2020 wird dem 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag gedacht
Revolutionärer Geist und musikalisches Genie

Wallendes Haar, entschlossener Blick: Beethoven-Statue in Bonn. | Foto: Wolfgang Zwanzger -stock.adobe.com
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Ludwig van Beethoven war ein musikalisches Wunderkind. Mit sieben Jahren gab er sein erstes öffentliches Klavierkonzert. Und wie sein jüngerer Zeitgenosse Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem er nie zusammenkam, hatte auch er den passenden familiären Hintergrund. Vater Johann war die treibende Kraft hinter dem jungen Talent. Der Groß­vater mit niederländischen Wurzeln, der ebenfalls Ludwig hieß, war Hofkapellmeister in Bonn. Die barocke Stadt war Residenz der Kölner Kurfürsten. Bekanntestes Jugendwerk sind die „Kurfürstensonaten“.
Nach Wien kam Beethoven erstmals mit 16 Jahren. Er sollte auch bei Mozart Unterricht erhalten, doch der Tod seiner Mutter erzwang seine Rückkehr nach Bonn, wo er neben seiner weiteren musikalischen Ausbildung für seine beiden jüngeren Brüder und seinen alkoholkranken Vater zu sorgen hatte. 1789 – im Todesjahr Mozarts – begann er an der Universität Bonn zu studieren.

Freund von Adel und der Freiheit

1792 ging Beethoven nach Wien – und blieb. Sollte es ein musikalischer Neuanfang sein? Hier nahm er Unterricht bei Joseph Haydn und Antonio Salieri. Aber Beethoven hatte vielleicht auch andere Motive. Es war die Zeit der Französischen Revolution, 1794 nahmen Napoleons Truppen Bonn ein. In Wien wurde Beethoven vor allem in Adelskreisen rasch zum Superstar und gefeierten Klaviervirtuosen, hier fand er die nötige finanzielle Unterstützung, aber auch intellektuelle Anregung.

Beethoven wird oft als verschrobener Einzelgänger angesehen, er war jedoch ein politischer und am gesellschaftlichen Leben höchst interessierter Mensch. In seiner einzigen Oper „Fidelio“ huldigt er den Prinzipien der politischen Freiheit, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit, die der Tyrannei gegenüberstehen und welche zur Rettung des unschuldigen Helden aus höchster Not führen. Revolutionäres Gedankengut durchströmt auch Beethovens dritte Sinfonie, genannt „Eroica“ (die „Heroische“). Die Widmung an Napoleon Bonaparte im Titel radierte er aus, als sich Napoleon zum Kaiser krönte und somit dem revolutionären Geist den Rücken kehrte. Umso erstaunlicher ist, dass es Beethoven bis zu seinem Tod in der Kaiserstadt Wien aushielt.

Eines seiner meistgespielten Werke ist das Klavierstück „Für Elise“. Um die Person der Widmungsträgerin ranken sich manche Deutungsversuche. Plausibel ist die Sängerin Elisabeth Röckel, mit der der Komponist einige Zeit befreundet war. Beethovens Verhältnis zu Frauen war jedoch stets ambivalent, er heiratete nie. Auch die Haushälterinnen, deren Tätigkeit er akribisch überwachte, hielten es meistens nicht lange bei ihm aus. Er selbst dürfte sich seines schwierigen Charakters durchaus bewusst gewesen sein.

Wie unruhig Beethoven innerlich war, kann man daran ermessen, dass er in seinen 35 Wiener Jahren mindestens zwei Dutzend mal die Wohnung wechselte. Er warf seine Kompositionen nicht leichtfüßig aufs Papier, sondern feilte lange an einzelnen Stücken, war nie zufrieden, wovon – um nur ein Beispiel zu nennen – die verschiedenen Fassungen der „Eleonoren-Ouvertüre“ Zeugnis geben. Er wollte geistige Ideen sinnlich werden lassen, und Musik war sein Mittel dazu, als „eine Vermittlung des geistigen Wesens zum sinnlichen“. Er war sich bewusst, dass in der Kunst etwas wirkt, „mächtiger als der Künstler selbst“, das dem Menschen sogar Göttliches vermitteln kann.

