierten Danksagung ist die Votivgabe (lat. vovere = geloben, versprechen). Fanden sich Christinnen und Christen einst in Notsituationen, wie beispielsweise einer schweren Erkrankung oder finanzieller Schwierigkeiten, wieder, so suchten sie vor allem Hilfe im Gebet.

Wurden diese aussichtslos erscheinenden Situationen überwunden oder wurde für ein zukünftiges Ereignis Segen erbeten, so spendete der „Votant“ bzw. die „Votantin“ aus Dank oftmals eigens dafür angefertigte Objekte (Dank- bzw. Bittvotive). Jeder erdenkliche Gegenstand kann zur Votivgabe werden, meist sind es jedoch Gemälde, plastische Objekte oder Stickereien. Gestiftet wurden und werden die Votivgaben vor allem an Wallfahrtsorte, die sich durch wundersame Ereignisse wie Marienerscheinungen als wichtige Pilgerstätten etablierten.

„Aus Dankbarkeit für die geglückte Genesung“, 1897 | Foto: Museum am Dom
  • „Aus Dankbarkeit für die geglückte Genesung“, 1897
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Der Großteil der Votivgaben zeigt die Darstellung von dem bzw. der Hilfesuchenden (teilweise in Notsituationen wie zum Beispiel Naturkatastrophen oder bei Unfällen) – oftmals in Kombination mit Heiligen, an die sie sich gewandt hatten. Votivgaben können aber auch (plastische) Nachschöpfungen jener Körperteile sein, die vom Leiden betroffen waren, Ansichten von Orten, die schwerwiegende Katastrophen und Krankheiten überwinden bzw. abwehren konnten, manchmal auch jene Objekte, die überhaupt die Wurzel des Übels darstellten – so zum Beispiel Werkzeuge, an denen man sich verletzt hatte.

Votivgaben stellen heute ein wichtiges Hilfsmittel in der Forschung dar.

Zwei besonders repräsentative Sammlungen an Votivgaben in der Diözese St. Pölten beherbergen die Schatzkammern der Basilika Sonntagberg sowie das Wallfahrtsmuseum Maria Langegg. Aus letzterem sind drei Leihgaben in der neuen Dauerausstellung des Museums am Dom St. Pölten zu sehen: So zum Beispiel ein Ölgemälde des Marktes Hadersdorf am Kamp, welches 1830, 150 Jahre nach einer großen Pestepidemie, von Leopold Mitterhofer, einem bedeutenden Schüler Martin Johann Schmidts – genannt „Kremser Schmidt“ – angefertigt wurde.

Der Pest oder vielmehr ihrer Abwendung ist es auch zuzuschreiben, dass wir heute in vielen niederösterreichischen Orten die bildhauerisch meisterhaft ausgeführten Pest- bzw. Dreifaltigkeitssäulen antreffen – die wohl größte Art von Votivgaben nach gestifteten Gotteshäusern.

Flechtzopf als Votivgabe

Der Votant bzw. die Votantin ließ sich mitunter auch im Bildwerk verewigen – sei es durch eine Widmung oder durch persönliches Hab und Gut. So verwundert es nicht, dass im Museum am Dom St. Pölten ein Marienbildnis mit einem umrankenden Flechthaarzopf der Stifterin zu sehen ist. Die Menschen gaben, was sie zur Verfügung hatten.

Maria im Ährenkleid, 1673 | Foto: Museum am Dom

Erfüllten Votivgaben vor allem einen pietätvollen und persönlichen Zweck zur Danksagung, so sind sie heute in erster Linie Kunstwerke und eine wichtige Datenquelle für die Forschung, da sie vor allem durch Stiftungsvermerke und Namensnennungen bzw. zeitliche und örtliche Vermerke eindrücklich und unverfälscht von den Sorgen und Nöten der Menschen aller sozialen Schichten aus einem breiten und teilweise überregionalen Raum erzählen. Auch die abgebildeten Alltagsgegenstände und -kleidung sowie die oft dargestellten Stadtansichten stellen wichtige Hilfsmittel in der Forschung dar.

 
 

Veranstaltungstipp

Heiliger Hippolyt: Am Sonntag, 11. August, feiert die Diözese St. Pölten in diesem Jahr ihren Patron, den heiligen Hippolyt! Spannende Führungen, ein Tag der offenen Tür im Bischofshaus sowie exklusive Einblicke in das mittelalterliche St. Pölten erwarten Sie!

Alle Informationen: www.museumamdom.at; Tel. 02742/324-335.

Öffnungszeiten bis 15. November 2024

Di., Mi., Fr. 10–17 Uhr
Do. 10–19 Uhr
Sa., So., Feiertag 10–16 Uhr

Führungen nach Voranmeldung (Mindestgruppengröße 10 Personen)
Führungen für Einzelpersonen oder Kleingruppen ohne Voranmeldung jeden Donnerstag um 17 Uhr (außer feiertags);

Infos: www.museumamdom.at

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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