Erklärvideos der katholischen Kirche
Warum ein Gottesdienst-Lockdown?

Schon im ersten Lockdown im Frühjahr des heurigen Jahres reagierten Fernsehsender mit vermehrten Übertragungen von Gottesdiensten. Viele Pfarren streamten die Messen auf den Sozialen Medien. | Foto: KNA
  • Schon im ersten Lockdown im Frühjahr des heurigen Jahres reagierten Fernsehsender mit vermehrten Übertragungen von Gottesdiensten. Viele Pfarren streamten die Messen auf den Sozialen Medien.
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Mit Zustimmung auf der einen Seite, aber auch mit scharfer Kritik auf der anderen Seite reagierten Gläubige, dass bis 6. Dezember öffentliche Gottesdienste ausgesetzt wurden. Die katholische Kirche Österreichs veröffentlichte nun vier kurze Erklärvideos.

Alle 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften beschlossen Mitte November bei einer Videokonferenz mit Kultusministerin Susanne Raab, öffentliche Gottesdienste bis einschließlich 6. Dezember auszusetzen. Die Entscheidung wurde teils mit Verständnis und Zustimmung aufgenommen, teils mit scharfer Kritik. Auf die Kritik hat die katholische Kirche nun mit vier Erklärvideos reagiert. Der Medienreferent der Bischofskonferenz, Dr. Paul Wuthe, erläutert in den Videos die Gründe des kirchlichen Mitziehens beim Lockdown und geht auch auf die Kriterien für nicht-öffentliche Gottesdienste und kirchliche Hilfs­angebote ein.
Man sei zuletzt immer wieder angefragt worden, wie es zu der für viele überraschenden Entscheidung des Lockdowns auch im kirchlichen Bereich gekommen ist. „Die Videos wollen darauf Antwort geben und zugleich deutlich machen, wie das kirchliche Leben trotzdem weitergeht“, so Wuthe gegenüber Kathpress. Verfügbar sind die Videos auf der Homepage der Bischofskonferenz unter www.bischofskonferenz.at und unter www.katholisch.at/corona.

Eine Extremsituation

Ausschlaggebend für die Entscheidung der Bischöfe, die öffentlichen Gottesdienste bis
6. Dezember auszusetzen, seien vor allem die dramatischen Ansteckungszahlen in Österreich gewesen, erläutert Wuthe in einem Video. „Wir befinden uns in einer Extremsituation. Kein Land weltweit hat höhere Infektionszahlen, umgerechnet auf die Bevölkerung.“ Es sei daher ein Gebot der Vernunft und des Lebensschutzes, von jedem vermeidbaren sozialen Kontakt abzusehen. „Die jetzige Situation ist der Ernstfall für das Verhältnis von Vernunft und Glauben.“
Zudem unterstreicht der Medienreferent der Bischofskonferenz, dass seelsorgliche Angebote weiterhin möglich seien: etwa die Seelsorge an Menschen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen. Auch die Feier nicht-öffentlicher Gottesdienste von bis zu zehn Personen sei weiterhin möglich sowie die Feier von Begräbnissen mit bis zu 50 Personen. Es gehe in dieser besonderen und zeitlich befristeten „Extremsituation“ darum, „Selbst- und Nächstenliebe zu leben“.

Schließlich betont Wuthe, dass die Umsetzung des Lockdowns seitens der katholischen Kirche an fünf Kriterien gekoppelt war: Die zeitliche Befristung der Maßnahme, die weitere Öffnung der Kirchen für das persönliche Gebet, die Möglichkeit, im kleinsten Kreis nicht-öffentliche Gottesdienste zu feiern, die Seelsorge an Kranken, Alten, Sterbenden und Pflegebedürftigen sowie schließlich die Feier von Begräbnissen. All dies ist vom Gesetzgeber auch in der aktuellen COVID-19-Notmaßnahmenverordnung berücksichtigt worden, nachdem die Kirche zuvor die Bereitschaft zum zeitlich befris­teten Aussetzen der öffentlichen Gottesdienste erklärte hatte, wie auch in der vom zuständigen Gesundheitsministerium begleitend zur Verordnung veröffentlichten „Rechtlichen Begründung“ ausgeführt wird.

In Hinsicht auf die Kriterien für die Feier nicht-öffentlicher Gottesdienste hält Wuthe fest, dass es sich dabei um Gottesdienste mit mindestens fünf, höchstens jedoch zehn Personen handelt, die vorab namentlich festzulegen sind. Während des Gottesdienstes dürfen keine weiteren Personen dazu kommen, auch seien die üblichen Sicherheitsvorkehrungen – das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes und ein Mindestabstand von 1,5 Metern – einzuhalten. „Auf diese Weise ist es auch im Lockdown möglich, die Eucharistie zu feiern. Und in vielen Gemeinden wird diese Feier bereits live ge­streamt und so den Gläubigen ermöglicht, die Messe mitzufeiern“.

Gebot der Vernunft und Theologie

Theologen wie der Priester, Pharmazeut und Arzt Matthias Beck haben die Entscheidung der Kirche begrüßt. „Wenn Bischöfe und Gläubige sich dem anschließen, sind sie nicht schwach, sondern klug und zeigen ein Beispiel an Solidarität und Nächstenliebe“. In der Corona-Krise entspreche es sowohl der Vernunft als auch dem christlichen Glauben, umfassende Maßnahmen zum Infektionsschutz mitzutragen, schrieb der Theologe in einem Beitrag für die Tageszeitung „Die Presse“. Entschiedene Gegenmaßnahmen zur Ausbreitung des Virus seien unumgänglich. Nicht die Politik, sondern das Virus SARS-CoV-2 sei es, das Gesellschaft und Wirtschaft lahmlegt, hielt der an der Universität Wien Theologische Ethik lehrende Pries­ter fest. Ohne entsprechende Maßnahmen wären bald Millionen von Menschen krank und Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Arbeiter, Polizisten, Feuerwehr könnten nicht mehr arbeiten. Physischer Abstand, Mund-Nasen-Schutz und Hygiene seien das einzige Mittel, um das Virus zu bekämpfen, erklärte Beck. „Es ist ein Gebot der Vernunft, aber auch der Theologie, dieser Erkenntnis zu folgen.“

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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