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Der Sternenhimmel als Prestigeobjekt

Der Himmelsglobus von Willem Janszoon Blaeu aus dem Jahr 1603. | Foto: Museum am Dom
  • Der Himmelsglobus von Willem Janszoon Blaeu aus dem Jahr 1603.
  • Foto: Museum am Dom
  • hochgeladen von Patricia Harant-Schagerl

Jeder Globus dient der Orientierung, im Unterschied zu einer Erdkugel zeigt ein Himmelsglobus jedoch den Sternenhimmel. Lange vor der Erfindung elektronischer Navigationssysteme waren händisch gezeichnete Karten für Herrscher, Seeleute oder Wissenschaftler unerlässlich. Viel besser noch als auf flachen Karten konnten sowohl die Oberfläche der Erde als auch die Sternbilder des Himmels auf einer Kugel dargestellt werden, wobei erstere die Form der Erde selbst imitierte, letztere die Fixsterne und Sternbilder in spiegelverkehrter Form. Spiegelverkehrt deswegen, weil man ja „von außen“ auf die Erde schaut. Um die Himmelserscheinungen korrekt zu sehen, versetzte man sich in die Erde hinein und blickte „von innen“ darauf.

Mit an Bord hatten die Seefahrer Erd- und Himmelskugeln.

Solche dreidimensionalen Darstellungen des Himmels sind seit der Antike überliefert, ihre Genauigkeit wuchs mit den steigenden Kenntnissen ständig. Vor allem im 15. und 16. Jahrhundert führten die zahlreichen Entdeckungsreisen europäischer Seefahrer zu einem „Quantensprung“ geografischen Wissens. Mit an Bord hatten sie Globen, die ihnen bei der Navigation halfen.
Vor allem in der Barockzeit wurden Globen zu einem Prestigeobjekt: Eine repräsentative Bibliothek war ohne Himmels- oder Erdglobus einfach unvollständig. So kam es, dass auch in vielen Klosterbibliotheken Globen standen. Aus dem so genannten goldenen Zeitalter der niederländischen Kartografie stammt ein Himmelsglobus aus dem Bestand des „Museums am Dom“ in St. Pölten: Er wurde im Jahr 1603 angefertigt, ihm liegen Karten des berühmten Kartografen Willem Janszoon Blaeu zugrunde.

Das „Museum am Dom“

Das St. Pöltner Dommuseum öffnet wieder am 13. Mai mit der Ausstellung „Sakraler Jugendstil“. Der Himmelsglobus von 1603 wird 2024 wieder zu sehen sein.

Autor:

Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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