Lateranbasilika
Zentrum der Macht – Zentrum des Glaubens

Blick in die Lateranbasilika. Hinten links die Kathedra des Papstes. Rechts im Bild eine Säule aus konstantinischer Zeit.  | Foto: Massimiliano Migliorato/KNA
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Vor 1.700 Jahren wurde die Lateranbasilika errichtet. Noch heute ist sie die Bischofskirche der Päpste und eine Schatzkammer bis in die Gegenwart hineinreichender Geschichte.

Würde Emanuel Macron wollen, so könnte er auf einem Pferd in die Lateranbasilika einreiten. Freilich nicht als Privatperson, jedoch in seiner Funktion als Staatsoberhaupt Frankreichs. Dieses ist nämlich seit der Konversion des Hugenottenkönigs Heinrichs IV. (1553-1610) durch päpstliches Privileg immer ein sogenannter Ehrenkanoniker der Lateranbasilika – mit diesem Titel wiederum ist verbunden, hoch zu Ross in die Lateranbasilika einreiten zu dürfen. Ein Vorrecht, das die französischen Staatspräsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg aber nicht mehr in Anspruch genommen haben.
Ein solches Privileg klingt heute vielleicht seltsam, im Verständnis eines Herrschers der Frühen Neuzeit ist das aber keine Kleinigkeit. Immerhin ist „San Giovanni in Laterano“ nicht irgendeine Kirche, sie ist omnium urbis et orbis ecclesiarum mater et caput, Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises. Sie ist die wichtigste Kirche des Katholizismus, noch vor dem Petersdom und der Grabeskirche, denn sie ist der eigentliche Bischofssitz des Bischofs von Rom, des Papstes. Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden in ihr die Päpste mit der Tiara gekrönt und der Thron, die Kathedra in der Apsis, wurde feierlich von ihnen in Besitz genommen. Bis heute ist der Papst regelmäßig im Lateran, zuletzt zu Fronleichnam.

Zeichen des Sieges

Dass die Laterankirche diese wichtige Stellung hat, liegt an ihrer Geschichte: Sie ist der erste staatliche Kirchenbau in Rom, der nach der langen Zeit der Verfolgung, Unsicherheit und Ächtung nach dem Sieg Kaiser Konstantins über Maxentius (312) errichtet worden ist. Dem fünfschiffigen Prachtbau, den Konstantin zum Dank für seinen Sieg errichten ließ, mussten die Kasernen der Elitetruppen des besiegten Maxentius weichen – statt Kriegern lebte nun die römische Kirche am Lateran.

Seitdem erlebte die Basilika viele Umbauten, Renovierungen, Brände und Erdbeben. Besonders in der Zeit, in der die Päpste in Avignon und nicht in Rom lebten (1309-1377), wurde die Basilika stark vernachlässigt. In der Zeit des Barock bekam die Kirche ihre heute vorhandende Ausstattung, die an Pracht schwer zu überbieten ist. Die begabtesten Maler, Bildhauer und Architekten waren an der Gestaltung beteiligt. Von der ursprünglichen, konstantinischen Basilika ist heute nicht mehr viel zu sehen; einzelne Säulen und der fünfschiffige Aufbau der Kirche stammen noch aus der Zeit der Erbauung vor 1.700 Jahren.

Die Basilika zeigt das Auf und Ab der Kirchengeschichte.

Ein besonderer Schatz der Kirche ist das große Hauptportal aus Bronze, das in der Antike den Eingang zum Versammlungshaus des römischen Senats verschloss. Ungefähr 2.000 Jahre sind diese Türen alt und haben, wie die katholische Kirche, den Untergang des römischen Reiches überdauert. Nicht nur die Türen zum Machtzentrum, auch das Machtzentrum selbst wanderte zum Lateran. Bonifaz VIII., der 1300 vom Lateran aus das erste Heilige Jahr verkündete, verstand sich als über jedem weltlichen Herrscher stehend. Die Bischöfe von Rom waren nicht mehr nur Bischöfe, sie waren Herrscher, Mezäne, Feldherren – und die Lateranbasilika mit dem Lateranpalast war ihr Zentrum.

Der Lateran war aber auch jener Ort, in dem das endgültige Ende des Kirchenstaates besiegelt wurde: In den Lateranverträgen 1929 wurde die Vatikanstadt als einzig gültiges Herrschaftsgebiet des Papstes definiert, nachdem 1870 Victor Emmanuel den Papst de facto entmachtet hatte.
Die Lateranbasilika bezeugt den Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion, den stetigen Macht- und Bedeutungsgewinn in der Welt. Ihre ständigen Veränderungen und Umbauten, die Niedergänge und Verschönerungen zeigen das Auf und Ab der Kirchengeschichte. Doch sie ist mehr als nur ein Museum. In ihr und im Fest ihrer Weihe wird deutlich, dass die katholische Kirche sich immer auf eine Mitte beziehen möchte, dass sie trotz aller Unterschiedlichkeiten der einzelnen Teile einen gemeinsamen Bezugspunkt hat. Haupt der Kirchen ist die Lateranbasilika, Haupt der Kirche ist Christus – mit seinem Vertreter im Lateran.
Matthias Wunder

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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