Manche Pfarrer und Seelsorger gehen neue Wege
So leben unsere Pfarren mit der Coronakrise
Die Pfarren und Seelsorger stehen vor einer völlig neuen Situation: Ist die Begegnung mit und das Wirken für die Menschen im Zentrum ihres Handelns, so müssen sie jetzt aufgrund der Ausgangsbeschränkungen neue Wege finden, um für sie da zu sein. Manche setzen auf neue Möglichkeiten.
Viele Pfarrgemeinden haben intensiv beraten, ob sie noch zu den Gottesdiensten mit maximal hundert Gläubigen am 15. März einladen oder ob die heiligen Messen nicht mehr öffentlich gefeiert werden. Laut Anweisung der Bundesregierung und der Diözese St. Pölten sollte das Aussetzen der öffentlichen Gottesdienste erst ab 16. März gelten.
In zahlreichen Pfarren wurden die Messen schließlich abgesagt, in anderen wurden sie gefeiert, mit der gleichzeitigen Empfehlung nicht zu kommen – schon gar nicht, wenn man zu den besonders gefährdeten Gruppen zählt. Das wurde großteils auch so angenommen, wie eine Umfrage der „Kirche bunt“ zeigt. In Kirchen, wo sich sonst hunderte Gläubige am Sonntag zum Gebet einfinden, kamen oft nur eine Handvoll. Der Amstettner Pfarrer Peter Bösendorfer etwa feierte den Gottesdienst – aber im engsten Kreis: Vor Ort waren eine Ministrantin, die Mesnerin, der Organist sowie ein weiterer Mitfeiernder.
Absage aller Veranstaltungen
Viele Pfarren trifft es hart, dass sämtliche Veranstaltungen – unabhängig von der Zahl der Beteiligten – abgesagt werden mussten, vorläufig bis 3. April. Das betrifft Pfarrgemeinderatstreffen genauso wie Ministrantenstunden, Chorproben, Pfarrcafés oder Taufen. In den vielfrequentierten Stiften gibt es nun kaum noch Besucher. Das Stift Melk schloss z. B. das gesamte Areal, in Göttweig wurde der Ostermarkt abgesagt. Aus Seitenstetten heißt es: „Die Klostergemeinschaft betet und feiert in ihren Räumlichkeiten, in den Anliegen der ihnen anvertrauten Menschen.“ Die Stifte und viele Pfarren informieren über ihre Maßnahmen auf ihren Webseiten und sozialen Medien. Allerdings halten die meisten Kirchen offen und laden zum persönlichen Gebet ein, etwa die Basilika
Maria Taferl oder die St. Pöltner St. Johannes Kapistran-Kirche. Freilich mit der Weisung, genügend Abstand von anderen Menschen zu halten.
Begräbnisse im kleinsten Kreis
Besonders schmerzlich ist, dass Begräbnisse nur mehr im kleinsten Kreis abgehalten werden können. In St. Valentin wurde KR Franz Breuer beerdigt. Viele Trauernde haben sich angesagt – allein aus seiner früheren Pfarre Raxendorf wäre ein Bus gekommen –, aber aufgrund der Bestimmungen konnten die Begräbnisfeierlichkeiten nur mit 50 Personen stattfinden, wie Zelebrant Hans Zarl berichtet. Er bedauert, dass nicht mehr Menschen kommen konnten, denn der bescheidene Pfarrer i. R. Breuer habe sich viele Verdienste erworben. U. a. hat Breuer mit der Katholischen Jugend Raxendorf eine der größten KJ-Ortsgruppen in der Diözese ins Leben gerufen.
So manche Pfarre bietet über die neuen Medien wie Facebook, Live-Streams oder Internetplattformen
die Möglichkeit, online Gottesdienste mitzufeiern. „Komm und hole dir die nötige Kraft durch das Wort auf der Homepage der Pfarre Großgöttfritz unter dem Link Kraftquelle!“, informiert der Pfarrverband Herz Jesu im Waldviertel.
Die heilige Messe aus dem Gebetsraum von Kirchberg/Pielach wird täglich übertragen. Beim Stundengebet kann man ebenfalls unter der Internetadresse https://martinswallfahrt.at/pfarre-live täglich dabei sein.
Der Pfarrer von Oed und Zeillern, Rupert Grill, wird in dieser herausfordernden Zeit auf seinem Youtubekanal seine Sonntagspredigten online stellen. Die Pfarre Eichgraben feiert mit Kaplan Alexander Fischer mittels Live-Video auf Facebook. Die Pfarre Biberbach überträgt die Messen ebenfalls (pfarre.kirche.at/biberbach). Gerhard Jessl, Pastoralassistent der Pfarre Amstetten Herz Jesu, lässt die Firmstunden nicht entfallen, sondern bietet seinen Alphakurs per YouTube an.
Das Netzwerk der Pfarren hilft in diesen Tagen besonders. Immer mehr Pfarren bieten konkrete Nachbarschaftshilfen an oder unterstützen die Aktionen der Gemeinde. Der Pfarrer von Grünau, Pater Leonhard Obex, segnete mit dem Allerheiligsten in dieser schweren Zeit die Göttweiger Stiftspfarren. Er sagt: „Wir fühlen uns nicht nur in der Feier der Gottesdienste miteinander verbunden. Wir versuchen auch in dieser außergewöhnlichen Zeit aufeinander zu schauen.“ Sollte jemand Hilfe benötigen z. B. für die Besorgung von Medikamenten oder für ein Gespräch, dann ist jemand aus dem Seelsorge-Team erreichbar.
Seitens der Pfarre Mautern gibt es eine Hilfsplattform unter www.frankenburger.at mit dem Ziel, jüngere Leute zur Hilfe für Unterstützungsbedürftige zusammenzubringen, wie Pfarrer P. Clemens Reischl berichtet.
Manche Pastoralassistenten, Diakone oder Priester engagieren sich bei Blaulichtorganisationen. Der Pfarrer von Bad Traunstein, Gerhard Gruber, hat bereits angekündigt, auch als Reservist für das Rote Kreuz bereitzustehen.
Das Geläut der Glocken zu den Gebetszeiten und zur Wandlung wird jetzt vielleicht stärker wahrgenommen als sonst. Die Priester der Diözese hoffen, bald wieder in Gemeinschaft zu feiern. Josef Spindelböck sagt stellvertretend für viele Geistliche, er zelebriere weiter sonntags in Mühldorf – „jetzt eben in nicht öffentlicher Form, aber doch in der geistigen Verbundenheit mit allen Pfarrangehörigen!“
Autor:Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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