Missbrauch in ehemaligem Sängerknaben-Konvikt
Stift Zwettl: Scham und Bestürzung über Missbrauch
Der Autor Josef Haslinger hat in dem soeben erschienenen Buch „Mein Fall“ die von ihm schon früher aufgezeigten Missstände im ehemaligen Sängerknaben-Konvikt des Stiftes Zwettl wiederholt. Haslinger, der dort in den 1960er-Jahren zwei Jahre lang Internatsschüler war, nennt nun auch die Namen der mittlerweile verstorbenen Missbrauchstäter. Er selbst sei von zwei Patres – einer davon aus dem Stift Heiligenkreuz – sowie einem Pädagogen missbraucht worden.
Der Abt des Stiftes Zwettl, Johannes Maria Szypulski, äußert gegenüber „Kirche bunt“ seine tiefe Betroffenheit und Scham über die bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Vorfälle. Für ihn als Abt und das Stift sei es wichtig, Empathie mit den Opfern zu zeigen. Da die Beschuldigten bereits tot sind, könnten diese nicht mehr befragt werden. Er sei auch offen für das Gespräch mit dem Autor Josef Haslinger, so Abt Johannes Maria Szypulski: „Wenn Herr Haslinger das Gespräch sucht, kann ich es nicht verwehren.“ Für Fernsehaufnahmen in den Räumen des im Jahr 2000 aufgelassenen Konvikts habe er allerdings mit Rücksicht auf die derzeitigen Nutzer keine Genehmigung erteilt.
Bestürzt und beschämt zeigt sich das Stift Heiligenkreuz ob der aktuellen Missbrauchsvorwürfe gegen einen Pater des Stifts, der 2014 verstorben ist. „Das im Buch geschilderte Vergehen unseres Mitbruders vor mehr als 50 Jahren erfüllt uns mit tiefer Scham und Bestürzung“, teilte das Stift in einer Aussendung mit. Abt Maximilian Heim habe „Herrn Dr. Haslinger nach Ankündigung seines Buches sofort Glauben geschenkt“, da er bereits mit einem anderen Fall bezüglich dieses Geistlichen konfrontiert wurde. Wörtlich betont Abt Heim: „Das in den 1960er-Jahren begangene schwere Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden und hat großen Schaden angerichtet, da sexueller Missbrauch durch Vertreter der Kirche viel schwerer wiegt als außerhalb. Denn hier werden zwei ‚Lebensheiligtümer‘, nämlich die Religion und die Sexualität, in einer Tiefe verletzt und missbraucht, die kaum auslotbar ist.“
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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