Musik wider alle Nöte des Lebens

Am ersten Glanzpunkt seiner Karriere zeichnete sich ein Leiden ab, das eine zunehmende Taubheit bewirkte. 27 Jahre war er alt, als er diese Beeinträchtigung seines Gehörs erstmals wahrnahm. Fünf Jahre später ging er zur Kur nach Heiligenstadt, auch mit Aussicht auf eine Besserung des Hörvermögens. Doch davon keine Spur. Beethoven überkamen Selbstmordgedanken und er schrieb einen Abschiedsbrief an seine Brüder, das „Heiligenstädter Testament“, das er bis zu seinem Tod 25 Jahre später unter Verschluss hielt. Er rang sich durch, sein Schaffen um der Kunst willen fortzusetzen. Er experimentierte mit Hörrohren, die ans Klavier gesetzt wurden und den Schall direkt an das Ohr übertrugen.

Mit 48 Jahren war Beethoven völlig ertaubt – ein Fiasko für jeden Musiker. Geblieben war ihm sein absolutes Gehör, das ihm erlaubte, sich Noten gewissermaßen gedanklich vorzustellen. Mit seiner Umwelt verständigte er sich mit Konversationsheften.

Als Kirchenmusiker kann man Beethoven schwerlich bezeichnen, die Leiderfahrung verleiht seinem Spätwerk aber einen religiösen Grundton. Er formulierte es selbst einmal so: „Die Kreuze im Leben sind wie die Kreuze in der Musik: sie erhöhen.“ Und er hat als sein gelungenstes Werk ausgerechnet seine einzige Messe, die „Missa solemnis“ in D-Dur, bezeichnet. Er widmete sie dem befreundeten Erzherzog Rudolph von Österreich, der am 9. März 1820 als Erzbischof von Olmütz inthronisiert wurde. Beethoven studierte dazu Mönchschoräle ebenso wie Palestrina und Bach. Das regte ihn zur Reflexion seines eigenen Gottesverständnisses an, Zweifel und Hader mit dem „Allmächtigen“ eingeschlossen. Die Messe war zur Inthronisation noch nicht fertig und überdies zu umfangreich für die Aufführung im Gottesdienst. Die erhoffte Bestellung zum Kapellmeister hatte er mit der um gut drei Jahre überzogenen Lieferfrist auch verwirkt.

Ende September 1826 zog Beethoven zu seinem Bruder ins Schloss Wasserhof in Gneixendorf bei Krems, wo sich seine angeschlagene Gesundheit vorübergehend etwas besserte. Nach einem Zerwürfnis reiste er Ende November fluchtartig ab und zog sich dabei eine Lungenentzündung zu.

Um Beethovens Tod am 26. März 1827 ranken sich Legenden. Seine Alkoholkrankheit trug sicher dazu bei. Dazu kommt, dass der damalige Wein oft Reste von Bleizucker enthielt. Nach neuesten Erkenntnissen geht man von einer medizinischen Fehlbehandlung aus. Beethoven wurde viermal am Bauch punktiert. Das Pflaster enthielt Blei zur Wunddesinfektion. Eine Bleivergiftung führte letztlich zum Leberversagen. Die Bleikonzentration in einem genauestens analysierten Haarbüschel Beethovens spricht Bände.

Gerade mit seinen Sinfonien weist Beethoven weit über die Wiener Klassik hinaus. Das „Ta-ta-ta-taaa“ vom Beginn der 5. Sinfonie ist auch der Popmusik angekommen. Und seine „Neunte“ – zum Text von Schillers „Ode an die Freude“ – ist seit 1985 sogar die offi­zi­elle Hymne der Europäischen Union. Als Beethoven sie schrieb, war ihm schmerzlich bewusst, keinen Ton davon hören zu können. Leopold Schlager

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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